Looms: Voll im Trend

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Oma Mechthild hat eines in orange-rosa gestreift, Mama sucht sich immer eine andere Farbe aus und der kleine Bruder besitzt es in den Deutschlandfarben. Die Sprache ist von den neuen Rainbow Loom Bands – oder einfacher gesagt: Freundschaftsbändchen aus Gummi. Franziska (8) hat neben der Familie auch schon die Nachbarschaft damit versorgt.

Derzeit werden von Eltern die Gummiringe im Tausenderpack gekauft weil der Nachwuchs die Liebe zum Häkeln neu entdeckt hat. Es ist ein Trend der salonfähig geworden ist. Selbst im englischen Königshaus sind die neonfarbigen Gummikringel bereits gesichtet worden. Loom-Armbänder kann man ganz leicht selber machen. Es ist eigentlich eine Kombination aus knüpfen und häkeln. Man braucht einen Webrahmen und eine Häkelnadel. Auf dem Rahmen werden die Ringe nach Anleitung gespannt und dann mit der Nadel verwoben, so dass daraus ein geflochtenes Band entsteht.

Trends kommen und gehen. Sie entstehen oft aus Zufall, das war auch hier der Fall: Auf die Idee kam vor vier Jahren ein Amerikaner. Er hatte Gurte bei einer japanischen Automarke eingefädelt. Als er beobachtete, wie gerne seine Töchter mit den Gummibändern spielen, brachte es ihn auf diese Idee.

Carola Klemm aus Obernburg: „Ich finde die Gummibänder sinnvoller als manchen anderen Trend. Feinmotorik, Konzentration und Ausdauer werden hier gefördert und da das weben doch recht flott geht haben die Kinder natürlich auch schnell ein Erfolgserlebnis. Die Teile sind sehr variabel und die Kinder verschenken sie auch gern. Vor allem finde ich es überraschend, dass das Interesse bei Jungen und Mädchen gleichermaßen groß ist. Ich habe auch schon welche geschenkt bekommen.

Trends gab es schon immer

Wie werden Trends erkannt? Trendforschungsinstitute analysieren durch Marktbeobachtung, Datenerfassung, Umfragen, Konsumverhalten die aktuellen Entwicklungen und erkennen auf diese Weise die Trends von morgen. In Form von Illustrationen, Visualisierungen und Beschreibungen werden diese dann dargestellt. Ein Trend entwickelt sich meist durch eine Weiterentwicklung oder eine Idee. Von Trends ist natürlich auch unser Kaufverhalten betroffen. Daher ist für Unternehmen wichtig diese zu erkennen um darauf möglichst schnell zu agieren. Denn Unternehmen führen Marken und Marken entwickeln sich durch die Gesellschaft.

Nicht nur Mode ist trendy

Man findet Trends in den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens, von der Ökonomie über die Politik bis zur Konsumwelt – und nicht wie oft angenommen nur im Bereich der Konsum- und Modewelt.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt dass wir regelmäßig den Trends der Zeit erlagen: Hula Hoop war bereits in den 50er und 60er Jahren hipp. Er wurde dann für viele Jahrzehnte in die Kinderecke verbannt und kommt jetzt in den Sportstudios wieder zum Einsatz. Und wer erinnert sich nicht noch an den „Malen nach Zahlen“-Hype in den 70ern. Plötzlich konnte auch der Untalentierteste ein Meisterwerk kreieren. Und in deutschen Wohnzimmern zierten unzählige Pferde- und Hundebilder die Wände. Oder konnten auch Sie sich damals zu den glücklichen Bonanza-Rad-Besitzern zählen? Als Bonanzarad-Fahrer war man echt cool. Die Mädels bekamen meistens ein Klapprad. Alle wollten nur noch Klappräder obwohl man sie nie als solche verwendet hat. In den 80ern waren die bunten Discoroller oder Rollerblades der Hit. Und nachmittäglicher Treff war die Rollschuhbahn. „Trends sind für mich auch schöne Kindheitserinnerungen“, sagt Carola Klemm. Sie ist für die Mittagsbetreuung an der Volksschule in Obernburg zuständig und auch dort sind die Bändchen derzeit täglich Thema.

