Gewässerschutzberaterin Eva Heilmeier im Interview
"Erosionsschutz ist Gewässerschutz“

Eva Heilmeier ist seit 2009 für die Beratung der Landwirtinnen und Landwirte zu den Themen Gewässer- und Erosionsschutz am AELF Karlstadt zuständig.  | Foto: Katja Sander
  • Eva Heilmeier ist seit 2009 für die Beratung der Landwirtinnen und Landwirte zu den Themen Gewässer- und Erosionsschutz am AELF Karlstadt zuständig.
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Seit 2009 ist Eva Heilmeier für den Gewässerschutz am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt zuständig. Sie ist selbst Landwirtin und hat ihrem Sohn vor kurzem ihren Ackerbaubetrieb im Landkreis Main-Spessart übergeben. Im Interview beantwortet sie Fragen zu Wind- und Wassererosion und erläutert leicht umsetzbare Strategien, um auf landwirtschaftlich genutzten Flächen den Bodenabtrag zu reduzieren.

Frau Heilmeier, seit Wochen hat es in Unterfranken kaum geregnet. Die Böden sind trocken und hart. Kommt es, aufgrund dieser Situation überhaupt zu Erosion?
Ja, auch in der aktuellen Situation kommt es zu Bodenerosion. Durch die fehlenden Niederschläge findet überwiegend ein Bodenabtrag durch Wind statt. Die Winderosion spielt in unserem Amtsbereich jedoch eine untergeordnete Rolle. Wir nehmen sie nur wahr, wenn die Felder bearbeitet werden und wir eine Staubwolke sehen. Das ist jedoch keine Erosion im eigentlichen Sinn, weil sich die aufgewirbelten Bodenteilchen wieder auf dem Feld absetzen und damit erhalten bleiben. Wesentlich gravierender und folgenschwerer ist der Bodenabtrag durch Wasser.

Wann kommt es dazu?
Bei starkem Regen. Die ausgetrockneten Böden können das Wasser nicht so schnell aufnehmen und das Wasser fließt oberflächlich ab. Gefühlt haben die Starkregenereignisse, wie auch Trockenheit und Unwetter, auch in unserem Amtsbereich in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Deshalb steigt auch das Erosionsrisiko. Auch wenn die Böden wassergesättigt sind, kommt es vermehrt zu Bodenerosion durch Regen.

Was heißt das konkret?
In stark hängigem Gelände kann der Bodenabtrag in Ausnahmefällen fünf bis zehn Tonnen pro Hektar und Jahr betragen. Diese Situation finden wir auf einigen Standorten im Landkreis Miltenberg vor. Draußen nehmen wir das kaum wahr, weil es dabei nur um wenige Millimeter geht. Rechnet man diesen Bodenverlust jedoch auf mehrere Generationen, dann sind die Auswirkungen dramatisch.
In einigen Bereichen haben wir extrem flachgründige Böden. Wenn dort Boden unwiederbringlich verloren geht, wird dieser Standort langfristig für den Ackerbau unbrauchbar.

Welche Möglichkeiten gibt es vorzubeugen?
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Voraussetzung ist jedoch erst einmal die Sensibilität der Landwirtinnen und Landwirte für dieses Thema. Sie kennen ihre Flächen gut und wissen zumeist welche Äcker besonders gefährdet sind. Zusätzlich gibt es das Erosionsschutzkataster, in dem die Flächen in Ero-sionsschutzklassen eingeteilt sind. Null bedeutet eine geringe Gefährdung, zwei dagegen eine starke Gefährdung. Darauf muss dann auch die Bodenbearbeitung abgestimmt werden. Eine wichtige Maßnahme gegen Erosion ist, die Zeitintervalle, in denen die Böden unbedeckt sind, zu minimieren. Das geht prima mit Zwischenfruchtmischungen.

Wann ist das genau?
Die frühe Saat findet nach dem Räumen der Hauptfrucht also etwa Mitte Juli statt. Für die späte Saat ist im August und September noch Zeit, um die Zwischenfrucht zu etablieren. Wir empfehlen die Aussaat der Zwischenfrucht jedoch so früh wie möglich.

