Titelstory: Ein bisschen wie Urlaub
Das soziale Leben ist wieder am Start - Hotels, Restaurants und Biergärten haben wieder geöffnet – Wirte bedanken sich für Beachtung der Hygieneauflagen

Die Restaurants und Biergärten in der Region sind froh, wieder Gäste begrüßen und bekochen zu dürfen. Wie hier die "Binse" in Elsenfeld
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  • Die Restaurants und Biergärten in der Region sind froh, wieder Gäste begrüßen und bekochen zu dürfen. Wie hier die "Binse" in Elsenfeld
  • hochgeladen von Sylvia Kester

Für den Weg an unseren Tischwurde die Maske aufgesetzt und plötzlich sitzen wir da – wieder zu viert. Mit Freunden. Auch der Wirt ist ein Freund und kommt zur Begrüßung gleich begeistert auf uns zu.  Selbstverständlich auch mit Maske. Unsere Kontaktdaten haben wir bereits am Eingang hinterlassen. In unserem Stammlokal ist es wesentlich leerer als sonst. Es fehlen einige Tische und trotzdem – ich bin glücklich! Das wochenlange Warten hat endlich ein Ende: Gastronomie und Hotels dürfen seit dem 25. bzw. 30. Mai wieder Gäste bewirten. Zwar mit Auflagen, aber das spielt bei den meisten eine kleinere Rolle. Zwar herrscht bei aller Freude auch bei den Gästen noch Unsicherheit, aber nichtdestotrotz haben wir wieder  etwas an zwischenmenschlicher Freiheit gewonnen.

Kontaktlose Zeit wirkt nach Allerdings müssen wir weiterhin behutsam damit umgehen! Seit zwei Monaten war ich nicht mehr mit so vielen Menschen in einem Raum. Diese Zeit hat uns geprägt. Man ist darauf bedacht, den Mindestabstand einzuhalten, ganz automatisch. Und der Gedanke an Desinfektionsmittel verlässt mich auch nicht ganz. Ok, ich will kein Spielverderber sein, einfach nur ein schönes Essen und das
Zusammensein mit Freunden genießen und stoße mit allen auf einen geselligen Abend an. Das vertraute Ambiente, überall Gelächter und Gequatsche, die nette Bedienung, deren sympathisches Lächeln heute leider hinter einer Maske versteckt ist. Die Freude, uns auch wieder einmal zu sehen, erkennt man an den strahlenden Augen. „Oh, wie schön, dass ihr da seid“, kommt es hinter der Maske freudig rüber. „Endlich geht es wieder los, ich habe es wirklich vermisst“. Noch ein kurzer Plausch und dann: „Habt ihr schon gewählt …?“

Ja, diese Frage habe ich auch vermisst!

Wie selbstverständlich haben wir das früher alles hingenommen. Jetzt nimmt man jede kleine Geste umso bewusster wahr! Ich schaue mich um. Es ist ein bisschen wie Nachhause zu kommen und Kurzurlaub gleichzeitig, und die Zeit verfliegt nur so. Wie einfach doch Glück sein kann!

Muss ich reservieren?

Eine Reservierung ist laut Dehoga (Hotel- und Gaststättenverband) sinnvoll, aber nicht zwingend erforderlich. Zudem werden neue Gäste vom Personal platziert und ihre Personalien und Telefonnummern aufgenommen. Letzteres soll sicherstellen, dass Infektionsketten im Ernstfall nachvollzogen werden können. Klar, normal ist das alles noch nicht. Irgendwie mutet es seltsam an – eher wie ein Theaterstück, Menschen mit Plexiglas vorm Kopf oder mit Masken. Doch letztendlich müssen wir in diesem Stück mitspielen, wenn wir wieder etwas mehr Freiheit genießen wollen. Die Gastronomen im Landkreis sind auf jeden Fall froh, wieder Gäste empfangen zu dürfen – wenn auch mit Auflagen. Stammgäste haben der Eröffnung entgegengefiebert Als klar wurde, dass Restaurants unter bestimmten Bedingungen wieder öffnen dürfen, war für Jörg Spichalski, Wirt und Küchenchef der „Binse“ in Elsenfeld, klar, dass er die Chance nutzt. Zwar hatte auch er, wie viele seine Kollegen, „Essen to go“ im Angebot, aber das ist ja nicht Sinn eines Restaurants. Auch er möchte es wieder genießen, sozusagen im Bratdunst zu stehen und seine Gäste vor Ort, Auge in Auge, zu verwöhnen. „Vor allem unsere Stammgäste sind froh, endlich wieder kommen und vor allem bleiben zu dürfen. Das Resümee der ersten Woche ist noch recht ernüchternd, die Auslastung liegt im Gegensatz zu Vor-Corona-Zeiten bei etwa 20 bis 30 %. Es ist noch ein schwerer Kampf mit horrenden Auflagen, der nicht zu unterschätzen ist, aber ich blicke trotzdem optimistisch in die Zukunft.

