Fairtrade macht Schule: Nachhaltigkeit auch im Landkreis immer beliebter

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www.miltenbecher.de.500 Fairtrade-Städte gibt es seit September in Deutschland. Stadt Nummer 505 wurde am 5. Oktober Erlenbach - nach Miltenberg und Mömlingen bereits die dritte Kommune in der Region. Es tut sich was in Sachen fairer Handel am bayerischen Untermain, denn auch Schulen, wie das Johannes-Butzbach-Gymnasium in Miltenberg oder die Hans-Memling-Grundschule in Mömlingen machen mit. Weitere Städte, wie Kleinwallstadt und Klingenberg sind in der Bewerbungsphase.

Wer seine Augen als Konsument nicht komplett verschließt, dem muss klar sein, dass niedrige Preise in allen Handelsbranchen ihren Preis an anderer Stelle haben. Unwürdige Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und Kinderarbeit sind nur drei Faktoren, die hinter „billig“ stecken können. Fairtrade – also die englische Wortkombination aus „gerecht“ und „Handel“ will dies verhindern. Konsumenten, Unternehmen und Produzenten setzen sich für würdigere Bedingungen in Entwicklungs- und Schwellenländern ein. Mehr als 1,6 Millionen Bauern und Beschäftigte auf Plantage in 75 Ländern profitieren bereits an Fairtrade. Immer unter Beobachtung durch Auditoren, die die Einhaltung der festgelegten sozialen, ökologischen und ökonomischen Standards prüfen. Studien zeigen: Fairtrad wirkt und hilft nachhaltig.

Dass auch im Kreis Miltenberg viele Menschen nicht wegsehen, zeigen die jüngsten Berichte des Landratsamtes. Im Kreistag wurde schon vor geraumer Zeit beschlossen, dass der Landkreis Miltenberg den Titel „Fairtrade-Landkreis“ anstrebt. Im Rahmen dieses Projekts soll auch die Bildung eines bewussten Konsumverhaltens unter besonderer Berücksichtigung regionaler Wertschöpfungsketten gefördert werden. In den Kantinen des Landratsamtes und der Sparkasse, bei Kreistagssitzungen und in einigen Schulen werden bereits fair gehandelte Produkte eingesetzt. Jeder Einzelne kann etwas tun. Einzelhändler können fair gehandelte Ware anbieten, Gastronomiebetriebe auf fair gehandelte Zutaten und Getränke umsteigen. Auch für Schulen, Vereine und Verbände gibt es viele Möglichkeiten um den Landkreis noch fairer zu machen. Bundesweit stieg der Umsatz im Fairtrade 2016 schon auf 1,3 Milliarden. Was viel klingt, entspricht aber nur 0,5% vom Gesamtumsatz. Es gibt also noch viel Luft nach oben.

Die Initiativen in und um Miltenberg zeigen bereits Wirkung und könnten einen schönen Anteil an weiteren Verbesserungen haben. Ende September zeichnete der Landkreis im Rahmen der „Fair und regional“-Feier Initiativen, Händler, Gastronomen, Vereine, Gemeinden und Schulen für ihre Bemühungen und regionale Produkte aus. Sein ausgerufenes Ziel „Fairtrade-Landkreis“ zu werden, schaffte unsere Region bereits 2016 und wurde als vierter Landkreis in Bayern anerkannt. Landrat Jens Marco Scherf betonte in seiner Rede, wie wichtig nicht nur reden, sondern auch das Handeln ist. Der „Miltenberger Käsetaler“ und der „Miltenbecher“ wurden stellvertretend als Vorzeigeprodukte genannt. Scherf hofft auch weiterhin auf Bewerbungen von Menschen mit klaren Wertevorstellungen um das Projekt weiter voran zu treiben. Und auch wer nur als Käufer aktiv ist, kann viel tun, wenn er so oft es geht Produkte mit dem Fairtrade-Logo in den Warenkorb legt.

Sie interessieren sich für Fairtrade? Hier gibt es Infos:
Fairtrade-Landkreis Miltenberg
Lokale Aktionsgruppe Main4Eck Miltenberg e.V.
Industriering 7, 63868 Großwallstadt
info@main4eck.de, Telefon: 06022/262002


