Schmachtenberg und Rück-Schippach vorne bei „Unser Dorf hat Zukunft“
Der Mönchberger Ortsteil Schmachtenberg und der Elsenfelder Ortsteil Rück-Schippach haben sich im Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ den Sieg gesichert. In der Schmachtenberger TTC-Halle überreichten Landrat Jens Marco Scherf und Philipp Ehni (Sparkasse Miltenberg-Obernburg) Urkunden an die fünf teilnehmenden Orte.
Mönchbergs stellvertretender Bürgermeister Eberhard Heider freute sich in seiner Begrüßung über eine bestens besetzte TTC-Halle. Dass sich die Dörfer in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hätten, belegte er am Beispiel Schmachtenbergs, wo die Zahl der Landwirte stark zurückgegangen sei. Mit dem Instrument der Dorferneuerung und dem Wettbewerb seien aber die richtigen Wege eingeschlagen worden. Im Ort seien noch viele Gehöfte vorhanden, stellte er fest und sprach sich dafür aus, diese zurückzubauen oder zu renovieren. Die Dorfkerne dürften sich nicht leeren, forderte er.
Landrat Jens Marco Scherf zufolge habe der Wettbewerb zum Ziel, die lokale Identität zu stärken, so dass die Bürgerinnen und Bürger ihr eigenes Dorf bewusster wahrnehmen, verstehen und seine Werte und Schönheit entdecken. Der Wettbewerb könne die Integration der Bürger im eigenen Dorf fördern und gebe auch Jüngeren die Chance, „in eine ehrliche, objektive Verantwortung für die Weitergabe des kulturellen Erbes an ihre Kinder hineinzuwachsen.“ Die Menschen sollten die Zukunft ihrer eigenen Dörfer aktiv in die Hand nehmen, forderte er. Im Wettbewerb selbst würden nicht nur das Erscheinungsbild von Dorf und Landschaft bewertet, sondern auch die örtliche Wirtschaftskraft, die sozialen und kulturellen Aktivitäten sowie der Beitrag zur Sicherung der ökologischen Ressourcen. Der Wettbewerb solle darüber hinaus das Erreichte anerkennen und die Bevölkerung stolz auf ihre Gemeinschaft machen. „Sie lamentieren nicht, sondern packen an“, lobte er den bürgerschaftlichen Einsatz in allen Teilnehmerorten. Der Bewertungskommission gehörten folgende Personen an: Kreisbaumeister Andreas Wosnik, Christine Hirte (ehemalige Bauamtsleiterin Erlenbach), Kreisheimatpfleger Gerd Wolf, Landschaftsgärtner Josef Rodenfels sowie Ulrich Müller und Roman Kempf (beide Landratsamt)
Den Sieg in der Kategorie der Dörfer bis 600 Einwohner sicherte sich Schmachtenberg. Laut Moderator Roman Kempf sei der Preis unter Beteiligung der Sparkasse Miltenberg-Obernburg mit einem Preisgeld von 1000 Euro versehen. Der Jury sei vor allem das viele Grün in und um die Gemeinde aufgefallen, im Altort habe man mit einem Vitalitätscheck erfasst, wo Handlungsbedarf besteht. Die Verbesserungen – Marienplatz, Dorfscheune, barrierefreier Zugang zur Kirche, behindertengerechtes WC – hätten mittlerweile auch private Investitionen nach sich gezogen. Höhepunkt der zukunftsträchtigen Investitionen sei die Dorfheizung in Form einer genossenschaftlichen Nahwärmeversorgung. Markenzeichen des Dorfs sei das aktive Vereinsleben mit der TTC-Halle als Mittelpunkt, lobte Kempf. Kritisch merkte er an, dass in der Schmachtenberger Straße und auf dem Friedhof Bäume fehlen, ebenso im Neubaugebiet. „Weiter so“, sagte Kempf, Schmachtenberg sei auf dem besten Weg, die noch vorhandenen Defizite auszumerzen.
Leidersbach-Volkersbrunn kam auf den zweiten Platz (800 Euro). Der Bewertungskommission waren unter anderem das funktionierende Gebäudemanagement und die aktive Dorfgemeinschaft aufgefallen. Besonderes Lob hatten sie für den Bau des Dorfgemeinschaftshauses übrig, in den 110 Bürgerinnen und Bürger involviert waren. Auch die Gestaltung des Dorfmittelpunkts wurde sehr positiv bewertet.
