Wohnungsnot auch bei unseren gefiederten Freunden
Vögel haben es im Frühjahr schwer eine passende Bleibe zu finden.
Es ist bei den Menschen wie bei den Tieren – gerade junge Familien haben es oft schwer eine geeignete Wohnung zu finden. Das junge Elternpaar stellt natürlich auch gewisse Ansprüche an das „Nest“, das die Familie beherbergen soll. Ist es bei den Menschen eine gewisse Quadratmeterzahl, die von der Wohnung erwartet wird, so legt Familie Piepmatz eher Wert auf Sicherheit und Sturmfestigkeit. Schließlich sollen die Küken keiner Katze oder einem Raubvogel zum Opfer fallen und das Nest muss auch bei Wind und Regen stabil bleiben. Wie das Nest oder der Nistkasten aber genau aussehen muss, um wirklich als Wohnstube zu dienen, ist fast so verschieden, wie die Vögel selbst.
Wer also Meise, Kleiber und Co etwas Gutes tun möchte, der sorgt im Frühjahr in seinem Garten dafür, dass sich die kleinen Untermieter bei ihm wohl fühlen können. Mit geeigneten Nistkästen in den Bäumen kann die „Wohnungsnot“ gelindert werden.
Ran an die Werkbank – die Zeit läuft!
Nistkästen sind seit Jahrhunderten Garanten für die Bruten vieler Singvögel - für Höhlenbrüter wie Kohl-, Blau-, Sumpf-, Hauben-, Tannenmeise, Feld- und Haussperling, Star, Trauerschnäpper, Zaunkönig, für Halbhöhlenbrüter wie Grauschnäpper, Bachstelze und Rotschwanz sowie für viele andere. Doch sind die Möglichkeiten, Nistkästen in Gärten, an Bäumen, Zäunen, Carports und Gebäuden anzubringen, bei weitem noch nicht ausgeschöpft, stellt der Naturschutzbund NABU fest. "Ein Vielfaches der heute existierenden Nistkästen könnte noch geschaffen werden und die Möglichkeiten zur Anbringung werden bislang nur unzureichend genutzt", berichtet Rüdiger Wohlers, NABU-Bezirksgeschäftsführer.
Dabei haben Nistkästen auch in der auslaufenden kalten Jahreszeit eine segensreiche Funktion: In Winternächten können die Gefiederten darin Schutz suchen. Zudem nutzen gern Eichhörnchen, Waldmäuse und Schmetterlinge die Möglichkeit, darin zu überwintern.
Der NABU ruft dazu auf, schon jetzt Nistkästen aller Art anzubringen und aufzuhängen - "diese können über die letzten Wintertage auswittern" - und hofft auf Zehntausende neuer Nistkästen, die mit etwas Geschick leicht zu bauen sind. Eine 30seitige, ausführliche Bauplansammlung zu Nisthilfen aller Art für Vögel, Fledermäuse, Igel und Insekten kann gegen Einsendung von 5 Euro angefordert werden beim NABU, Stichwort "Nistkästen", Schlosswall 15, 26122 Oldenburg. (Quelle: Nabu.de)
Nistkästen selber bauen!
Das Bauen von Nistkästen macht einfach Spaß und eignet sich darum auch hervorragend, um Kinder und Jugendliche mit Tieren und deren Lebensweise vertraut zu machen. Ein voll ausgebuchter Nistkasten ist allerdings nur dann zu erwarten, wenn der Garten naturnah gestaltet ist und die Vögel entsprechend Nahrung finden.
Was Sie beim Anbringen von Nistkästen beachten sollten
Das Einflugloch sollte weder zur Wetterseite (Westen) zeigen, noch sollte der Kasten längere Zeit der prallen Sonne ausgesetzt sein (Süden). Eine Ausrichtung nach Osten oder Südosten ist deshalb ideal. Zur Befestigung an Bäumen eignen sich rostfreie Alu-Nägel oder Schrauben, alternativ feste Drahtbügel, die den Baum nicht schädigen. Damit kein Regen eindringen kann, sollte ein Nistkasten niemals nach hinten, eher nach vorne überhängen.
Nisthilfen gleicher Bau- und Zielvogelart sollten in Abständen von mindestens zehn Metern aufgehängt werden (Ausnahme: Koloniebrüter wie Sperlinge, Stare und Schwalben). So ist gewährleistet, dass die brütenden Tiere auch genügend Nahrung für sich und ihren Nachwuchs finden.
Zum Anbringen einer Halbhöhle eignen sich geschützte, für Katzen und Marder möglichst unzugängliche Orte an Hauswänden, auf Balkonen oder an Schuppen und Gartenhäuschen.