Der „Miltenbecher“ vom Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld

Oft ist es einfach nur die Bequemlichkeit, die Verbraucher dazu treibt ihr Umweltbewusstsein über Bord zu werfen. 320.000 Einweg Coffee to go Becher werden jede Stunde in Deutschland verbraucht, obwohl die Herstellung sehr aufwendig ist und so unnötig Ressourcen verschwendet werden. Dafür werden jährlich 43.000 Bäume gefällt, 22.000 Liter Öl und 1,5 Milliarden Liter Wasser verbraucht. Mit der verbrauchten Energie könnten 100.000 Haushalte ein Jahr mit Strom versorgt werden, der entstandenen Müll ist 40.000 Tonnen schwer. Erschreckende Zahlen, gegen die Jugendliche des Julius-Echter-Gymnasiums in Elsenfeld etwas tun möchten. Zusammen mit Biolehrer Jörg Giegerich gründeten 20 Schülerinnen und Schüler die Aktion „Miltenbecher“. Das Prinzip ist so einfach wie clever: Ein Becher aus fairer Herstellung geht mit dem Kaffee über die Theke. Bruchsicher, leicht, lebensmittelecht, 100% recyclebar, hergestellt in Bayern und ab sofort auch mit Mehrweg-Deckel. Einen Euro Pfand zahlen die Kunden und bekommen die Kaffee dann sogar 10 Cent günstiger. Der Becher kann beim nächsten Laden wieder abgegeben oder für einen neuen Kaffee mit frischem Becher getauscht werden. Die Aktion kommt an, obwohl der Startschuss erst am 26. September fiel. 27 Läden im Landkreis sind schon dabei – Tendenz steigend. Selbst Fußballteams wie Bayernligist SV Erlenbach machen bei der Initiative mit. Lehrer Jörg Giegerich ist stolz auf seine Gruppe: „Ich habe ein paar WhatsApp an Schüler geschrieben, nach einer Stunde stand das Team. Das ist kein Schulprojekt bei dem es Noten gibt. Es sind Kinder von der 6. bis zur 12. Klasse dabei, die freiwillig in der Freizeit mitmachen, weil sie Spaß dabei haben.“ Großes Lob gibt es auch vom Landrat Jens Marco Scherf während der Ehrung: “Wir haben oft das Thema, dass man sagt – die junge Generation, wo steht die, interessiert die sich noch für die Welt? Doch! Hier sehen wir es. Engagierte, werteorientierte Menschen. Ich bin stolz auf diese jungen Leute!“ Zurecht. Denn neben dem Becher selbst nutzt die JEG-Arbeitsgruppe fast jedes Mittel um ihre tolle Idee in die Welt zu tragen. In sozialen Netzen wird fleißig gebloggt, die Fotostrecke „Miltenbecher Big Pictures“ zeigt den Becher vor dem Eiffelturm in Paris, dem Atomium in Brüssel oder am Mittelmeerstrand und mit viel Liebe entstanden Poetry Slam-Texte und pfiffige Videos zum Projekt. Eine Aktion bei der sich so mancher Erwachsene eine große Scheibe abschneiden kann. Viele weitere Infos finden Sie unter www.miltenbecher.de.

Die „Fairtrade-Schule“ Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg
Bereits im Februar hieß es im Miltenberger Johannes-Butzbach-Gymnasium „JBG goes Fairtrade“. Ein Schulteam gründete sich, eine Bewerbung wurde gestellt und erste Aktivitäten gestartet um die fünf Kriterien zu erfüllen eine zertifizierte Fairtrade-Schule zu werden. Zu den Voraussetzungen gehört neben des Schulteams ein Kompass mit Unterschrift des Rektors, der Verkauf und Verzehr von fair gehandelten Produkten, mindestens einmal in Jahr eine Schulaktion zum Thema und die Behandlung von Fairtrade in mindestens zwei Klassenstufen in mindestens zwei Unterrichtsfächern. Gesagt, getan. Bereits kurze Zeit später hielt Fairtrade-Kaffee Einzug ins Lehrerzimmer. Im Juni unterschrieb Oberstudiendirektor Joachim Fertig den Kompass mit den festgelegten Zielen, zum Beispiel der Zusammenarbeit mit dem Eine-Welt-Laden Miltenberg. Viele weitere Aktionen folgen, im September 2016 stand eine Fairtrade-Woche auf dem Programm, die mit einem Fashion Fairday endete. Themen wie Nachhaltigkeit wurde im Unterricht besprochen und so erfüllte man nach und nach den Fünfpunkteplan. Am 12. Dezember, also zehn Monate nach dem Start, konnte sich das JBG tatsächlich „Fairtrade-Schule“ nennen. Ein Titel, auf den das Gymnasium zwar stolz sein kann, aber auf dem es sich nicht ausruhen kann. Denn auch weiterhin gilt: Die Kriterien müssen erfüllt werden. So wurde auch 2017 der wieder ein Osterbasar veranstaltet – natürlich mit Speisen aus fairen Lebensmitteln und fair gehandelten Produkten. Auch die Teilnahme einer Baumpflanzaktion durch „Plant for the Planet“ öffnete den Kindern noch weiter die Augen, wie wichtig ein guter Umgang mit Mensch und Natur ist. Das Schulfest 2017 stand schließlich unter dem Motto „Nachhaltigkeit – Perfekt für uns“. Völlig verdient war dann die Auszeichnung mit dem Fairtrade-Siegel durch den Landkreis am 26. September. Auch dort nutzte die AG die Chance und machte Werbung für ihr Projekt und faire Vielfalt. Das Johannes-Butzbach-Gymnasium und Fairtrade - eine Kombination, die Schule machen sollte. Den Blog der Schule gibt es hier: https://blog.fairtrade-schools.de/author/ftschool830/

Autor:

Thomas Poppe aus Miltenberg

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