Schloss-Theater, Miltenberg
filmtipp: Fragen Sie Dr. Ruth
Regisseur Ryan White fühlt in seinem biographischen Dokumentarfilm "Fragen Sie Dr. Ruth" der rüstigen Dame auf den Zahn und kreiert mit Archivmaterial, aktuellen Interviews und animierten Passagen ein umfassendes Porträt. Ruth Westheimer lebt tatsächlich ein Jahrhundert-Leben: 1928 als Karola Ruth Siegel geboren und in Frankfurt / Main aufgewachsen, schickten sie ihre jüdischen Eltern - die später Opfer des Holocaust wurden - 1939 in die Schweiz, wo sie in einem Kinderheim lebte. Später studierte sie unter anderem in Paris und New York Psychologie und Soziologie. Die Holocaust-Überlebende wurde in den USA als Therapeutin bekannt, die immer klar Position bezog. So trat sie in der Aids-Debatte homophoben Argumenten vehement entgegen und beflügelte mit ihren unverblümten Äußerungen die Gender-Debatte. HIV, Erektionsstörungen, die besten Sexstellungen: Es gibt für Dr. Ruth kein Thema, das sie nicht mit viel Sachwissen und genauso viel Einfühlungsvermögen und Respekt behandelt hätte. Auch abseits ihres Daseins als Kultfigur führte sie ein bewegtes und bewegendes Leben. Ruhestand gäbe es für sie nicht, sagt Ruth Westheimer einmal im Film. Sie hat viel zu erzählen: Über ihre Kindheit als orthodoxe deutsche Jüdin während des Zweiten Weltkriegs, die Zeit als Untergrundkämpferin in Palästina oder ihre drei Ehen, von denen die letzte bis zum Tod des Ehemanns gehalten hat. In "Fragen Sie Dr. Ruth" erlebt man eine lebenskluge Frau, die den Raum einzunehmen vermag, sobald sie ihn betritt. Noch heute spürt man bei der 92- Jährigen eine unfassbare, ansteckende Power.
Dokumentarfilm | FSK 6 | 100 Min
Sonntag, 27. 9. um 17.45 Uhr
Montag, 28.9. um 17.45 Uhr
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