Coronavirus
Corona-Teststrecke seit 50 Tagen problemlos im Betrieb
Seit 50 Tagen trägt der Kreisverband des Roten Kreuzes die Verantwortung für den Betrieb der Corona-Teststrecke am Krankenhaus in Miltenberg. „Alles läuft reibungslos“, sind sich BRK-Kreisgeschäftsführer Edwin Pfeifer, Kreisbereitschaftsleiter Thomas Kling und Abschnittsleiter Andreas Zang einig. Die ehrenamtlich arbeitenden Teams, die Proben entnehmen, sind aufeinander eingespielt, alles läuft wie am Schnürchen.
Landrat Scherf betont die Bedeutung der Teststrecke für die Eindämmung des Corona-Virus auch in den kommenden Wochen und Monaten und die hohe Qualität der Arbeit des BRK-Kreisverbands mit den vielen ehrenamtlich Tätigen.
Die Führungsgruppe Katastrophenschutz hatte das Rote Kreuz im März gefragt, ob es den Betrieb der Teststrecke ermöglichen kann, erinnert sich Thomas Kling. Schon früh, als die Infektionen aus den Skigebieten Österreichs nach Deutschland herübergeschwappt waren, habe man sich im Kreisverband Gedanken zu Tests gemacht. Man habe intensiv mögliche Standorte für eine Teststrecke untersucht und sei schließlich auf die Durchfahrt der überdachten Notaufnahme in Miltenberg gekommen, blickt Kling zurück. Als die Anfrage der Führungsgruppe Katastrophenschutz schließlich gekommen sei, habe man gesagt: „Wir schaffen das mit unseren Ehrenamtlichen.“ Die Helios-Klinik sei „absolut kooperativ“ gewesen und habe die Räumlichkeiten sofort zur Verfügung gestellt, lobt Kling den Klinikbetreiber. Von Anfang an habe man das Drive-In-Verfahren favorisiert, ergänzt Kreisgeschäftsführer Edwin Pfeifer: „Die Leute fahren vor, bleiben im Auto sitzen und wir
entnehmen die Proben.“ Jede andere Vorgehensweise wäre mit riesigem Mehraufwand verbunden gewesen, argumentiert er und freut sich über Idealbedingungen für die zu Testenden und das Team.
Pro Schicht sind sieben Ehrenamtliche im Einsatz, rechnet Thomas Kling vor, die Betriebszeiten werden flexibel gestaltet – je nachdem, wie viele Proben zu entnehmen sind und wann die zu Testenden kommen können. Momentan habe man sich angesichts von durchschnittlich 35 Testungen pro Tag auf einen dreistündigen Zeitraum festgelegt, erklärt Kling, „wir könnten im Bedarfsfall aber jederzeit den ganzen Tag über testen.“ Seit Beginn der Corona-Teststrecke am 30. März habe man weit über 800 Helferstunden geleistet und rund 1.300 Proben entnommen. Die Helferinnen und Helfer seien vor ihrem Einsatz von Gesundheitsamtsärztin Dr. Susanne Reysen besonders geschult worden, verweist Edwin Pfeifer auf die hohe Verantwortung für sein Personal „Das ist auch nötig, denn wir müssen bei jedem zu Testenden damit rechnen, dass er infiziert sein könnte“, stellt er klar und spricht von einer „Hochrisikozone“, in der die Ehrenamtlichen arbeiten. „Wir sind richtig stolz auf unsere Leute“, zeigt Thomas Kling höchsten Respekt vor deren Engagement für die Allgemeinheit. Auch die Arbeitgeber, die die Freistellungen ermöglichen, seien äußerst kooperativ, sagt er. Sie bekommen für ihre freigestellten Mitarbeiter einen Kostenersatz, das BRK wird mit Schutzkleidung, Material und Verpflegung ausgestattet.
Die zu Testenden, die im Auto nach individuell festgelegten Zeiten kommen, stammen aus dem gesamten Landkreis Miltenberg, mitunter sogar darüber hinaus. Sie alle wurden von der Kassenärztlichen Vereinigung oder dem Gesundheitsamt zum Testen nach Miltenberg geschickt. Am Vorabend der Probenentnahme koordiniert Daniel Muschik mit den zu Testenden und dem BRK die Termine, am nächsten Tag fahren die Autos im Minutentakt vor. Die Fahrer kurbeln die Scheiben herunter, zeigen Überweisung oder Gesundheitskarte vor. Diese Daten werden mit dem Probenset verknüpft, nach der Entnahme der Probe aus Rachen und Nase werden die Proben verschlossen und ins Labor geschickt. Nach zwei bis drei Werktagen liegt in der Regel das Ergebnis vor. Bei positiven Befunden – also beim Vorliegen einer Infektion – ruft in der Regel das Gesundheitsamt die Getesteten an, alle negativ Getesteten bekommen Bescheid von der Stelle, die die Probe angeordnet hat – zumeist ist das der Hausarzt.
„Wir vom BRK werden nicht informiert, wer positiv oder negativ getestet wurde“, verweist Abschnittsleiter Andreas Zang auf den Datenschutz, Anrufe beim BRK seien deshalb unnötig. Doch das BRK leistet noch mehr, weiß er: „Bei Bedarf gehen mobile Teams auch
in stationäre Einrichtungen wie Altenheime, um die Bewohnerinnen und Bewohner zu testen.“
Probleme habe es in der Teststrecke bislang nicht gegeben, sind sich Pfeifer, Kling und Zang einig. Habe man am Anfang noch sicherheitshalber die Polizei dabeigehabt, so habe sich schnell herausgestellt, dass das nicht nötig sei. Dass manche zu Testenden viel Redebedarf hätten, betrachte man nicht als Problem. Vereinzelter Ärger oder Unverständnis über die angeordnete Testung werde mitunter geäußert, aber das sei nur eine verschwindende Minderheit. „Die Meisten verhalten sich absolut vernünftig“, hat Thomas Kling beobachtet. Eine Prognose, wann die Teststrecke nicht mehr nötig ist, verkneift er sich – selbst die Virologen können einen solchen Termin derzeit nicht nennen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.