Skateboard war gestern

Der Trend, der bei Jugendlichen zurzeit im sportlichen Bereich hoch im Kurs steht, ist das Longboard. Es ist mit einer Länge zwischen 90 und 150 cm die Langbrettvariante des Skateboards. Das Longboard hat das Skateboard und die Inline-Skates abgelöst. Es ist, gerade auch für Anfänger, einfacher zu fahren als Skateboard. Die Wheels (Räder) sind größer und weicher, der Radstand ist länger. Außerdem ist es schneller als ein Skateboard. Positiver Nebeneffekt: Die Kids sind in Bewegung und an der frischen Luft.

Was IN ist, ist nicht immer gut

Freundschaftsbändchen sind harmlose Trends, die sich sogar positiv auf die Entwicklung von Kindern auswirken können. Da hier die Feinmotorik, Konzentration und die Ausdauer gefördert werden. Es gibt aber auch Negativtends bei Jugendlichen die auf Kosten der Gesundheit gehen. Etwa das Rauchen, Komasaufen, der Umgang mit Drogen oder Cyber-Mobbing. Bei diesen Trends agieren dann auch Jugendamt und Schulen und bieten Beratungsstellen oder Präventionsprojekte an.

Dr. Stefan Schüßler leitet seit über 30 Jahren die Erziehungsberatungsstelle der Caritas für den Landkreis Miltenberg seiner Meinung nach sind Trends praktisch immer kurzfristige und vorübergehende Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen. Es handelt sich eben nicht um sogenannte Mega-Trends, die ihre Wirkungen mindestens 30 Jahre lang entfalten müssen. „Trends bei Kids haben immer mit Spaß zu tun und immer auch etwas mit Abgrenzung von den Eltern und der älteren Generation. Jugendliche versuchen, zum Teil auf bewusst provokante Art, neue Positionen zu besetzen, indem sie andere Dinge oder Dinge anders machen als ihre Eltern. Oft regen Trends Eltern auf, weil Eltern auf Veränderungen allgemein eher mit Misstrauen reagieren. Ungewohntes, Unbekanntes, Fremdes ist immer gewöhnungs- bzw. auch erklärungsbedürftig. Trends haben für Kinder und Jugendliche oft auch die wichtige Funktion, die Zugehörigkeit zu ihrer Peergroup der Gleichaltrigen zu verdeutlichen. Der Anschluss an eine Peergroup ist für Jugendliche sozusagen das Gegenstück zur Abgrenzung von den Eltern; hier wendet man sich eher ab, hier eher zu, und enorm wichtig für die eigene Entwicklung der Selbstfindung.

Ich bin 63 Jahre alt. In meiner Jugend hat sich der Geschmack der Musik und der Kleidung total verändert. Lange Haare waren plötzlich in, für Eltern ganz schrecklich. Jungs trugen Hosen mit weitem "Schlag", unmöglich, und Mädchen Miniröcke, wie unmoralisch. Heute würde man darüber lachen, aber damals war das für Eltern ein dramatisches Abgleiten der Jugend in die Unmoral, in die Schlechtigkeit, in den Untergang. Der Untergang des Abendlandes wurde schon befürchtet.

Trends haben selten mit gut oder schlecht zu tun. Die Jugend heute ist nicht besser und nicht schlechter als die Jugend von gestern. Sie sucht sich ihren Weg - sie sucht neue Wege. Und da sind Trends etwas Wichtiges. Trends sind also etwas Normales, ja vielleicht sogar etwas Notwendiges“.
Deshalb, liebeLeserinnen und Leser, Trends gab es schon immer und wird es immer geben. Die meisten davon sind von absehbarer Dauer. Und bevor die Kids zur Zigarette greifen, dann doch lieber zur Häkelnadel.

Autor:

Sylvia Kester aus Miltenberg

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