Investitionen im Kompostierwerk notwendig
Bei einem Rundgang über die Kreismülldeponie Guggenberg haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Natur- und Umweltschutz am Montag einen Eindruck verschafft, was sich hier getan hat und welche Pläne es gibt. Erste Station war das Kompostierwerk, das der Landkreis Miltenberg in Kooperation mit der Firma Herhof baute und das seit 1997 von der Firma Herhof betrieben wird.
Dieser Vertrag läuft noch bis mindestens Ende September 2022. Der Landkreis Miltenberg ist dann Eigentümer des Kompostierwerks. Allerdings sind bereits jetzt Investitionen notwendig. Ruth Heim, Leiterin der Kommunalen Abfallwirtschaft, berichtete von einem bisher störungsfreien Verlauf der Anlage, die in den vergangenen Jahren immer wieder den Anforderungen angepasst wurde – etwa durch eine Verfeinerung der Absiebtechnik. Durch die 42. Bundesimmissionsschutzverordnung sei es aber nun notwendig, die Abluftreinigung zu ertüchtigen, erklärte Herhof-Geschäftsführer Michael Koch und brachte unter anderem die Wegnahme des Verdunstungskühlers und die Installation eines leistungsfähigen Biofilters am Ende des Intensivrotteprozesses ins Spiel. Für die Kühlung würde man künftig mehr Luft verwenden und damit auch den Luftaustausch in der Halle gemäß der TA Luft deutlich verbessern. Seine Firma wäre bereit, für alle notwendigen Maßnahmen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung einzuholen und auch die Arbeiten selbst umzusetzen. Sollte der Betreibervertrag Ende September 2022 enden, würde Herhof bei Bedarf die Genehmigung an den Landkreis Miltenberg weiterleiten. Wie es von Oktober 2022 an mit der Kompostieranlage weitergeht, müssen die Kreisgremien noch entscheiden. Der
Landkreis Miltenberg könnte die Anlage selbst betreiben oder mittels Ausschreibung einen Betreiber suchen. Da auch der Sanitärbereich neugestaltet werden muss, damit Arbeits- und Aufenthaltsbereich getrennt werden können, ist mit Gesamtkosten von rund 1,5 Millionen Euro zu rechnen.
Wolfgang Höhler (Firma Herhof) führte den Ausschuss durch die Anlage und zeichnete den Weg des Biomülls nach. Nach der Anlieferung wird der Müll zerkleinert und kommt in Rotteboxen, in denen der Verrottungsvorgang beschleunigt wird. Anschließend ist er hygienisiert – also garantiert frei von keimfähigen Samen und austriebsfähigen Pflanzenteilen. Der nach einer festgelegten Rottezeit verwendbare qualitativ hochwertige Kompost habe nicht nur das RAL-Gütezeichen, sondern sei sogar für den Öko-Landbau zugelassen, erklärte Höhler. Mit Erschrecken sahen die Ausschussmitglieder die Berge von Störstoffen. Darunter ist viel Plastik, das mit dem Bioabfall angeliefert wird und mit hohem Aufwand aussortiert werden muss. Deshalb der eindringliche Appell an alle Bürgerinnen und Bürger: Bitte kein Plastik in die Biotonne geben, sondern lieber Zeitungspapier als Umhüllung verwenden! Auch auf die teuren kompostierbaren Plastikbeutel sollte man verzichten, denn diese brauchen unterschiedlich lange, bis sie sich aufgelöst haben. Auch ist es für Mitarbeiter nicht gleich erkennbar, ob die Plastikbeutel kompostierbar sind oder nicht.
Thomas Bräutigam (Kommunale Abfallwirtschaft) erläuterte die derzeit laufende Hausmüllanalyse, bei der in ausgewählten Orten (Obernburg, Großwallstadt, Collenberg, Weilbach mit Ortsteilen) und Straßen alle maßgeblichen Abfallströme – Restmüll, Altpapier, Bioabfälle, gelbe Wertstoffsäcke, Sperrmüll, Altholz und Elektroschrott – analysiert werden. Auch die Direktanlieferungen in den Wertstoffhöfen, die gesammelten Elektrokleingeräte und Gewerbeabfälle würden unter die Lupe genommen, zudem werde die Füllmenge in den Tonnen ermittelt. In Guggenberg wird der eingesammelte Abfall in einer Halle in Fraktionen sortiert und ausgewertet. Die Ergebnisse dienen der Abfallwirtschaft als Anhaltspunkt, ob man das Abfallwirtschaftskonzept weiter entwickeln soll. Der zweite Teil der Analyse wird im Frühjahr 2021 folgen, mit den Ergebnissen wird Ende Juni 2021 gerechnet.
Ruth Heim stellte die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vor, die infolge des Deponieausbaus nötig waren. Demnach wird als Ausgleich für die Rodung von 1,3 Hektar Wald und für die Umsiedlung von Eidechsen ein Ersatzhabitat für Zauneidechsen sowie ein Biotop mit Gehölzen, Totholzbereichen, Saumstreifen und Tümpel in Guggenberg geschaffen. Dieses
Biotop dient zudem den Eidechsen als zusätzliche Nahrungsquelle und bietet viele Unterschlupfmöglichkeiten.
Laut Kai Strüber (Kommunale Abfallwirtschaft) fällt in Teilen des Deponiekörpers noch Deponiegas mit Methankonzentration an, das behandelt werden muss. Die derzeit verwendete Gasfackel, die rund 30.000 Euro Miete pro Jahr kostet, soll, wenn möglich, durch eine Anlage mit Regenerativer-Thermischer-Oxidation (RTO) abgelöst werden. Mit dieser Technik kann Deponiegas mit Methangaskonzentrationen von 0,5 Volumenprozent behandelt werden. Die Gasbehandlung kann damit mit dem Faktor 3 bis 4 beschleunigt werden, sodass auch Setzungsvorgänge deutlich früher abgeschlossen sind. Die Abwärme der Anlage könnte zudem Maschinenhalle und Betriebsgebäude mit Wärme versorgen, die Erdgas-Heizkessel könnten entfallen. Eine solche Anlage wäre ein „deutlicher Schritt in Richtung Klimaschutz“, stellte Strüber fest. Notwendig wäre zunächst eine Potenzialstudie, die bis zu 45.000 Euro kostet; dank Förderung würden am Ende aber lediglich 18.000 Euro für den Landkreis anfallen. Sollte das Potenzial für eine solche Anlage vorhanden sein, könnte eine Anlage mit Kosten von bis zu 450.000 Euro errichtet werden. Auch diese Anlage würde gefördert, so dass dem Landkreis am Ende weniger als 200.000 Euro in Rechnung gestellt würden.
Am Ende des Rundgangs wies Ruth Heim den Ausschuss auf den umgestalteten Eingangsbereich der Kreismülldeponie hin. Fahr- und Fußgängerverkehr wurden mit Absperrungen und Zebrastreifen voneinander getrennt, Wege und Sperrflächen wurden besser gekennzeichnet. Auch wurde die Fläche neben dem Eingangstor durch eine pflege- und insektenfreundliche Staudenbepflanzung aufgewertet.
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