Ja zur kommunalen Klimapartnerschaft
Sehr aufgeschlossen gegenüber einer kommunalen Klimapartnerschaft des Landkreises Miltenberg mit einem Distrikt der Region Njombe (Tansania) haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Energie, Bau und Verkehr am Montag gezeigt.
In der Sitzung, die von Landrats-Stellve
rtreter Bernd Schötterl geleitet wurde, stellte Kreisbaumeister Andreas Wosnik das Vorhaben vor, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. Es basiert auf der Tatsache, dass Vereinbarungen zum Erreichen der Klimaziele meist auf nationaler und internationaler Ebene getroffen werden, dass aber bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz den Kommunen eine entscheidende Rolle zukommt. Mit dem Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ soll die fachliche Zusammenarbeit deutscher Städte, Gemeinden und Landkreise mit Kommunen aus Afrika, Lateinamerika und Asien in den Bereichen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung unterstützt werden. Dabei kommen jeweils eine deutsche Kommune und eine Kommune aus dem Globalen Süden zusammen, die für zwei Jahre von der „Servicestelle Kommunen in der einen Welt“ (SKEW) intensiv begleitet und beraten werden. Es entstehen gemeinsame Handlungsprogramme, die neben einer gemeinsamen Vision auch konkrete Ziele, Maßnahmen und Ressourcen beinhalten.
Wosnik zufolge startet das Projekt 2020 in eine neue Phase. Der Landkreis Miltenberg habe sein Interesse an einer Teilnahme bereits bekundet und sei auch zur Teilnahme ausgewählt worden. Der Bund fördere die Umsetzung und Finanzierung von nationalen und internationalen Netzwerktreffen, finanziere die Entsendung von Experten und begleite die Teilnehmer bei der Erstellung der gemeinsamen Handlungsprogramme. Dem Landkreis entstehen keine Kosten, versicherte Wosnik. Kern der Partnerschaft sei der bilaterale Austausch von kommunalen Experten; vorgesehen seien zwei internationale Workshops und vier Netzwerktreffen.
Da es im Landkreis Miltenberg bereits mehrere private und kirchliche Initiativen mit der Region Njombe in Tansania gibt, sehe der Projektantrag laut Wosnik vor, eine Partnerschaft mit einem District der Region Njombe in Tansania anzustreben. Die finale Entscheidung werde an einem Runden Tisch mit den Initiativen im Landkreis Miltenberg erfolgen. Auf Nachfrage aus dem Ausschuss bezifferte Wosnik den personellen Aufwand im Landratsamt auf insgesamt acht Mann-Wochen im Projektzeitraum, was handelbar sei, ohne dass es zu einer Personalmehrung komme. „Ein sinnvolles Projekt“, kommentierte stellvertretender Landrat Bernd Schötterl, der sich anschließend über einstimmige Zustimmung aus Reihen des Ausschusses freute.
Dass sich bereits viel getan hat in den regionalen Aktivitäten im Energie- und Klimaschutz, belegte der Leiter der Energieagentur Bayerischer Untermain, Marc Gasper. Er stellte unter anderem das kommunale Energieeffizienznetzwerk KEEN-E6 vor, an dem neben Goldbach, Hösbach, Bad Orb und Kleinostheim auch Niedernberg und Rüdenau beteiligt sind. Im Kern gehe es darum, durch Netzwerkarbeit die Energieeffizienz zu steigern und CO2 einzusparen, so Gasper.
Dies erreiche man mit externer Unterstützung durch einen Netzwerkmanager, einen energietechnischen Berater, einen Moderator sowie Fachexperten. Schwerpunkt sei die Einführung eines systematischen kommunalen Energiemanagements, das umfassende Analysen ermöglicht und Auffälligkeiten sowie Einsparpotenziale aufzeigt. Gasper stellte ausgewählte Projekte in den teilnehmenden Kommunen vor und wies auf die Neugründung des „Kommunalen Klimaschutz-Netzwerks“ im Herbst 2020 hin. Bis Ende Juli könnten sich interessierte Kommunen melden, sagte er und nannte die Eckpunkte: 60 Prozent Förderung mit garantierter Kostendeckelung, drei Jahre Laufzeit, individuelle Projektbegleitung sowie Nutzen durch erfahrene Partner.
Gasper stellte zudem den European Energy Award (EEA) vor, ein europäisches Gütezertifikat für die Nachhaltigkeit der Energie- und Klimaschutzpolitik von Gemeinden. Dem Zertifizierungsverfahren liege ein Qualitätsmanagementsystem zugrunde, mit dem die Aktivitäten der Kommune im Bereich Klimaschutz erfasst, bewertet, geplant, gesteuert und überprüft werden. Der Landkreis Miltenberg habe sich bereits 2017 für die Teilnahme entschieden, so Gasper.
Das Förderprogramm sei allerdings erst spät gekommen, so dass das Programm erst im Dezember 2019 begann. Gasper schlug vor, das Projekt anzugehen, sobald die personellen Kapazitäten in der Energieagentur dies ermöglichen.
Als äußerst erfolgreich stellte Gasper die Thermographie-Aktion vor, die Hausbesitzern einen Blick auf den energetischen Zustand ihrer Gebäudehülle ermöglicht. 2019 habe man 125 Beratungspakete vergeben, in diesem Jahr seien es innerhalb von drei Tagen 138 Pakete gewesen. Ein Beratungspaket habe einen Wert von 291 Euro, wobei der Hausbesitzer lediglich 30 Euro bezahlen müsse, so Gasper. Steigende Zugriffszahlen vermeldete er auch vom Solarpotenzialkataster für die Region. Hier kann jeder Hausbesitzer online sehen, ob sein Dach für eine Solaranlage geeignet ist, wie viel Energie er durch Sonnenenergie gewinnen kann und was eine Anlage kostet. Ein Klick auf www.solarinitiative-untermain.de zeige schnell die Potenziale.
Zur geplanten Erneuerung der Wärmeversorgungsanlage des Landratsamts Miltenberg sagte Kreisbaumeister Andreas Wosnik, dass nach fachlicher Begutachtung eine Variante mit Pelletskessel (200 kW) und Gaskessel (300 kW) für die Spitzenlast am wirtschaftlichsten sei. Diese Anlage soll nun weitergeplant und umgesetzt werden.
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