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Karsamstag 2020 - im Zeichen von Corona: auf der Suche nach Halt
Impressionen vom 11.04.2020
Ein schöner Sonnenaufgang - wie in den letzten Tagen in der Karwoche - startet. Fast pünktlich um sieben Uhr hört man es hämmern, sägen und werkeln in einem kleinen Ort im Miltenberger Landkreis. Es gibt viel zu tun im Haushalt, im Garten oder sonstwo in Wald und Flur.
Die Frühjahrsbestellung ist weitgehend abgeschlossen. Der Raps beginnt zu blühen. Ein Landwirt holt zum Gießen Wasser aus einem öffentlichen Brunnen.
Apropos Brunnen. Vielerorts leuchten in Stadt und Land schon die Osterbrunnen. Überall plätschert es und man meint, die Welt sei in Ordnung. Von wegen. Der Corona-Virus hat die langsam ungeduldig werdenden Menschen weiterhin voll im Griiff. Es herrscht Ausgangsbeschränkung und man meidet nähere Kontakte.
Lebhaft geht es in mehreren städtischen Einkaufszentren zu. Viele Kunden tragen Atemschutzmasken. Die desinfizierten Einkaufswägen sind begrenzt, kleine Warteschlangen bilden sich vor den Discountern, Apotheken oder Eisdielen. In der Miltenberger Innenstadt gibt es aufgrund der geschlossenen Läden und Geschäfte so gut wie keine Passanten.
Radfahrer und Jogger flitzen im Eiltempo am Main entlang. Die Vögel am Main sind auf sich allein gestellt: ihr Futter müssen sie selbst suchen - etliche Schwäne, Enten und Tauben sind abgewandert - aber wohin?
"Bleiben Sie gesund!" - " Bleiben Sie zuhause!" - solche Parolen finden sich an Schaufenstern und Türen der Fußgängerzone. Unterhaltung und Abwechslung sind gefragt. Popmusik ist vielerorts zu hören - aus vorbeifahrenden Autos oder aus Wohnungen.
Wer es daheim nicht mehr aushält, ist mit "Kind und Kegel" an der frischen Luft - wohl nur für eine begrenzte Zeit und im gehörigen Abstand, versteht sich.
"Ich freue mich schon auf das Fernsehprogramm heute Abend!", berichtet eine Miltenberger Seniorin. Früher hatte die ältere Dame die Auferstehungsfeier am frühen Ostersonntag ab fünf Uhr besucht - doch das sei ja jetzt in Zeiten von Corona nicht möglich - bedauerte sie.
Auch die Kinder hatten in der ersten Osterferienwoche ihre Verpflichtung beim Karfreitags-Klappern. Am Karsamstag gab es dann von der Bevölkerung eine kleine Entschädigung in Form von Süßigkeiten. Auch dieser alte Brauch kann heuer in der Karwoche nicht gepflegt werden. Das sei schade, meinen zwei Nachbarkinder.
In Bürgstadt war am Karsamstag die St. Martins-Kapelle geöffnet: da konnte nach alter Tradition das aufgebaute "Heilige Grab" in Augenschein genommen werden. Doch auch hier war man als Besucher auf sich allein gestellt. Ruhe draußen und Stille drinnen in der altehrwürdigen kleinen mittelalterlichen Kirche - fast meinte man die Zeit sei stehengeblieben oder man erlebt einen Alptraum - resümiert eineaus der Region.
Solche Kar-und Ostertage gab es wohl noch nie. Gläubige dürfen sich nicht in Gotteshäusern versammeln. Dabei sehnen sich viele nach Trost in Zeiten, wo Kranke allein sind oder sogar sterben und die Menschheit im Griff einer Plage biblischen Ausmaßes ist.
Weitere Bilder und Informationen folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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