Gottesdienst zu Allerheiligen -
Zurückschauen erschwert den Neuanfang
In der Eucharistiefeier zu Allerheiligen am 01.11.23 wollten wir Gott danken, dass er einfachen Menschen Heiligkeit geschenkt und viel Gutes damit getan habe, so Pfarrer Toni Wolf. In seiner Predigt ging er darauf ein, dass Katholiken es gewohnt seien, die Heiligen vielfach darzustellen, in Bildern und Skulpturen. Um unsere Verehrung für sie deutlich zu machen, stellten wir sie auf Sockel oder Podeste. Dadurch rückten wir sie in Gottes- oder Himmelsnähe. Die Nähe zu den Menschen bzw. zur Welt gehe damit verloren. Die Heiligen könnten uns viel Hilfe für unser Leben geben, wenn wir ihr Leben anschauen und bedenken würden. Der Alt-Abt von Maria Einsiedeln, Pater Martin Werlen, habe eine interessante Idee umgesetzt, als er Propst in der Propstei St. Gerold im Großwalsertal gewesen sei. Nämlich als das dortige Exerzitienhaus und Bildungszentrum renoviert werden mussten, verwahrte er die Heiligenfiguren nicht an einem sicheren Ort. Vielmehr setzte er diese während des Umbaus mitten in die Baustelle hinein: Die Krippe stellte er auf ein Baugerüst, die Muttergottes auf einen Schuttberg und den Heiligen Josef platzierte er in alte Holzbalken hinein. Er schottete sie nicht ab, sondern stellte sie genau dorthin, wo sie hin gehörten – in den Dreck der Welt. Sie würden verehrt, weil sie im Dreck der Welt gewirkt hätten. Hier sei eine Madonna an einer Hauswand in Rom ein gutes Beispiel: Es sei die Madonna der Dirnen, die für die Frauen ein Hoffnungszeichen sei. Weitere Beispiele seien der Heilige Leonhard oder der Heilige Nikolaus von Flüe. Beide seien fromme Einsiedler gewesen. Viele Menschen hätten deren Rat gesucht und dadurch den Dreck der Welt zu diesen heiligen Männern gebracht. Nur wer derart sein Leben eingesetzt habe, werde vom Herrgott erhoben und von den Menschen verehrt. Gottes Auftrag an uns sei es, so zu leben, wie die Heiligen. Wer sich im Leben nicht vorsehe, habe schnell das Nachsehen. In der Hl. Schrift gebe es in der Gestalt von Lots Frau ein Negativbeispiel. Wir könnten Gottes Auftrag nur umsetzen, wenn wir vorwärts gingen in eine neue Zukunft und nicht, wenn wir in die Vergangenheit zurückschauten. Vorwärts zu gehen sei eine Eigenschaft, das Grundwesen der Heiligen und auch der Kirche. Zurückzuschauen, nachzutrauern verhindere das Weiterkommen und reize zu Abrechnung und Rache. Dies gelte auch für Kriegssituationen. Einen Schlusspunkt zu setzen, neu anzufangen sei wichtig für die Kirche, die untergehen werde, wenn sie nur zurückblicke. Zurückzublicken verdrehe den Kopf für die Zukunft: Gott sei vorne, nicht hinten. Wir gingen nach vorne auf Gott zu, in die Zukunft des Himmels. Nach den Fürbitten bat Pfarrer Wolf um ein stilles Gebet für den Frieden in der Welt, den nur Gott geben könne, den aber die Menschen ermöglichen müssten. Wenn wir hier die Heiligen gefeiert hätten, setzten wir dies heute Nachmittag beim Friedhofsgang fort. Denn wer in Christus gestorben sei, werde auch mit ihm leben, sagte Pfarrer Wolf zum Abschluss.
Nina Reuling
Autor:Nina Reuling aus Miltenberg |
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