Miltenberger Landfrauen
„Wir wollen die Landwirtschaft in die Öffentlichkeit tragen!“

Auf Erlebnisbauernhöfen und mit dem Projekt "Schule fürs Leben" soll Kindern und Jugendlichen u.a. Wissen zu den Themen Ernährung, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Bewusster Konsum vermittelt werden.  | Foto: privat
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  • Auf Erlebnisbauernhöfen und mit dem Projekt "Schule fürs Leben" soll Kindern und Jugendlichen u.a. Wissen zu den Themen Ernährung, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Bewusster Konsum vermittelt werden.
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Gute Lebensmittel, bewusster Konsum: Landfrauen bauen Brücken zu Verbraucherinnen und Verbrauchern

„Wir alle sind toughe und mutige Frauen“, sagt Kreisbäuerin Diana Reinhart über die Landfrauen des bayrischen Bauernverbands. Wer in der Landwirtschaft arbeitet, braucht Mut. Dafür sorgen unter anderem sowohl (agrar-)politische Rahmenbedingungen, die sich stetig ändern als auch zunehmend gesellschaftliche Ansprüche an die Landwirtschaft, welche die Existenz von Höfen, Arbeits- und Lebensumfeld bedrohen. Diana Reinhart aus Niedernberg ist eine von 6500 ehrenamtlich engagierten (Land-)Frauen in einem der größten Frauenverbände Bayerns. Sie und ihre Mitstreiterinnen leben, wirken und arbeiten in den Mitgliedsbetrieben des bayerischen Bauernverbandes, welche mit unterschiedlichen Produktionsrichtungen entweder im Haupt- oder Nebenerwerb bewirtschaftet werden.

Mit dem gemeinsamen Ziel, Frauen und deren Familien aus der Landwirtschaft und dem ländlichen Raum zu unterstützen sowie deren Position in Politik und Gesellschaft zu stärken, setzen sich die bayerischen Landfrauen vielfältig ein. Sie engagieren sich beispielsweise in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Bildung oder in der politischen Interessenvertretung. Kreisbäuerin Diana Reinhart sieht den Aufgabenschwerpunkt der Miltenberger Landfrauen in der Aufklärung. Wie viele andere Landfrauen setzt sie sich dafür ein, den Menschen die Landwirtschaft wieder näher zu bringen.

Landwirtschaft in die Öffentlichkeit tragen

„Ich mag die Verbindung mit den Tieren und der Natur, das gemeinsame Arbeiten mit der Familie und dass wir gesunde Lebensmittel produzieren. Auch, dass wir uns immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen, reizt mich“, sagt Diana Reinhart über ihre Arbeit. Mit ihrem Mann und drei erwachsenen Kindern betreibt sie eine Reitschule. Sie leben und arbeiten auf einem Hof mit jeweils 40 ha Ackerbau und Wiese, kleiner Mutterkuhherde und kleiner Direktvermarktung von Rind und Schwein. Trotz allen Problemen, mit denen die Landwirtschaft aktuell zu kämpfen hat, liebt sie ihren Beruf. In den letzten 20 Jahren hat sich die gelernte Bankkauffrau zur Erlebnisbäuerin, Referentin für Hauswirtschaft und Ernährung und Kräuterpädagogin weitergebildet.

Diana Reinhart liebt die Arbeit mit den Tieren. Pferde sind die Leidenschaft der ganzen Familie.  | Foto: privat
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„Schule fürs Leben“

Frau Reinhart begrüßt das 2020 vom bayerischen Kabinett eingeführte Konzept „Schule fürs Leben“, dessen Ziel es ist, Kindern die Landwirtschaft und bewusste Ernährung näher zu bringen sowie andere Alltagskompetenzen zu vermitteln. Bereits seit 2012 fordern die bayerischen Landfrauen die Vermittlung solcher Inhalte an allgemeinbildenden Schulen. Jede Schülerin und jeder Schüler soll einmal während der Grundschulzeit sowie einmal in der Zeit an einer weiterführenden Schule an einer Projektwoche „Schule fürs Leben“ teilnehmen können. „Im Rahmen dieses Projekts kommen viele Schulklassen zu uns und in andere Betriebe. Es ist eine schöne Aufgabe, den Kindern unser Leben in der Landwirtschaft zu zeigen und wo die Lebensmittel herkommen. Es ist wichtig, dass sie begreifen, dass sie ihr Leben mit Lebensmitteln beeinflussen können. Nur wenige Kinder kennen sich gut mit Ernährung aus. Umso wichtiger ist es, darüber zu sprechen. Dieses Thema ist in der Landwirtschaft gut aufgehoben. Je nach Altersklasse wird auf die Kinder eingegangen. Wir machen klar: um Fleisch zu essen, muss ein Tier sterben, denn um bewusst konsumieren zu können und Billigfleischkonsum entgegenzuwirken, muss die Nutztierhaltung erklärt werden. Bewusster Konsum heißt auch, Lebensmittel zu schätzen und sie auf keinen Fall wegzuwerfen!“

