Großer Andrang beim Palliativ-Hospiz-Tag
Der Palliativ-Hospiz-Tag, veranstaltet vom Arbeitskreis Palliativ-Hospiz und dem Landkreis Miltenberg, erfreut sich immer größerer Beliebtheit, das Thema kommt offenbar immer stärker im Bewusstsein der Bevölkerung an. Es waren kaum freie Plätze zu finden, als Landrat Jens Marco Scherf am Mittwoch, 8.11.2017 die Veranstaltung im Bürgerzentrum Elsenfeld eröffnete.
Scherf stellte vor allem die offizielle Unterzeichnung der Charta für schwerstkranke und sterbende Menschen für die Region heraus. Diese Charta richtet sich an Menschen, die aufgrund einer fortschreitenden, lebensbegrenzenden Erkrankung mit Sterben und Tod unmittelbar konfrontiert sind. Damit, so Scherf, solle die Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen weiter verbessert werden. Ihm sei es ein Herzensanliegen, Krank-sein und Sterben in Würde zu sichern, sagte der Landrat und wies auf die betroffenen Menschen und ihre Bedürfnisse hin, die im Mittelpunkt dieser Charta stehen. Ziel sei es, dem Sterbenden und dem Sterben als Teil des Lebens gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. „Die Menschen sollen hier nicht nur gut leben, wohnen und arbeiten, sondern auch im Alter bei schwerer Erkrankung gut betreut und versorgt werden, um in Würde sterben zu können“, fasste Scherf zusammen und stellte alle lobend heraus, die in den sozialen Diensten, den Einrichtungen und Beratungen mitarbeiten sowie alle Ehrenamtlichen, die teilweise schon viele Jahre lang in der Palliativ-Hospiz-Versorgung aktiv sind.
Bevor der Landrat die Charta unterzeichnete, stellte Dr. Matthias Salefsky vom ökumenischen Hospizverein des Landkreises Miltenberg die Prinzipien und fünf Leitsätze der Charta vor. Es gehe darum, die Situation schwerstkranker und sterbender Menschen aus deren Sicht zu erfassen, die Nöte und Bedürfnisse der Betroffenen und deren Angehörigen zu thematisieren, die soziale Dimension des Sterbens zu kennzeichnen, Unterstüt-zungs- und Fördermöglichkeiten aufzuzeigen und Orientierung für die weitere Entwicklung und den Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung zu geben. Die Charta sei „das i-Tüpfelchen im Landkreis“, so Salefsky. Er ging auch auf die Leitsätze der Charta ein. Darin ist unter anderem festgelegt, dass jeder schwerstkranke und sterbende Mensch ein Recht auf Sterben unter würdigen Bedingungen hat und darauf vertrauen muss, dass er in seiner letzten Lebensphase mit seinen Vorstellungen, Wünschen und Werten respektiert wird. Er habe auch ein Recht auf umfassende medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Betreuung und Begleitung entsprechend seiner Lebenssituation, ebenso auf eine angemessene, qualifizierte und bei Bedarf multiprofessionelle Behandlung und Begleitung. Er habe ein Recht darauf, nach dem anerkannten Stand der Erkenntnisse behandelt und betreut zu werden. Die Unterzeichner der Charta setzen sich Salefsky zufolge unter anderem dafür ein, dass Versorgungsstrukturen vernetzt und bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Mit der Unterzeichnung der Charta dokumentierte Landrat Jens Marco Scherf anschließend, dass sich auch der Landkreis Miltenberg – als elfter in Bayern – für die Verbesserung der Situation schwerstkranker und sterbender Menschen, ihrer Familien und ihnen nahestehenden Personen einsetzt und für die Einlösung der Rechte eintritt.
Im Namen des Marktes Elsenfeld begrüßte Bürgermeister Matthias Luxem die zahlreichen Gäste im Bürgerzentrum. Er stellte fest, dass der Hospiz- und Palliativ-Tag in jedem Jahr neue Themenschwerpunkte setzt und auf diese Weise stets interessant gestaltet ist. Die Gesellschaft müsse aber noch lernen, mit dem Thema Sterben und Tod umzugehen, steht für ihn fest. Es sei sehr erfreulich, dass sich die Politik ihrer Verantwortung und der gesellschaftlichen Herausforderung im Zusammenhang mit der Verbesserung der Lebensqualität von sterbenden Menschen bewusst sei, lobte er die Unterzeichnung der Charta.
In ihrem Vortrag „Leben bis zuletzt – die Bedeutung einer palliativen Geriatrie für ein wür-devolles Altern“ berichtete, von ihren beruflichen Erfahrungen. Untermalt von zahlreichen Grafiken und Statistiken, ging sie auf die Probleme geriatrischer Patienten ein, die unter unterschiedlichsten Krankheiten leiden. Sie plädierte dafür, das palliative Wissen in allen Abteilungen der Krankenhäuser anzuwenden. Es gehe darum, sich nicht nur um die letzten 14 Tage des Sterbenden zu kümmern, sondern vielmehr darum, mit der Hospiz-Palliativ-Betreuung schon zu beginnen, wenn klar ist, dass eine Krankheit nicht kurierbar ist. Einen Schwerpunkt ihres Vortrags legte die Ärztin auf die Demenz, die umso häufiger vorkommt, je älter der Mensch wird. Es gebe zwar keine Medikamente zur Heilung der Demenz, erklärte sie, aber man könne man den Fortschritt der Krankheit verlangsamen, wenn man rechtzeitig diagnostiziert wird. Jentschke erklärte auch die Würde-Therapie, mit der Sterbende am Lebensende eine Kurzzeittherapie erfahren, die ihnen ihre Würde zurückgibt.
Nach einer Pause, die musikalisch von Christian Schmitt (Gitarre) und Eva Reis (Gesang) umrahmt wurde, wurden mehrere Einrichtungen der Hospizversorgung im Landkreis Miltenberg und Umgebung vorgestellt. Ausgiebig nutzten die Besucherinnen und Besucher auch die Möglichkeit, die Informationsstände der zahlreichen Kooperationspartner zu besuchen.
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