Gemeinsam gegen Schwarzwild vorgehen
Dass die Schwarzwildpopulation in der Region deutlich zu hoch ist, ist bei Landwirten, Jägern und Behörden unstrittig. Nun versuchen Jagdbehörde, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) sowie der Bauernverband, in einem ausgewählten begrenzten Areal, dem Gemeinschaftsjagdrevier Preunschen, gemeinsam Strategien für die deutliche Reduzierung der Schwarzwildbestände umzusetzen.
In dem Wildbiologen Niels Hahn fanden die Beteiligten einen ausgewiesenen Experten, der am Samstag im Feuerwehrlehrsaal in Preunschen eine ganztägige Veranstaltung moderierte. Fünf Stunden lang tauschten sich 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Reihen der Behörden, Jäger, Revierleiter, Jagdpächter, Jagdvorsteher, Jagdaufseher, Jagdberater, Landwirte sowie die Bürgermeister Stefan Schwab (Kirchzell) und Günther Oettinger (Großheubach) aus und lieferten sich dabei eine teilweise emotionale Auseinandersetzung. Am späten Nachmittag stellten die Teilnehmer mehreren Gästen, darunter Landrat Jens Marco Scherf, die Ergebnisse vor.
Die Runde hatte am Vormittag zunächst die Handlungsfelder priorisiert und unter anderem den Themen Saufang, Nachtzieltechnik, Bewegungsjagd, Kirrjagd und „Beitrag der Landwirtschaft“ hohe Bedeutung beigemessen. Vor allem die Anwendung nur mit Ausnahmegenehmigung zulässiger Jagdmethoden wie Saufang und Nachtzieltechnik wurde in den Mittelpunkt gerückt, da die bisher praktizierten Bejagungsmethoden wie Drück- und Kirrjagd offenbar nicht geholfen haben, die Schwarzwildbestände zu reduzieren. Doch gerade
gegen den Saufang – eine Lebendfalle für Wildschweine, in der die Tiere dann erlegt werden – wehren sich viele Jäger. Sie halten diese Form der Jagd nicht für waidgerecht. Die Landwirte auf der anderen Seite fordern endlich praktikable Lösungen, dem Schwarzwild an den Kragen zu gehen. Diskutiert wurde auch der Einsatz von Nachtzielgeräten. Während reine Nachtsichtgeräte problemlos eingesetzt werden dürfen, müssen Nachtzielgeräte – wie auch Saufänge – bei der Unteren Jagdbehörde genehmigt werden. Wenn die Voraussetzungen vorhanden sind, sei eine Genehmigung möglich, erklärte die Leiterin der Unteren Jagdbehörde, Regina Groll. Auch Harald Blankart (AELF), dessen Behörde im Verfahren gehört wird, sagte hierbei Unterstützung zu.
Immer wieder Thema war die Kommunikation. Wenn Landwirte und Jäger regelmäßig Informationen austauschen – wo sich etwa große Schwarzwildbestände regelmäßig aufhalten –, würde dies die Bejagung voranbringen, so ein Landwirt. „Vor Ort muss jemand sein, der die Situation täglich beobachtet und den Jagdpächter informiert“, forderte ein Redner. Die Abstimmung gemeinsamer Drückjagden wurde ebenfalls für wichtig erachtet. Zum Teil wurde auch die Kirrjagd kritisch gesehen. An diesen Lockfutterstellen werde teilweise zu viel Mais ausgebracht, kritisierte ein Teilnehmer, so dass die Schwarzwildpopulation davon profitieren würde. Die Landwirte ihrerseits trügen viel zur Schwarzwildbekämpfung bei, sagte ein Landwirt. Sie zäunten etwa im Bereich Preunschen ihre Maisflächen ein und legten Schneisen im Mais und Grünflächen an den Feldrändern an, damit die Jäger schießen können. Teilweise seien 85 Schweine auf einmal auf einem Feld gezählt worden, beklagte sich ein Landwirt, der eine klare Meinung formulierte: „So kann es nicht weitergehen, unsere Existenz ist gefährdet.“
Die Ergebnisse der Versammlung wurden am Ende unterschiedlich bewertet. Einige Teil-nehmer machten aus ihrer Enttäuschung, dass keine konkreten Schritte beschlossen wurden, keinen Hehl. Mehrere bedauerten, dass sich die Jäger Techniken wie Saufang und Nachtzielgeräten verweigern, obwohl die bisherigen Bejagungsmethoden offenbar nichts gebracht haben.
Es sei bereits ein Fortschritt, dass alle Beteiligten miteinander reden, sahen mehrere an-dere Teilnehmer die Versammlung positiv. „Der Handlungsdruck ist aus Sicht des Land-kreises extrem hoch“, stellte etwa Landrat Jens Marco Scherf fest, der an gemeinsames Handeln appellierte. Nur gemeinsam sei dem Problem beizukommen, steht für den Land-rat fest. Insgesamt, so Scherf, müsse man bei der Bejagung ein ganzes Bündel von Maßnahmen kombinieren. Es gelte, alle Möglichkeiten zu nutzen, stimmte Klaus Bernhart (AELF) zu.
Positiv nahmen alle Teilnehmer das Angebot von Bürgermeister Stefan Schwab auf, eine neue Gesprächsrunde in einigen Wochen zu organisieren. Auch Moderator Niels Hahn fand diese Idee gut: Für ihn gibt es keine Alternative zur Schaffung eines Schwarzwild-Arbeitskreises. „Alle müssen über ihren Schatten springen, um weiter zu kommen“, forderte er. Landwirt Frank Schäfer gab die Devise aus: „Erst einmal alles sacken lassen, nachdenken und dann alle Maßnahmen integrieren.“ „Beim nächsten Treffen muss es konkret werden“, gab Landrat Jens Marco Scherf den Teilnehmern mit auf den Heimweg.
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