„Jede Blüte zählt“
Zum „Unterfränkischen Tag der Biene“ am 19. April 2020 in Miltenberg startet jetzt ein Wettbewerb für insektenfreundliche Gärten
Am 19. April 2020 wird der „Unterfränkische Tag der Biene“ unter dem Motto „Jede Blüte zählt“ im Johannes-Butzbach-Gymnasium in Miltenberg stattfinden. Hochkarätige Referenten/innen haben bereits dem Vorbereitungsteam unter Leitung des 1. Vorsitzenden des Imker-Kreisverbandes Miltenberg-Obernburg, Matthias Meidel, ihre Zusage gegeben, die Schirmherrschaft wird Landrat Jens Marco Scherf übernehmen. Das Vorbereitungsteam wird ergänzt durch Eberhard Heider vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit Sitz in Aschaffenburg und Christina Ulshöfer vom Aktionsbündnis Giftfrei im 3Ländereck e. V. Sowohl die Imker als auch die interessierte Öffentlichkeit können sich auf sehr informative Vorträge zum Thema Biene und Natur freuen.
Bienenfreundliche Gärten gesucht – Wettbewerb startet
Im Vorfeld gibt es einen Wettbewerb für insektenfreundliche Gärten. In der Ausschreibung heißt es u. a. „Da das Bewusstsein der Bevölkerung, was den Schutz der Insekten und die Förderung der Artenvielfalt angeht, gewachsen ist und viele Menschen selbst aktiv wurden oder werden wollen, möchten wir diese privaten Initiativen anregen und belohnen. Egal, ob Sie schon seit Längerem ein kleines Naturparadies pflegen oder erst dieses Jahr damit angefangen haben – jeder kann mitmachen. Die Größe spielt dabei eine untergeordnete Rolle, gerne können Sie auch teilnehmen, wenn Sie ,nur‘ über einen Balkon verfügen. Allerdings sollte Ihr Projekt eine gewisse Vielfalt und insbesondere einen reich gedeckten Tisch für Biene & Co bieten.“
So nehmen Sie am Gartenwettbewerb teil
Senden Sie bis einschließlich 30. September 2019 bis zu 5 Fotos aus dem Jahr 2019 an kontakt@giftfrei-im-3laendereck.de, natürlich mit Ihrer Adresse und Telefonnummer. Christina Ulshöfer zur Prämierung: „Wir werden die besten Projekte besuchen und am 19. April 2020 im Rahmen des Unterfränkischen Tages der Biene in Miltenberg vorstellen und prämieren. Es gibt viele tolle Preise zu gewinnen!“.
Welche Blüh-Maßnahmen sind sinnvoll? BUND Naturschutz Miltenberg gibt Tipps
Dr. Steffen Scharrer, Leiter der Kreisgruppe Miltenberg des Bundes Naturschutz: „Es ist sehr erfreulich, dass sich so viele Menschen Gedanken darüber machen, wie man das Blütenangebot für Insekten verbessern kann. Leider sind nicht alle Maßnahmen wirklich sinnvoll. Aus Sicht des Bundes Naturschutz gilt es insbesondere Folgendes zu beachten:
Wahl der Fläche: Wo schon jetzt Wiesen existieren, reicht es in der Regel, diese richtig zu bewirtschaften und zu pflegen. Dann stellt sich automatisch die standorttypische Vegetation ein, ohne dass etwas ausgesät werden muss. Die heimische Tierwelt ist darauf bestens angepasst. Es gibt Fälle, wo das Ansäen von Blühflächen zwar gut gemeint, aber sogar schädlich ist: zum Beispiel, wenn Magerrasen oder strukturreiche Streuobstwiesen dafür verschwinden.
Auswahl der Mischung: Beim Saatgut ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass die darin enthaltenen Pflanzen auch natürlicherweise in unserer Region vorkommen. Nur dann können auch die heimischen Insektenarten davon profitieren. Im Extremfall könnten sogar heimische Pflanzenarten durch florenfremde Arten verdrängt werden. Hier ist zum Beispiel die sogenannte Veitshöchheimer Mischung zu empfehlen, die viele einheimische Arten enthält.
