Großer Andrang beim ersten Pflegetalk
Da haben die Verantwortlichen des Pflegenetzes offenbar einen Nerv getroffen: Mit rund 130 Gästen war die Kleinwallstadter Zehntscheuer am Mittwoch voll besetzt, als Dr. Patri-cia Appel, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, über die „Quellen persönlicher Resilienz“ Informierte.
Auch stellvertretender Landrat Thomas Zöller staunte nicht schlecht über den Andrang bei der Premiere des vom Pflegenetzes in Kooperation mit der Gesundheitsregion plus organisierten Pflegetalks. Das Pflegenetz, am 7. März 2017 gegründet, ist ein trägerübergreifender Verbund von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen aus dem Landkreis Miltenberg, fasste er zusammen. Ziel sei die langfristige Sicherung der Pflege und die Vernetzung der beruflich Pflegenden im Landkreis, wusste Zöller und berichtete vom ersten öffentlichen Auftritt des Zusammenschlusses mit einem Stand auf der Miltenberger Michaelismesse. Mit dem ersten Pflegetalk wolle man die Pflegekräfte weiterbilden und dies auch künftig so handhaben – mindestens einmal pro Jahr. Dabei sollten praxisnahe Themen aufgegriffen werden, so Zöller, aber auch dem fachlichen Austausch unter den Pflegekräften komme große Bedeutung zu. Die Quellen der persönlichen Resilienz – also der eigenen psychischen Widerstandsfähigkeit – zu erkennen und zu nutzen, sei aufgrund von Arbeitsmehrungen, Arbeitsverdichtungen und sonstigen Belastungen eminent wichtig, sagte Zöller und dankte allen an der Organisation der Veranstaltung Beteiligten.
Für die Rohe’sche Altenheimstiftung, die die Veranstaltung maßgeblich organisierte, freute sich deren Leiterin Kerstin Weckwerth über den großen Andrang. Das verdeutliche die Wichtigkeit des Themas, steht für sie fest. Wichtig sei für das Pflegenetz, gemeinsam in der Öffentlichkeit aufzutreten, zeigte sie sich überzeugt vom Erfolg dieses Zusammen-schlusses. Kleinwallstadts Bürgermeister Thomas Köhler freute sich über die „Vorzeige-einrichtung der Altenpflege“ in Kleinwallstadt. Schon häufig habe man in der Zehntscheune über Gesundheitsthemen gesprochen, blickte er zurück und wünschte sich einen guten informativen Austausch.
Mit Moderatorin Patricia Appel hatte das Pflegenetz eine Fachfrau gefunden, die fundiert, aber stets verständlich – und häufig auch humorvoll – über das Thema sprach. Gerade Humor sei sehr wichtig, machte sie den über 100 Gästen deutlich, man müsse auch ein-mal über sich selbst lachen können. Neben weiteren körperlichen Aspekten müsse man darauf achten, genügend Schlaf zu bekommen, sagte sie. Auch Bewegung sei wichtig: „Einfach mal Treppen gehen statt den Aufzug zu nutzen“, schlug sie vor; schon fünf Minuten Bewegung seien wirkungsvoll. Auf den Körper zu achten, sei angesichts der körperlich belastenden Pflegetätigkeit von großer Bedeutung. Wie man sich entspannen kann zeigte sie am Beispiel einer einfachen Atemübung: Ruhig sitzend mit geschlossenen Augen solle man sich bewusst auf das Atmen konzentrieren und den Weg des Atems geistig vorstellen, schlug sie vor, während ihr die Gäste konzentriert folgten. Mittlerweile gebe es sogar eine brauchbare App für das Smartphone, zeigte sie.
Mit Gefühlen richtig umzugehen, sei eine weitere Herausforderung. Man müsse sie richtig wahrnehmen, einordnen und als Orientierung für das Handeln begreifen. Ärgern beispielsweise sei wichtig, aber man müsse eine Möglichkeit finden, diesen Ärger mit der Zeit zu regulieren. Auch hierfür zeigte sie eine einfache Übung, die den Ärger schnell verrauchen ließ. Einfacher Trick: Sich seinen Ärger von der Seele reden, ohne etwa den Buchstaben „S“ zu verwenden. Das Gelächter im Raum zeigte, dass dies gut funktioniert!
Wenig hilfreich sei, in Selbstmitleid zu versinken, sich selbst Vorwürfe zu machen oder düstere Prognosen aufzustellen. Das habe schon die Comicfigur Charlie Brown erkannt, zeigte sie mit Bildern: Wenn man nicht den Kopf senkt, sondern aufrecht steht und den Kopf hebt, fühlt man sich gleich besser.
Um die psychische Widerstandsfähigkeit zu steigern, sei auch die Pflege sozialer Bezie-hungen entscheidend, formulierte Appel: Vernetzung sei wichtig, um das erlebte Leid mit anderen zu teilen. Nicht scheuen solle man auch, sich professionelle Hilfe zu holen. Es helfe auch, sich in Erinnerung zu rufen, was wirklich wichtig ist. Denn, eine Tätigkeit, die
einen mit Sinn erfüllt, sei gesundheitsfördernder als eine stressarme Tätigkeit, die die Erfüllung nicht bieten kann. Es gehe nicht darum, sein Leben von Grund auf zu ändern, fasste Appel zusammen, vielmehr müsse man vorhandene Resilienzquellen bewusst nutzen.
Mit viel Applaus zeigten die Gäste am Ende der Veranstaltung, dass Dr. Appel wichtige Handreichungen vermittelt hatte, wie jeder Einzelne seine Widerstandsfähigkeit steigern kann.
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