Ich darf wieder meiner Passion nachgehen und dafür lebe ich. Schade ist allerdings, dass das Ambiente im Restaurant durch die Auflagen optisch leidet: keine Kerzen, keine Blumen und keine Tischdecken. Aber wir haben unseren großen Biergarten geöffnet, der weitläufig ist, und so konnten wir auch die Bestuhlung weitgefächert aufstellen. Für die nächste Zeit hoffen wir nun, dass das Wetter schön bleibt. Unsere  Speisekarten sind laminiert und werden nach jedem Gast desinfiziert. Die Preise sind gleichgeblieben. Bei uns werden übrigens die abgerufenen Personendaten nach zwei Wochen geschreddert. Was ich mir wünschen würde wäre, dass es für die Gäste selbstverständlich ist, mit Mundschutz zu kommen. Es gibt nämlich auch Vereinzelte, die sich absolut nicht einsichtig zeigen, womit wir uns dann auseinandersetzenmüssen. Ich denke, ich spreche auch im Namen meiner Wirts-Kollegen, wenn ich sage: Das ganze Team freut sich darauf, wieder nette Gäste bewirten zu dürfen und laden herzlich ein!“

Stammgäste haben der Eröffnung entgegengefiebert

Nach wochenlangem Shutdown ist auch Marius Pilhauer vom Stadthotel Mildenburg mit dem Café Ginkgo froh, wieder Gäste in seinem Hotel und Biergarten begrüßen zu dürfen: „Zwar sind die Besuche unter der Woche noch etwas verhalten, die Resonanz der Gäste generell ist aber sehr gut. Die Leute haben die sozialen Kontakte und das unbeschwerte Ausgehen einfach vermisst. Natürlich mussten auch wir Einschränkungen vornehmen: So gibt es anstatt eines Schlemmer- Frühstückbuffet derzeit à la carte. Generell wurde die Karte etwas verkleinert. Aber die Leute haben Verständnis. Viele haben uns auch unterstützt, indem sie Gutscheine kauften und man hat das Gefühl, es gibt mehr Trinkgeld. Auch das Hotel wird bereits wieder gut angenommen, vor allem von Urlaubern, die mit dem Rad unterwegs sind. Es ist halt  schade, dass das Ambiente im Lokal etwas darunter leidet, dass  man auf Tischdeko verzichten muss.

Unsere Speisekarten sind mit einem QR-Code versehen und laminiert und werden nach jedem Gast  desinfiziert. Die gespeicherten Daten werden übrigens nach 4 Wochen geschreddert. Zwar hatten wir die letzten Wochen auch Essen ,to go‘ aus dem Smoker, aber es ist doch schöner, die Gäste wieder vor Ort zu haben. Was uns und allen anderen Lokalitäten natürlich noch fehlt, sind die Veranstaltungen ebenso wie die Reisebusse. Wir hoffen jetzt eben mehr auf Laufkundschaft. Aber das Schönste ist, einfach mal wieder was zu tun zu haben und seiner Leidenschaft nachgehen zu können. Für die nächste Zeit hoffen wir nun, dass das Wetter schön wird.

Im Interview:

Teresa Hagel und Matthias Kunz leben eigentlich in Nürnberg,  sind aber schon die ganze Zeit auf Homeoffice-Besuch bei den Eltern in Mönchberg. „Wir haben es wirklich vermisst, einfach spontan mal unter Leuten zu sein. Natürlich waren wir auch so draußen in der Natur, aber es ist doch etwas anderes, ein Restaurant oder Biergarten zu besuchen und unter Leuten zu sein und den Austausch zu haben. Der Mensch ist nun einmal ein Gruppentier. Zudem haben wir auch als Konsumenten eine Verantwortung und müssen die Region in jeglicher Hinsicht unterstützen. Dazu zählt auch ein Biergartenbesuch.“

Familie Bauer aus Pfohlbach:
„Wir sind oft in Miltenberg unterwegs, weil wir es hier einfach schön finden und es sich ein bisschen nach Urlaub anfühlt. Zu einem tollen Sonntagsausflug gehört für uns auch Essen gehen. Natürlich darf später, nachdem wir noch mit dem Schiff gefahren sind, auch ein Eis in der Stadt nicht fehlen. Wir sind sehr froh, dass es wieder möglich ist, sich in Restaurants, Cafés oder Biergärten aufzuhalten und auch mal ganz entspannt draußen zu sitzen und ein leckeres Essen zu genießen, wie hier im Café Gingko, wo die Kinder
gefahrlos herumspringen und spielen können. Die Masken haben wir natürlich dabei und ziehen sie auf, wann immer es notwendig ist, aber sie halten uns nicht von einem Restaurantbesuch ab.“

Autor:

Sylvia Kester aus Miltenberg

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