Bildergalerie und Reportage
Unterwegs in und bei Miltenberg am Beginn der Karwoche 2020
Impressionen aus Miltenberg am 06. April 2020 am Montagnachmittag.
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Es ist 17 Uhr: Wer derzeit in der Kreisstadt oder in der Region unterwegs ist, hat triftige Gründe.
Ein Apothekenbesuch steht an. In kleinen Schlangen warten Kunden im gehörigen Abstand vor dem Eingang.
Mundschutz tragen in einem benachbarten Supermarkt zwei ältere Frauen und schieben fast in Zeitlupe ihre Einkaufswägen durch den Laden. Toilettenpapier und Haushaltsrollen gibt es hier noch. Es herrscht keine Panik - es darf nur ein Exemplar mitgenommen werden. Mehr als dreißig Leute sollen hier im Discounter nicht unterwegs sein. Könnte hinkommen. Schwachstellen für eine zu große Nähe ist der Kassenbereich. Die Verkäuferin schützt sich durch ein Plexiglas-Scheibe. Kartenzahlung wird bevorzugt.
Eine Seniorin kommt mit Rollator von ihrem kleinen Ausflug am Main zurück ins Altenwohnheim. Einige Minuten sonnt sie sich noch auf einer Bank und genießt die farbenprächtigen Blumen rundum: Bienen, Hummeln und Schmetterlinge sind rege bei der Nektarsuche.
In der Miltenberger Innenstadt dominiert die Leere. Fußgänger sind auf den Heimweg. Radfahrer streben auch schneller als sonst ihr häusliches Ziel an. Diszipliniert warten ein halbes Dutzend Leute vor einem Eiscafé auf eine "süße Versuchung": mit drei oder vier Kugel-Portionen geht es in Richtung Engelplatz oder "Schnatterloch". Die warme Frühlingssonne mit 24 Grad Celsius ist appetitanregend.
Der Gang über den fast leer gefegten Marktplatz ist ernüchternd. Kein Wasser sprudelt aus dem österlich geschmückten Renaissancebrunnen.
Hoffnungsschimmer sind nur österliche Dekorationen am altehrwürdigen Denkmal selbst und in einem kleinen Schaufenster auf dem Weg zur Burg. Liebevoll schmückt hier der Hausbesitzer mit seiner Frau - passend zur jeweiligen Saison - eine Fenster-Auslage.
Dabei werden alte Erinnerungen an die eigene Kindheit wach: Osterferien, Osterhase, Eiersuche, Osterspaziergang à la Wolfgang von Goethe, Palmprozessionen, Karwoche, Karfreitags-Klappern, Auferstehungsfeier und Osternacht usw.
Diesmal geht der Weg nicht zur Mildenburg, sondern über einen steilen Wanderweg hoch in Richtung Greinberg. Zwei Mountainbike-Fahrer halten für einen Moment inne und genießen wie ich die
Aussicht auf das Maintal.
Ich schaue auf die Uhr: es ist Zeit, den Heimweg anzutreten. Der Sonnenuntergang ist schneller da als erwartet. Im Osten steigt der Fast-Vollmond auf. Es kühlt ab.
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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