Pflege: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Blühflächen mit mehrjährigen Stauden einen besonders positiven Effekt auf die Artenvielfalt haben. So können Wildbienen in den hohlen Stängeln mancher Arten überwintern. Wer eine Blühfläche anlegt, sollte deshalb nicht gleich zur Sense greifen, wenn der Blütenreichtum einmal zurückgeht und zumindest auf einem Teil der Fläche höhere, abgeblühte Stauden zulassen. Der Mähzeitpunkt sollte so gewählt werden, dass die
Pflanzen vorher ihre Samen verteilen können. Auch wenn nur wenige unscheinbare Arten blühen, können diese für Insekten wichtig sein, denn viele der über 500 in Deutschland lebenden Wildbienenarten sind auf ganz spezielle Pflanzenarten für ihr Überleben angewiesen.
Kleinstrukturen: Was nützt die schönste Blütenvielfalt, wenn die Insekten keine Möglichkeit haben, in der Umgebung für ihren Nachwuchs zu sorgen? Deshalb sollte man überlegen, wie man den Artenreichtum durch ein gutes Angebot von Nistmöglichkeiten unterstützen kann. Viele Wildbienen benötigen zum Beispiel offenen Boden – einen unbefestigten Weg, eine kleine Böschung oder einen Sand- oder Erdhaufen. Andere legen ihre Eier in hohle oder markhaltige Stängel ab und benötigen Hecken. Wieder andere Arten sind auf totes Holz angewiesen, in das sie Gänge für ihre Brut nagen - zum Beispiel die Holzbiene, die größte heimische Bienenart. Auch die Hohlräume von Trockenmauern werden besiedelt, zum Beispiel von Hummelarten. In einem ansonsten ausgeräumten Garten macht also auch eine Blühfläche keinen Sinn.
Verzicht auf Dünger + Pestizide: Ein insektenfreundlicher Garten sollte möglichst naturnah und giftfrei bewirtschaftet werden. Blühflächen sollten nicht gedüngt werden. Gerade auf mageren Flächen stellt sich oft ein besonders artenreiches Blütenangebot ein.“
„Wir wünschen uns eine gute Zusammenarbeit mit den Landwirten“
Mitorganisator des Bienenhighlights in Miltenberg ist das Aktionsbündnis Giftfrei im 3Ländereck e. V., vertreten durch Christina Ulshöfer. Sie wünscht sich auch eine gute Zusammenarbeit mit allen Landwirten, denn „wir brauchen jeden Einzelnen dieser regionalen Betriebe! Vielleicht wäre Solidarische Landwirtschaft in unserer Region eine unterstützende Maßnahme, hierzu werden wir im Herbst einen Vortrag mit Landwirt Daniel Fitsch organisieren. Auch Landwirte in unserem Landkreis wollen etwas für eine insektentaugliche Zukunft tun. Sei es durch die Anlage von Blühwiesen und -streifen oder gar, wie bei Matthias Ullmer aus Heppdiel, der großflächige Anbau der ,Durchwachsenen Silphie‘, eine für Insekten vor der Ernte lange nutzbare Energiepflanze, die erst im späten Herbst für die Biogasanlage geerntet wird und somit auch zu einem Ausstieg aus der Atom- und Kohleverstromung beiträgt. Die hohen Stauden stehen jahrelang am gleichen Platz, es wird weder Gift noch Dünger eingesetzt und auf diese Weise können sich auch der Boden und seine Lebewesen erholen – quasi ,win-win-win‘.
Noch einen großen Schritt weiter in die richtige Richtung gehen gerade einige Landwirte des Kreises, indem sie komplett auf biologische Landwirtschaft umstellen: Wolfgang und Elfriede Haas aus Neunkirchen, Bernhard und Andreas Henn aus Reichartshausen, Guido Frey aus Großheubach, Benedikt Hofmann aus Röllbach, Michael und Andreas Schipp aus Eschau und Thomas Ott aus Richelbach.“
Bunte Blühinseln im Landkreis
Das Bündnis selbst hat dieses Jahr eine Verkehrsinsel in Amorbach bepflanzt und mit den 5. Klassen des Gymnasiums und der Realschule in Elsenfeld kleine Blühflächen angelegt. In Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister von Rüdenau, Udo Käsmann wurde ein zentraler Platz in Rüdenau mit vielen Stauden bepflanzt. Diese werden nicht nur die Insekten erfreuen, sondern sich auch zu einem Augenschmaus entwickeln. Der Bürgermeister selbst wird sich mit um diese Fläche kümmern. Also, jede Blüte zählt, machen auch Sie mit!
Schon vormerken:
Unterfränkischer Tag der Biene am 19. April 2020 in Miltenberg, Johannes-Butzbach-Gymnasium.
Autor:Sabine Rindsfüsser aus Miltenberg |
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