Kulturweg vereint Landschaft, Historie und Geologie
Unter den insgesamt 72 europäischen Kulturwegen ist der Kleinwallstadter Weg „Am Weißen Leimen“ einer der schönsten und abwechslungsreichsten. Das touristische Potenzial dieser Route spiegelt sich in einer Broschüre wider, die nun umfassend überarbeitet und aktualisiert wurde. Am Samstagnachmittag wurde nicht nur die Broschüre vorgestellt, auch der Kulturweg „Am Weißen Leimen“ wurde neu eröffnet.
Bürgermeister Thomas Köhler konnte sich gut an die Eröffnung des Weges im Jahr 2002 erinnern. In den vergangenen 15 Jahren habe sich aber viel getan, zählte er unter anderem die Anlage eines Waldlehrpfads, die Grabungen am alten Schloss und die Sanierung mehrerer Gebäude im Ortskern auf. Alle diese Stationen seien in den Kulturweg eingebettet, sagte er und lud alle Gäste ein, diese wunderschöne und vielfältige Kulturlandschaft zu besuchen. Die Route führe vom Parkplatz am Birkenhof auf einem steilen Anstieg zum alten Schloss, zur Christkönigskapelle und die Almhütte, in den Ort zu den sanierten Gebäuden und durch Streuobstwiesen zurück zum Parkplatz, erklärte er den mehrere Kilometer langen Weg. Sein Dank galt dem Archäologischen Spessartprojekt, dem Heimat- und Geschichtsverein, dem Aktionsbündnis Streuobst, der Jägerschaft und dem Gemeinderat, der mit seinen Beschlüssen den Weg geebnet habe.
Landrat Jens Marco Scherf wies auf die Renaissance des Wanderns hin, das sich seit Jahren steigender Beliebtheit erfreut. Etwa zwei Drittel aller Deutschen schnüre zumindest gelegentlich die Wanderstiefel, wusste er. Der Kulturweg in Kleinwallstadt sei einer der ersten Kulturwege des Archäologischen Spessart-Projektes, sagte Scherf, zudem sei er der erste Kulturweg im Landkreis. Er erschließe eine einzigartige Kulturlandschaft – von den Niederungen des Maintales bis auf die ersten Anhöhen des Spessarts. Die europäischen Kulturwege seien hervorragend geeignet, die Landschaft begreifbar und erlebbar zu machen – nicht nur für die Bevölkerung vor Ort. Sie seien zudem ein ideales touristisches Angebot für Übernachtungsgäste während des Urlaubs, vor allem aber für Tagesausflügler. „Insbesondere die Tagesgäste spielen hier eine wichtige Rolle“, wies der Landrat auf rund 17 Millionen Tagesgästen hin, die in jedem Jahr die Region Spessart-Mainland besuchen und über 400 Millionen Euro pro Jahr umsetzen. Er gratulierte dem Tourismusverband Spessart-Mainland, der das touristische Potenzial der Kulturwege schon vor vielen Jahren erkannt und erstmals 2008 in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Spessartprojekt eine Broschüre herausgegeben habe. Wichtig sei, dass darin auch jede Menge Einkehrtipps präsentiert werden, „denn Einkehren ist fast so wichtig wie das Wander- und Kulturerlebnis.“ Deshalb gelte sein Dank allen am Projekt Kulturwege beteiligten Akteuren, so der Landrat, für den fest steht: „Es lohnt sich, hier Urlaub zu machen.“
Für Gerrit Himmelsbach (Archäologisches Spessartprojekt) geht es darum, mit dem Kul-turweg Heimat und Identität zu vermitteln. Früher sei es selbstverständlich gewesen, dass sich die Menschen um Streuobstwiesen, Äcker und Wiesen gekümmert haben. Die Realitäten hätten sich aber geändert, wusste er, die nächste Generation kämpfe mit anderen Herausforderungen. Die Landschaft, wie sie über Jahrhunderte entstanden sei, könne nur mit größter Mühe erhalten werden. Am Beispiel des Streuobstes könne man dankbar sein, dass es eine Initiative gibt, die sich um den Erhalt der Wiesen kümmert, lobte Himmelsbach. Man könne nur den Hut vor den Akteurinnen und Akteuren ziehen, die die Landschaft mit viel Mühe erhalten, lobte er. Damit mache man den Gästen klar: „Die Leute kümmern sich um ihre Landschaft.“
Anschließend wanderte die etwa 50-köpfigeTruppe zunächst an das alte Schloss, wo Jürgen Jung Interessantes über die Geschichte dieses Gebäudes erzählte. An Hügelgräbern vorbei, ging es über den Plattenberg, wo Matthias Staab speziell auf die sich verändernde Vegetation einging. Nach einer Stärkung in der Almhütte wanderte der Tross am Steinbruch Am Klinger vorbei in den Ort hinein, wo unter anderem das Templerhaus in Augenschein genommen wurde.
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