Heilmittelerbringer am Limit - Ergotherapeuten, Logopäden, Physiotherapeuten und Podologen tauschen sich in der Gesundheitsregion plus Miltenberg über ihre aktuelle Situation aus
Unter Vorsitz von Landrat Jens Marco Scherf fand am vergangenen Donnerstag ein Treffen der Heilmittelerbringer im Landkreis Miltenberg statt.
Uwe Eisner, Leiter der Arbeitsgruppe „Gesundheitsförderung und Prävention“, selbst Physiotherapeut und Geschäftsführer mehrerer Therapiezentren, hatte das Treffen angeregt, um sich mit den Kolleginnen und Kollegen über die Sorgen und Nöte bei der Berufsausübung auszutauschen.
Landrat Scherf betonte bei seiner Einführung, dass die Gesundheitsregion plus für alle Gesundheitsberufe und damit auch für die Heilmittelerbringer eine sehr gute Plattform zum gegenseitigen Austausch und – wenn gewünscht – auch für eine Vernetzung darstelle. Ihm persönlich sei die angespannte Situation auch bei den Heilmittelerbringern ein besonderes Anliegen. Ein wesentliches Ziel der Gesundheitsregion plus sei es nämlich, Akteure des Gesundheitswesens untereinander, aber auch professionsübergreifend zu vernetzen. Schnittstellen- und Kommunikationsprobleme zwischen den Professionen könnten so effektiv angegangen und einer Lösung zugeführt werden. Darüber hinaus sei auch die Nachwuchsgewinnung in den Gesundheits- und Heilberufen ein prioritäres Ziel der Gesundheitsregion plus.
Die Heilmittelerbringer nutzten die Gelegenheit, um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. Die großen Herausforderungen lägen vor allem im Fachkräftemangel, in den schlechten Berufs- und Arbeitsbedingungen sowie im geringen Berufsstatus im Vergleich zu anderen Gesundheitsberufen.
Spüren würden dies mittlerweile auch die Patientinnen und Patienten, indem es für sie u.a. lange Wartezeiten bis zum Beginn einer Therapie gebe und auch Hausbesuche nur noch sehr eingeschränkt durchgeführt werden könnten. Freie Stellen könnten nicht (nach-) besetzt werden, so dass es auch schon zu Praxisschließungen gekommen sei. Ein weiteres Problem stelle auch ihrem Bereich die überbordende Bürokratie dar, welche viel Zeit verschlinge und die Freude am Beruf und an der Arbeit nehme. Die schlechten Berufs- und Arbeitsbedingungen führten nach Ansicht der Heilmittelerbringer auch dazu, dass zu wenige junge Menschen diese Berufe ergreifen wollen. Die Schülerzahlen seien zurückgegangen. Außerdem stiegen Therapeuten auch oft wieder aus ihrem Beruf aus. Schließlich handle es sich bei den Ausbildungsstätten auch noch überwiegend um private Schulen, bei denen noch Schulgeld gezahlt werden müsse. Mit dem demografischen Wandel steige aber der Bedarf an Heilmitteltherapien weiter an, so dass die Gesundheitspolitik jetzt handeln müsse. Die anwesenden Heilmittelerbringer schlugen auch selbst Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Situation vor: U.a. eine Vernetzung zur gemeinsamen Interessensvertretung, gemeinsame Fortbildungen zur Reduktion von Fortbildungskosten, Austausch mit den Ärzten im Landkreis zur Verbesserung der Zusammenarbeit.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vereinbarten ein nächstes Treffen, um gemeinsam Lösungsansätze für die zentralen Herausforderungen der Heilmittelerbringer im Landkreis zu erarbeiten. Landrat Scherf bot dafür seine Unterstützung an.
Ergotherapeuten, Logopäden, Physiotherapeuten und Podologen aus dem Landkreis Miltenberg, die nicht am Treffen teilgenommen haben, aber zum nächsten Treffen eingeladen werden möchten, können sich gerne an die Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion plus Miltenberg, Frau Lena Ullrich, Tel.: 09371 501-554, E-Mail: lena.ullrich@lra.mil.de, wenden und sich dort dafür vormerken lassen.
Weitere Informationen zur Gesundheitsregion plus Miltenberg unter:
http://www.gesundheitsregion-plus-miltenberg.de.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.