Und wenn das Wasser fehlt?
Ja, das ist unser großes Problem in Unterfranken. Die Saat geht nur auf, wenn es regnet. Deshalb sind zusätzlich auch noch andere Maßnahmen sinnvoll. Das gilt übrigens immer. Maßnahmen miteinander zu kombinieren, bringt den größten Erfolg. Viele Maßnahmen ergänzen sich.

Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Die Wichtigste habe ich schon genannt: Die Minimierung der Zeitspanne ohne Bodenbedeckung. Zwischenfruchtmischungen und Untersaat bei Reihenfrüchten wie Mais sind hier wichtig. Auch sollte, bei großen Feldstücken, nicht der ganze Acker mit einer Reihenfrucht bestellt werden. Abwechselnde Fruchtarten auf gefährdeten Standorten sind eine unkomplizierte Möglichkeit, um Bodenerosion zu reduzieren. Beispielsweise kann auf einem stark hängigen, erosionsgefährdeten Acker, Mais im Wechsel mit Kleegras kombiniert werden. Untersaaten wie Rotschwingel sind ebenfalls hilfreich. Außerdem sollte die Bewirtschaftung möglichst quer zum Hang erfolgen und Bodenverdichtung vermieden werden. Also keine Befahrung, wenn es zu nass ist! Erosionsschutz ist immer auch Gewässerschutz. Findet kein Abtrag statt, dann findet auch kein Gewässereintrag statt und die Gewässer werden nicht mit Stickstoff und Phosphor belastet. Dann gibt es noch die konservierende Bodenbearbeitung und die Bodenstrukturverbesserung.

Was ist mit konservierender Bodenbearbeitung gemeint?
Die konservierende Bodenbearbeitung arbeitet zum einen ohne Pflug und zum anderen mit verschiedenen Saattechniken. Die Direktsaat ist ein optimaler Erosionsschutz, jedoch können sich viele Betriebe die spezielle Technik nicht leisten. Auch die Streifensaat ist ein guter Erosionsschutz, die jedoch ebenfalls, aus wirtschaftlichen Gründen, oft nicht machbar ist. Eine pragmatische Alternative zu den ersten beiden Saattechniken stellt die Mulchsaat dar. Die abgefrorenen Zwischenfrüchte bilden die Mulchauflage. Diese Auflage schützt vor Erosion. Zusätzlich sollte der Boden bei Reihenfrüchten zum Schutz der Mulchauflage möglichst wenig bearbeitet werden.

Und Bodenstrukturverbesserung?
Hier geht es unter anderem darum den Ton-Humus-Komplex zu fördern. Das kann zum Beispiel durch eine Kalkung geschehen, falls die vorausgegangenen Bodenproben einen Bedarf anzeigen. Bodenlebewesen wie Regenwürmer tragen ebenfalls dazu bei. Damit sie genügend Pflanzenreste als Futter vorfinden, sind die Ernterückstände und Zwischenfrüchte besonders wichtig. Bei den Zwischenfruchtmischungen kommt es vor allem auf die Wurzeln an, die im Idealfall unterschiedliche Bodentiefen erreichen und lockern.

Gibt es noch weitere Möglichkeiten?
Ja klar. Landwirtinnen und Landwirte können zusätzlich auch Erosionsschutzstreifen anlegen. Sie sind besonders dann wichtig, wenn Hänge schon in Bewegung geraten sind. Sie fangen die in Bewegung geratenen Bodenschichten auf. Entlang von Gewässern sind die Streifen mit Grünlandeinsaat ebenfalls sinnvoll und deshalb auch vorgeschrieben. Sie verhindern den Bodeneintrag in Gräben und Gewässer.

Ist die Sensibilität für das Thema „Erosionsschutz“, von der Sie vorhin gesprochen haben, bei den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern der Flächen vorhanden?
Ja. Auf jeden Fall! In einigen besonders erosionsgefährdeten Bereichen in unserem Amtsbereich müssen wir zwar noch besser werden, insgesamt liegt die nachhaltige Bodensicherung jedoch im eigenen Interesse der Bewirtschaftenden. Deshalb sind die meisten auch bereit einen aktiven Beitrag zur Bodensicherung zu leisten.

Die Fragen stellte Katja Sander, AELF Karlstadt

Autor:

AELF Karlstadt aus Miltenberg

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