Warum wir uns über den niedrigen Ölpreis nicht freuen sollten

Jochen Pobloth, Vorstand der Stadtwerke Klingenberg mit dem städtischen Elektroauto an der Elektrotankstelle in Klingenberg.
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  • Jochen Pobloth, Vorstand der Stadtwerke Klingenberg mit dem städtischen Elektroauto an der Elektrotankstelle in Klingenberg.
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Die Umwelt ist in Gefahr – wir sollten sie für unsere Kinder schützen

Das Tanken macht derzeit wieder richtig Spaß. Eine Tankfüllung kostet heute so wenig Geld wie schon lange nicht mehr. Auch wer mit Öl heizt, kann seine Tanks auffüllen, ohne den Geldbeutel arg zu belasten. Aber sollten wir uns wirklich über diesen niedrigen Preis freuen? Woher kommt auf einmal das viele Öl und warum schadet das der Umwelt?
Seit einiger Zeit ist immer öfter das Wort „Fracking“ zu hören oder zu lesen. Durch Hydraulic Fractioning (bedeutet so viel wie hydraulisches Aufbrechen), kurz Fracking genannt, ist es möglich Gas- und Ölvorkommen zu fördern, die in tiefen Gesteinsschichten gebunden sind. Dazu wird ein Gemisch aus ungefähr 94,5 Prozent Wasser, fünf Prozent Sand und 0,5 Prozent chemischer Zusätze unter hohem Druck in die Gesteinsschichten gepresst. Dadurch werden diese Schichten aufgebrochen.

Gefahren für die Umwelt

Auch in Deutschland wird gefrackt!

Amerika erlebt gerade einen Öl- und Gasboom durch das Fracking. Die Opec senkt derzeit den Ölpreis um mit Amerika zu konkurrieren. Auch in Deutschland soll der Weg für mehr Fracking durch die Politik frei gemacht werden. Aufgrund des Chemikalieneinsatzes kann es aber zu Verunreinigungen des Grundwassers kommen. Beim Fracking ist nicht nur Chemieeinsatz nötig, sondern es basiert auf mehreren Horizontalbohrungen innerhalb der Lagerstätten. Jedes Bohrloch wird einzeln gefrackt und dabei seismisch überwacht, um die Rissausbreitung über das Druckniveau steuern zu können. Gebohrt wird in 2000 bis 3000 m Tiefe. Unser Trinkwasservorkommen liegt zwar deutlich höher, aber beim Bohren werden die Gesteinsschichten durchstoßen, so dass es zu Verunreinigungen durch die Chemikalien kommen kann.
Das Umweltinstitut München meint dazu: „Die Fördermengen aus konventionellen Erdgarvorkommen sind stark rückläufig. Die Industrie gerät deshalb zunehmend unter wirtschaftlichen Druck und entwickelt Methoden, um auch noch die letzten fossilen Rohstoffe aus dem Boden zu pressen. Dazu zählt so genanntes unkonventionelles Erdgas, das in tiefen Gesteinsschichten eingeschlossen ist. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie die verpressten Chemikalien sich langfristig im Untergrund verhalten. Die Bundesregierung möchte die rechtlich bisher weitgehend unregulierte Technik nun in weiten Teilen Deutschland erlauben. Das Umweltinstitut München fordert ein vollständiges bundesweites Fracking-Verbot.“