„Schluss mit Klischees“


„Eine weitere Aufgabe der Landfrauen ist, die Landwirtschaft in die Öffentlichkeit zu tragen“
, erklärt die Kreisbäuerin. „Zum einen wollen wir für bewussten, regionalen Konsum sensibilisieren, der die Landwirtschaft unterstützt. Zum anderen sorgen Klimawandel, gestiegene Preise und Diskussionen um Tierwohl für ein schlechtes Image der Landwirtschaft. Das muss verbessert werden. Wir versuchen, die Menschen aufzuklären und ins Gespräch zu kommen z. B. über Medien und auf Märkten. Wir wollen klar machen, dass wir uns selbstverständlich mit Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Tierwohl beschäftigen. Landwirtschaft ist zukunftsorientiert.“

100% Einsatz für die Landwirtschaft

„Eine Landfrau lebt auf dem Land, macht den Großteil der anfallenden Büroarbeit, arbeitet im landwirtschaftlichen Betrieb mit, kümmert sich um Haushalt und Kinder und schaut nach den Älteren auf dem Hof“, so Renate Schandel über den Alltag vieler Landfrauen. Sie lebt und arbeitet mit ihrem Mann auf einem Milchviehbetrieb in Großwallstadt mit rund 160 Tieren - Milchkühe plus Nachzucht. Seit vielen Jahren engagiert sie sich bei den Landfrauen. Mit Koch- und Backkursen gibt sie ihr Wissen an die jüngere Generation weiter. Als Erlebnisbäuerin weiß sie, wie wichtig es ist, bereits Kindern die Bedeutung von Nachhaltigkeit zu erklären: „Wir produzieren Raps, der geht in die Mühle und wird kaltgepresst. Der Rest wird erhitzt, übrig bleibt Rapsextraktionsschrot, der als Eiweißfutter zurück zu uns kommt. Das fressen die Kühe, die produzieren Dünger, den wir auf den Acker bringen, damit neuer Raps wachsen kann.“ Sie erzählt den jungen Besucher*innen Wissenswertes über die Tiere auf ihrem Hof und welche Produkte aus der Milch und den Tieren selbst hergestellt werden. Auch Renate Schandel engagiert sich dafür, dass die Öffentlichkeit mehr von der landwirtschaftlichen Arbeit sowie mehr über faire und regionale Lebensmittel erfährt. „In Presse und Politik erfährt die Landwirtschaft wenig Wertschätzung. Wir brauchen positive Aufmerksamkeit!“

Zukunft schaffen für gesunde und regionale Lebensmittel

Erlebnisbäuerin und Landfrau Julia Appel sagt:  „Wir möchten zeigen wie vielfältig unsere Landwirtschaft ist und was Verbraucher*innen und Politik beitragen können, dass es auch in naher Zukunft noch landwirtschaftliche Betriebe gibt." | Foto: privat
  • Erlebnisbäuerin und Landfrau Julia Appel sagt: „Wir möchten zeigen wie vielfältig unsere Landwirtschaft ist und was Verbraucher*innen und Politik beitragen können, dass es auch in naher Zukunft noch landwirtschaftliche Betriebe gibt."
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Auch Julia Appel (31) aus Großheubach, verheiratet und Mutter dreier Kinder, engagiert sich bei und für die Landfrauen: „Wir möchten zeigen, wie vielfältig unsere Landwirtschaft ist und was Verbraucher*innen und Politik beitragen können, dass es auch in naher Zukunft noch landwirtschaftliche Betriebe gibt. Auf unserem Erlebnisbauernhof möchte ich unseren Kleinsten und der Jugend Wichtiges zu verschiedenen Themen der Landwirtschaft mit auf den Weg geben: Was wächst bei uns in der Region, was machen wir in der Landwirtschaft alles außer Traktor fahren, wie bereite ich ein gesundes Essen zu und vieles mehr. Es ist wichtig, dass auch unsere Kinder in Zukunft gesunde und regionale Lebensmittel kaufen können. Zu sehen, wie sie nach einem erlebnisreichen Tag den Eltern, Großeltern oder Freunden aufgeregt erzählen, was sie Tolles erlebt und gelernt haben, begeistert mich immer wieder. Da fallen Sätze wie ´Papa, jetzt darfst du dich nicht mehr über den Traktor auf der Straße aufregen, wenn du hinter ihm fährst, denn der bringt dein Essen gut nach Hause!´ Wenn Erwachsene das von Kindern hören, ist es meist länger im Alltag präsent. Was mir persönlich besonders an der Landwirtschaft gefällt und mich motiviert weiter zu machen, ist zum einen die Vielfältigkeit, zum anderen mit der Natur zu arbeiten. Ich habe auch noch einen Beruf als Personalreferentin, arbeite aber gern und auch täglich auf unserem Hof mit – ein Betrieb mit 80 Milchkühen und deren Nachzucht, der von meinen Eltern und meinem Bruder im Haupterwerb geführt wird. Für mich ist es schön, meine eigenen Kinder hier aufwachsen zu sehen, sie motivieren mich immer wieder durch ihre Begeisterung für die Landwirtschaft. Diese Begeisterung wollen wir Landfrauen an die Endverbraucher*innen weitergeben, denn die regionale Landwirtschaft ist so wichtig und nur mit den Verbraucher*innen selbst können wir diese aufrechterhalten.“

Autor:

Marlene Deß aus Miltenberg

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