Schwalben hingegen bauen Ihre Nester selbst aus Lehm und am liebsten an geeigneten Dachüberständen. Ein einfaches Brett unterhalb der Nester montiert, sorgt dafür, dass Kot und Schmutz nicht auf die darunterliegenden Fensterbänke gelangen kann. So können Mensch und Schwalbe in gutem Einvernehmen zusammen wohnen.
Hausputz bei Vogels
Nistkästen sollten nach der Brutsaison gereinigt werden, denn in alten Nestern hausen oft Flöhe, Milben oder Lausfliegen. Die Reinigung sollte im Spätsommer oder dann erst wieder Ende Februar vorgenommen werden, um Überwinterer wie zum Beispiel den Siebenschläfer nicht zu stören. Da es schwierig ist, den günstigsten Zeitpunkt nach dem Winter und vor Beginn der Brutperiode abzupassen, sollte man besser die Reinigung für ein Jahr aussetzen, wenn man den Spätsommer-Termin verpasst hat.
Tragen Sie besser Handschuhe und nehmen Sie das Nistmaterial nicht mit in die Wohnung, da Vogelflöhe und anderes Getier auf den Menschen überspringen können. Es genügt, das alte Nest zu entfernen und den Kasten bei stärkerer Verschmutzung auszubürsten. Verzichten Sie auf Insektensprays oder chemische Reinigungsmittel.
Kontrollen während der Brutzeit sollten Sie vermeiden, um die Brut und Aufzucht der Jungvögel nicht zu stören.
Auch im Winter wichtig!
Nistkästen erfüllen übrigens auch im Winter wichtige Aufgaben. Ob Meisen, Kleiber, Eichhörnchen und Schmetterlinge – selbst die wetterbeständigsten Outdoor-Profis schätzten eine warme, trockene Schlafstube. Manchem Vogel könne die Nisthilfe im Winter sogar das Leben retten. Die Gefahr der Übertragung von Parasiten durch alte Nester sei geringer als der Nutzen eines warmen Unterschlupfes für die Tiere.
Da Vögel mit 39 bis 42 Grad ständig eine höhere Körpertemperatur als Säugetiere aufrechterhalten müssen, verbrennen sie in der kalten Jahreszeit viel Körperfett. Dadurch verlieren sie schnell an Gewicht und sind oft geschwächt. Eine kalte Nacht auf einem schutzlosen Zweig kann ihnen manchmal zum Verhängnis werden. Sperlinge bauen deshalb regelrechte Winternester, in die sie sich bei Frost einkuscheln. Von Zaunkönigen weiß man, dass sie sich im Winter gegenseitig in Nistkästen wärmen. (Quelle: www.Nabu.de)
So einfach ist ein Nistkasten zu bauen:
Verwenden Sie 20 Millimeter dicke, ungehobelte Bretter. Am haltbarsten ist Eichen-, Robinien- oder Lärchenholz. Auch die einfach erhältlichen Kiefern- oder Fichtenbretter sind akzeptabel, Buchenholz ist dagegen im Außenbereich eher unbeständig. Sperrholz oder Spanplatten sind nicht witterungsbeständig und daher ungeeignet.
Es hat durchaus Vorteile beim Bau auf Nägel zu verzichten und auf Schrauben zurückzugreifen. Denn das erspart zusätzliches Verleimen und ergibt stabilere und haltbarere Kästen.
Bohren Sie vier etwa fünf Millimeter breite Löcher zur Belüftung und Entfeuchtung in den Boden.
Verzichten Sie auf Holzschutzmittel, um die Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden. Zum Schutz vor Feuchtigkeit und Pilzbefall können Sie die Außenwände mit Leinöl oder umweltfreundlichen Farben streichen.
Man kann versuchen, das Dach mit Bitumenpappe vor der Witterung zu schützen, doch zeigt sich häufig, dass der Kasten trotzdem feucht wird und die Pappe ein schnelles Austrocknen sogar behindern kann. Daher kann man auf Pappe durchaus auch verzichten.
Wohnraum und Maße
Der Boden des Nistkastens muss mindestens zwölf mal zwölf Zentimeter Fläche bieten.
Damit Katzen und Marder nicht mit der Tatze an die Brut gelangen, sollte sich die Lochunterkante bei einem Höhlenbrüterkasten mindestens 17 Zentimeter über dem Kastenboden befinden.
Demselben Zweck dient der Überstand des Daches über dem Flugloch. Je größer der Überstand, desto geringer die Chance, dass Räuber von oben in das Flugloch hineingreifen können.
Auf eine Ansitzstange unter dem Flugloch sollte verzichtet werden. Auch sie würde den Zugang für Diebe erleichtern.
Autor:Liane Schwab aus Miltenberg |
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