Challenges - gefährlich, sinnlos, einfach nur Spaß oder können sie doch was bewegen?

Erst hüpfen und sich filmen lassen, dann das Video einschicken: So funktioniert die „Eschau-macht-fit-Sommerchallenge“, die am Montag, 27.7.2020 gestartet ist. | Foto: Markt Eschau
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  • Erst hüpfen und sich filmen lassen, dann das Video einschicken: So funktioniert die „Eschau-macht-fit-Sommerchallenge“, die am Montag, 27.7.2020 gestartet ist.
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Schon vor der Corona-Pandemie geisterten sie durchs Netz und die sozialen Medien: die sogenannten Challenges (für die Nichtenglischsprachigen: Herausforderungen). Wie sie funktionieren? Irgendjemand führt eine Handlung durch, stellt davon ein Foto oder ein Video ins Netz und nominiert dann andere Personen, damit sie das Gleiche tun.

Der Eiskübel für den guten Zweck

Die bekannteste Challenge war mit Sicherheit die sogenannte „Ice Bucket Challenge“ im Jahr 2014. Bei dieser Herausforderung sollte auf die Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) aufmerksam gemacht und gleichzeitig Spenden eingesammelt werden. Unzählige Videos waren damals im Netz zu finden, in denen bekannte Stars und Sternchen, aber auch Menschen wie du und ich, sich mit eiskaltem Wasser übergossen und gegenseitig nominierten. Die Idee dahinter war, dass man durch den kurzen Kälteschock einmal ganz kurz spürt, was ein Gelähmter sein ganzes Leben lang erträgt. Wer das nicht wollte, musste 100 Dollar spenden.
Die Aktion war übrigens ein voller Erfolg. Bis 27. August 2014 kamen insgesamt 94,3 Milliarden US-Dollar für die ALS-Forschung zusammen. Seit 2014 ist einiges in den sozialen Netzwerken passiert, und es gab und gibt natürlich auch die ein oder andere Challenge, die viral ging, manche lustig, manche aber auch lebensgefährlich, wie die Kulikitaka-Challenge. Wie es anders geht, zeigt die „Eschau-macht-fit-Sommerchallenge“, die am Montag, 27. Juli 2020 gestartet ist.

#eschau-macht-fit! –Die Sommerchallenge

Der Markt Eschau vergibt an Kinder und Jugendliche aus der Gemeinde kostenlose „Markt-Eschau- Springseile“, damit sie sich über die Sommerferien fit halten können. Für die besondere Herausforderung kann man zusätzlich an der Challenge „#eschau-macht-fit!“ teilnehmen. Es funktioniert ganz einfach: An einem der Ausgabetage können sich die Kinder und Jugendlichen das Springseil abholen. Nun gilt es, über den Sommer das Hüpfen zu üben. Anschließend wird per Handy ein Video aufgenommen, das erkennen lässt, wie lange der/die Herausforder(in) mit dem Springseil ohne anzuhalten bzw. hängenzubleiben hüpfen kann. Das gedrehte Video wird per WhatsApp an die Jugendbeauftragte, Katja Fersch, bis spätestens 6. September geschickt. Der/die Gewinner(in) in der jeweiligen Altersstufe wird mit einem tollen Preis ausgezeichnet.

Von Klopapier bis Kulikitaka – es kann gefährlich werden!

Seit der Ice Bucket Challenge 2014 ist einiges in den sozialen Netzwerken passiert. Da gab es die Birdbox Challenge, in Anlehnung an den Netflix-Film Birdbox, bei dem die Menschen mit verbundenen Augen versuchten, verschiedene Aufgaben im Alltag zu bewältigen. Oder die Ten Years Challenge, bei der zwei Fotos nebeneinander gepostet wurden, die 10 Jahre auseinander lagen. Unvergessen bleibt sicher auch für einige Vereine aus der Region die Klopapier Challenge, die im Frühjahr den kreativen Umgang mit Klorollen förderte – sofern man welche hatte ... Auch der Sportverein Weilbach war nominiert worden und drehte ein Video. Horst Bauer vom SV: „Die CGW (Carnevalsgesellschaft Weilbach, Anm. d. Red.) ließ uns ziemlich wenig Zeit, doch trotz der Eile zeigten unsere Spieler und Trainer Fantasie und dass sie mit der Klorolle am Fuß umgehen können. Daher ist doch in der kurzen Zeit etwas zusammen gekommen. Bei den von uns Nominierten habe ich nichts gesehen oder mitbekommen, ob diese die Challenge durchgezogen haben.“

Während diese Herausforderungen ja noch ganz lustig und zum Teil auch interessant waren, gibt es seit diesem Jahr eine Challenge, die unter bestimmten Umständen sogar tödlich enden kann: Die Kulikitaka Challenge auf TikTok (ein soziales Netzwerk ähnlich wie Instagram). Bei dieser Herausforderung geht es darum, Kühe zu erschrecken. Klingt erstmal harmlos, sieht man genauer hin, versteht man, warum diese Challenge nicht nur dumm, sondern auch gefährlich ist. Kühe sind Fluchttiere. Erschreckt man sie, kann es durchaus sein, dass in der ganzen Herde Panik ausbricht. Ist ein Bulle in der Herde oder haben die Kühe Kälbchen, kann sich die Situation auch so darstellen, dass sofort in den Angriffsmodus geschaltet wird. Ein Bulle kann übrigens gut und gerne eine Tonne an Gewicht auf die Waage bringen, aber auch eine „normale“ Kuh wiegt so einiges. Kühe auf der Flucht und in Panik trampeln alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Das können Zäune sein, aber eben auch der Mensch, der ja nur eine lustige Challenge mitmachen wollte ... Auch für die Tiere kann es schlecht ausgehen, wenn sie sich in Panik an Zäunen verletzen oder etwas brechen. Diese Challenge löste massive Kritik aus und nicht nur Landwirte fragten sich, wie blöd manche Menschen sein können und wie wenig Respekt den Tieren entgegengebracht wird. Zwischenzeitlich hat TikTok übrigens die Videos zu dieser Challenge gelöscht.

Mit Kindern und Jugendlichen über Challenges sprechen

Turnusmäßig kursieren in den sozialen Netzwerken Warnungen vor Challenges, die Kinder und Jugendliche stark ängstigen und sogar in den Selbstmord treiben sollen – Stichwort Goofy Challenge oder Blue Whale Challenge. Der Verein Mimikama veröffentlicht auf seiner Webseite regelmäßig Informationen und Tipps zum Umgang mit solchen Meldungen und Kettenbriefen. Eltern wird geraten, solche Warn-Posts nicht ungeprüft zu teilen, sondern sie zu löschen. Das Weiterleiten ist zwar gut gemeint, spielt den Urhebern aber in die Tasche, ähnlich wie bei Kettenbriefen. Auch sollte man mit den eigenen Kindern darüber sprechen, ihnen die Wirkungsweise solcher Meldungen erklären und klarstellen, dass es keine Auswirkungen auf einen selbst hat, wenn man Anweisungen in Kettenbriefen oder Challenges nicht befolgt. Mehr Infos dazu unter https://www.mimikama.at/.

Bei dem großen Potenzial an Unsinn, der mit Challenges einhergehen kann, fragt man sich, ob die Welt das braucht. Aber: Viele Challenges machen einfach Spaß oder bringen Leute dazu, sich zu bewegen. Und jeder kann schließlich selbst entscheiden, ob er mitmacht oder nicht.

Autor:

Miriam Weitz aus Obernburg am Main

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