Energiemonitor zeigt aktuelle Energieflüsse im Landkreis

So sieht der Energiemonitor für den Landkreis Miltenberg aus – der erste in einem unterfränkischen Landkreis.
  • So sieht der Energiemonitor für den Landkreis Miltenberg aus – der erste in einem unterfränkischen Landkreis.
  • hochgeladen von Landratsamt Miltenberg

Der soeben ans Netz gegangene Energiemonitor zeigt unter https://energiemonitor.bayernwerk.de/miltenberg-landkreis in Viertelstunden-Intervallen die aktuelle Energiesituation im Landkreis Miltenberg an.

Dass das möglich ist, verdankt man Landrat Jens Marco Scherf zufolge dem Austausch von Verbrauchs- und Erzeugungsdaten, die dank des Mitwirkens der lokalen Energieversorger – Bayernwerk, EMB Miltenberg, Stadtwerke Klingenberg, EZV Wörth und den Stadtwerken Aschaffenburg – und der großen Eigenversorger Erbacher Food Intelligence, Fripa und Mainsite möglich sei. Angeregt und unterstützt worden sei das Projekt vom Energieforum Aschaffenburg-Miltenberg, sagte der Landrat zu Beginn der Vorstellung am Montag im Landratsamt. Scherf wies auf das Ziel des Integrierten Energie- und Klimakonzepts hin, wonach in der Region im Jahr 2030 50 Prozent erneuerbare Energien im Strombereich erzeugt werden sollen. 2018 seien es rund 35 Prozent im Landkreis Miltenberg gewesen, etwa 20 Prozent in der Gesamtregion Bayerischer Untermain. Wenn man Klimaneutralität erreichen wolle, gehe das nur mit einem stärkeren Ausbau der regenerativen Energien, machte Scherf deutlich. Laut der Studie „Klimaneutrales Deutschland sei zu erwarten, dass durch die weitgehende Elektrifizierung des Gebäude- und Mobilitätssektors der Strombedarf der kommenden Jahre um 50 Prozent steigen werde.
Der Landkreis Miltenberg sei bereits heute aktiv, wies der Landrat auf das Solarpotenzialkataster Bayerischer Untermain, die gesteigerte Beratung zur Nutzung von Biomasse sowie den Ausbau von Photovoltaik auf kreiseigenen Liegenschaften hin. Der Energiemonitor gebe nun schnell einen Überblick über die aktuellen Energiewerte und deren Entwicklung. Der Landrat erhoffte sich damit zudem die Motivation jedes Einzelnen, weiter in Richtung erneuerbare Energien zu gehen.

Karl-Heinz Paulus (Energieagentur Unterfranken) sah großes Ausbaupotenzial im Bereich der Erneuerbaren Energien und große Kapazitäten bei der Eigenerzeugung von Energie (Kraft-Wärme-Kopplung, Gas), gleichzeitig aber fehle das Zusammenspiel dieser Formen der Energieerzeugung. Dazu brauche es „Intelligenz in den Stromnetzen“, meinte Paulus. Auch wenn das Thema Wasserstoff gegenwärtig in aller Munde sei, so warnte er dennoch vor zu viel Optimismus: Der Preis pro Kilowattstunde erzeugten Stroms aus Wasserstoff sei unter Einberechnung der nötigen Infrastruktur gegenwärtig noch viel zu teuer: Bis zu 40 Cent pro Kilowattstunde koste dieser Strom – Windstrom dagegen bis zu acht Cent, Fotovoltaik auf Dächern bis zu 15 Cent und Fotovoltaik auf Freiflächen bis zu sieben Cent. An der Börse werde Strom für vier Cent pro Kilowattstunde verkauft, Industriekunden zahlten für Erdgas 2,8 Cent. Um die Klimaziele zu erreichen, führe kein Weg am Einsparen von Energie in allen Bereichen vorbei, gleichzeitig müsse man die Energieerzeugung ausbauen – mit Fotovoltaik auf jedem Dach, der Nutzung von Biomasse, dem Ausbau der Windkraft und Nutzung der Wasserkraft, wobei deren Potenzial am geringsten sei.

Bernd Göttlicher (Bayernwerk) nannte den Energiemonitor einen „Baustein für den klimaneutralen Landkreis“, der die Energiesituation visualisiere. Sein Kollege Günter Jira zeigte die Funktionsweise des Energiemonitors. Auf der linken Seite ist die Stromerzeugung dargestellt, aufgeschlüsselt nach Biomasse, Photovoltaik, Wasserkraft, Windkraft sowie Erzeugern, die selbst Energie mittels Blockheizkraftwerken erzeugen. Auf der rechten Seite wird der aktuelle Verbrauch im Landkreis aufgezeigt, aufgeschlüsselt nach Industrie/Gewerbe, kommunalen Anlagen und privaten Haushalten. Die Differenz zwischen Eigenerzeugung und Verbrauch wird zentral im Monitor dargestellt: Hier kann man sehen, wie viel die regenerativen Energien zum aktuellen Stromverbrauch beitragen und wie hoch der Anteil der Eigenversorgung ist. Gezeigt wird zudem, wie viel Strom aus dem Netz bezogen wird.

Scrollt man auf der Seite nach unten, kann man den Grad der Eigenversorgung in der Vergangenheit einsehen. Da der Monitor erst seit kurzer Zeit online ist, sind aussagekräftige Zahlen aber frühestens in einem Jahr zu erwarten. Weiter unten wird der regionale Strom-Mix tage- und monatsweise grafisch dargestellt – aufgeschlüsselt nach den Erzeugungsformen Windkraft, Photovoltaik, Biomasse, Wasserkraft. Die Darstellung aller Daten ist auch für das Smartphone optimiert worden.

Für Jira ist der Energiemonitor „ein erster Schritt in Richtung der kommunalen Energiezukunft.“ Heute schaffe er Transparenz über die Energieflüsse, mittelfristig ermögliche er den kommunalen Energiemarkt und langfristig könne man Energieplattformen schaffen, die den direkten Stromhandel zwischen lokalen Erzeugern und dem Verbraucher schaffen

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