Patrozinium der PG St. Martin -
Kirche aus lebendigen Steinen
„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt. 25, 40). Diese Aussage Jesu im heutigen Evangelium stehe exemplarisch für den Heiligen Martin, der ein Bild für das Teilen darstelle, sagte Pfarrer Jan Kölbel bei der Begrüßung der Gläubigen anlässlich des Patroziniums der Pfarreiengemeinschaft St. Martin am 12.11.23. Die Martinsumzüge der letzten Tage erinnerten an die großherzige Tat des Hl. Martin, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt habe und der in dem Bettler Jesus selbst begegnet sei. Alle Heiligen verwiesen auf Christus, um dessen Erbarmen wir nun bitten wollten.
In seiner Predigt ging Pfarrer Kölbel auf die „Immobilienkategorisierung“ ein, die wie ein Gespenst im Bistum Würzburg umgehe. Dabei kämen alle kirchlichen Gebäude auf den Prüfstand. Es werde überlegt, was man angesichts schrumpfender Gläubigenzahlen und sinkender Einnahmen wirklich brauche bzw. was man sich auf Dauer noch leisten könne. Die Einschnitte seien notwendig, aber schmerzlich - schließlich seien Kirchen und Pfarrheime nicht irgendwelche austauschbaren Gebäude. Sie stifteten Identität, seien Heimat und Ort der Begegnung für viele Gläubige. Gerade Kirchengebäude seien nicht nur Versammlungsräume, sondern viel mehr Orte der Begegnung mit dem lebendigen Gott. Die Immobilienkategorisierung treffe unsere Pfarreiengemeinschaft ganz besonders. Miltenberg und Bürgstadt hätten mehrere Kirchen und Breitendiel habe neben der Kirche noch den Kindergarten, das Pfarrgemeindehaus und das Jugendheim. Wichtiger als die Gebäude sei jedoch das „Haus aus lebendigen Steinen“, also die Gemeinschaft der Kirche. In Franken werde das Kirchweihfest traditionell um den Martinstag herum begangen. Dies habe zum einen historische Gründe. Der Hl. Martin sei der Reichsheilige im Frankenreich gewesen. Martinspatrozinien verwiesen stets auf das hohe Alter einer Kirche bzw. einer Gemeinde. Dies treffe auf die Martinskapelle in Bürgstadt zu, die zu den ältesten Kirchen im Bistum gehöre. Die Martinikirchweih könne aber auch im übertragenen Sinne gesehen werden. Mehr Wert als auf Kirchen aus Stein habe der Hl. Martin auf das Haus aus lebendigen Steinen, verkörpert durch Arme und Notleidende, gelegt. Zum heutigen Kirchweihfest dürften wir mit einem nüchternen Blick auf unsere kirchlichen Gebäude schauen und überlegen, ob wir diese Gebäude noch füllten oder ob wir uns in viel zu großen Räumen verlieren würden. Dazu gehöre aber auch die emotionale Seite: Was bedeute mir unsere Kirche, unser Pfarrheim? Was müsste sich ändern, damit alten Gebäuden wieder Leben eingehaucht werden könne? Das II. Vatikanische Konzil habe das Bild des „pilgernden Gottesvolkes“ geprägt. Jeder, der auf eine Pilgerreise gehe, überlege sich gut, was er mitnehme. Genauso müsse sich die Kirche immer wieder fragen, was nötig sei, um ihren Auftrag zu erfüllen. Pfarrer Kölbel bedankte sich beim Kirchenkaffeeteam und seinen Konzelebranten, Pfarrvikar Ninh und Pfarrer Kleinhenz.
Nina Reuling
Autor:Nina Reuling aus Miltenberg |
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