Es geht auch ohne Fracking

Unsere Umwelt muss geschützt werden, das ist klar! Aber wie? Ein gutes Beispiel für den Schutz der Umwelt sind die Stadtwerke Klingenberg. Mit dem neuen Energiewerk wurde in Klingenberg-Röllfeld auf ca. 50000 qm eine Photovoltaikanlage errichtet, die es ermöglicht, dass fast 70 % des Haushalts-Kundenstrom mit grüner Energie abgedeckt werden können.
Das Schwimmbad in Trennfurt verfügt auf dem Dach ebenfalls über eine Photovoltaikanlage. Im Sommer wird der zu 100 % selbst genutzt und in der kälteren Jahreszeit ins Netz eingespeist.
Selbstverständlich finden sich im ganzen Miltenberger Landkreis viele solcher Anlagen auf den Dächern, aber die Stadtwerke Klingenberg gehen noch einen Schritt weiter. Mit einer weiteren Anlage auf dem Dach des Werksgebäudes in Klingenberg wird die erste und bis vor kurzem einzige Stromtankstelle im Landkreis betrieben. Hier wird das städtische Elektroauto aufgeladen, aber auch alle anderen Besitzer von Elektroautos dürfen hier kostenlos „tanken“. Jochen Pobloth, Vorstand der Stadtwerke Klingenberg: „Mit dem ‚Kommunalunternehmen Weilbach‘ soll noch in diesem Jahr in Weilbach eine weitere Tankstelle für Elektroautos eröffnet werden. Wir halten dies für förderwürdig und wollen dazu beitragen, dass der CO2-Ausstoß verringert wird. Wir leben den Gedanken der Umweltverträglichkeit. Daher achten wir auch beim Kauf unserer Materialien auf eine umweltverträgliche Herstellung.“

Grüner Strom für wenig Geld

Wer einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten möchte, kann auf grünen Strom umsteigen. Der wird nur aus regenerativen Energien hergestellt und nicht aus fossilen Brennstoffen. Daher fällt auch kein schädliches CO2 bei der Herstellung an. Dieser „grüne Strom“ wird vom Energiewerk Klingenberg für nur 0,3 Cent mehr angeboten.

Das sagt Landrat Jens Marco Scherf:
„Grundsätzlich gibt es natürlich Belastungen für Luft, Wasser und Boden. Gerade der Schutz des Trinkwassers muss – auch auf Grund des wenigen Niederschlags und der geologischen Beschaffenheit der Region - eine hohe Bedeutung haben. Daneben müssen aber auch Luft und Boden als Lebensgrundlagen geschützt werden, weshalb angesichts des Flächenverbrauchs eine sinnvolle Bodennutzung ebenso ein Ziel ist wie eine Reduzierung der Luftbelastung.
Was kann jeder Bürger selbst dazu beitragen, unsere Umwelt zu schützen? Gute Möglichkeiten entstehen durch Alternativen zum Auto: sinnvolle Nutzung der Elektromobilität, die im Lauf des Jahres 2015 auch im Landratsamt Einzug halten wird, oder durch eine häufigere Nutzung des ÖPNV, also Bus und Bahn oder auch des Fahrrads. Die Energieberatung des Landratsamtes kann Impulse geben, den Energieverbrauch im Haushalt zu senken. Gerade beim Einkaufen besteht die Möglichkeit vor Ort einzukaufen, und auf regionale und fair gehandelte Produkte zu setzen. Das von der Energieagentur beschlossene Solarpotentialkataster wird 2015 die Menschen dabei unterstützen, die Sonnenenergie im Privaten Bereich zu nutzen. Beim Abfall gab es im vergangenen Jahr die landesweite Aktion, weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Daneben statten wir derzeit den Landkreis Miltenberg flächendeckend mit Elektroschrottcontainern aus, um in diesem Bereich die Wiederverwertung wichtiger Materialien zu verbessern. Das sind nur einige Beispiele, wie jeder einzelne von uns etwas für die Umwelt tun kann.“
Wir sollten uns daher gut überlegen, ob wir für eine kurzfristige Ausbeutung und den Profit der Großkonzerne unsere Erde nachhaltig zerstören wollen. Die nachfolgenden Generationen müssen dann für unsere Fehler büßen. Es gibt viele Alternativen zum Fracking und viele Möglichkeiten für regenerative Energiegewinnung, wir sollten sie nutzen.

Weitere Informationen zu diesen Themen erhalten Sie unter:
www.umweltinstitut.org

Autor:

Liane Schwab aus Miltenberg

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