In der Kategorie der Dörfer bis 3000 Einwohner sicherte sich der Elsenfelder Ortsteil Rück-Schippach den Sieg. Kempf würdigte die wichtige Rolle der Dorferneuerung, mit deren Hilfe unter anderem ein Dorfplatz und ein Dorfladen geschaffen wurden. Die Dorfgemeinschaft sei aber auch außerhalb geförderter Maßnahmen aktiv, etwa mit dem „Rück-Besinnungweg“. Charakteristisch seien der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft und das vielfältige Vereinsleben. Kempf hob den Dorfladen hervor, der nicht nur Einkaufsmöglichkeiten bietet, sondern auch Raum für die soziale Begegnung. Die Kommission sei stark beeindruckt gewesen, mit welchem Engagement sich Bürgermeister, Amtsleiter und der Stadtrat für die Belange des Ortsteils einsetzen. Die Jury rege an, den traditionellen Weinbau im Ortsbild stärker darzustellen – etwa als Fassadenbegrünung. Auch wünsche man sich mehr Blumenschmuck.
In Rüdenau (zweiter Platz, 800 Euro) gefiel der Jury unter anderem der attraktive Dorfkern mit Rathaus, Schule, Kirche, Gasthaus und Ottilienbrunnen. Den Anforderungen der Energiewende stelle sich der Ort unter anderem mit der energetischen Sanierung der Schule, der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED und dem Angebot der Energieberatung. „Rüdenau ist ein intaktes Dorf mit einem regen Vereinsleben und einem großen Zusammenhalt“, lautete das Urteil. In Laudenbach (Platz 3, 500 Euro) lobte die Bewertungskommission das rege Vereinsleben, aber auch die punktuellen Dorferneuerungsmaßnahmen. Zudem begrüße man die Überlegungen zur Umgestaltung des ehemaligen Schrebergartengeländes am Main und empfahl, das Mainufer zugänglich und erlebbar zu machen.
Für Elsenfelds Bürgermeister Matthias Luxem ist der Preis für Rück-Schippach ein Ansporn, weiter zu machen. Auch wenn die Dorferneuerung formal abgeschlossen sei, so werde der Prozess „Unser Dorf hat Zukunft“ nie einen Abschluss finden. Für ihn ist die Tatsache, dass die Menschen selbst anpacken, der wesentliche Erfolgsfaktor für das Gelingen. „Fertige Lösungen gibt es nicht“, stellte er fest, jeder Ort sei anders und außergewöhnlich. Im Falle Rück-Schippachs sei die Dorferneuerung der Initialfunke für das bürgerschaftliche Engagement gewesen, blickte er zurück. Marga Hartig trug anschließend ein Gedicht über ihr liebenswertes Dorf mit dem Titel „Moi Dörfsche“ vor.
Der Energieberater Karl-Heinz Paulus forderte die Bevölkerung auf, Ressourcen zu schonen und zu versuchen, möglichst viel Energie vor Ort selbst zu erzeugen. „Der Energiehunger zerstört Landschaften und Existenzen“, zeigte er an Beispielen aus Nigeria, der Lausitz und der kanadischen Provinz Alberta. Möglichst viel Geld, das für Energie ausgegeben wird, solle in der Region bleiben, lautet sein Credo. Solarparks oder Windkraftanlagen verändern das Bild der Landschaft, stellte er fest, „ob sie es auch zerstören, muss jeder selbst entscheiden.“ Seit Errichtung des großen Solarparks bei Mönchberg sei die Welt nicht untergegangen, die Touristen seien immer noch da. „Das einzige, was mich am Solarpark stört, ist die Tatsache, dass er nicht uns gehört“, sagte er und stellte fest: „Es ist noch viel Platz für Fotovoltaikanlagen vorhanden.“ Die Energiewende sei nicht aufzuhalten, lautete sein Fazit.
Die Feier wurde musikalisch von den Schmachtenberger Dorfmusikanten und dem Gemischten Chor Schmachtenberg umrahmt.
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