Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
Energie aus der Region für die Region

Wie hier auf dem Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach werden die Solarenergie­potenziale auf den Kreisliegenschaften schrittweise erschlossen.  | Foto: © Solkraft
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  • Wie hier auf dem Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach werden die Solarenergie­potenziale auf den Kreisliegenschaften schrittweise erschlossen.
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Der Landkreis Miltenberg und die Region Bayerischer Untermain nehmen seit vielen Jahren eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Energiewende und der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen wahr.

Was in interkommunalen Arbeitsgruppen seinen Anfang genommen hat, wurde zunehmend in Verwaltungshandeln oder regionale Institutionen integriert und verstetigt. Mit dem Fokus auf der Versorgungssicherheit heimischer Betriebe und Unternehmen, wurde 2008 zunächst eine Task-Force Energie ins Leben gerufen, an der sich unter anderem die regionale Wirtschaft, die Gebietskörperschaften, IHK und Handwerkskammer sowie die ZENTEC GmbH beteiligt haben. 2011 wurde mit dem Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept Bayerischer Untermain eine erste gesamtregionale Strategie veröffentlicht. Das Konzept wurde unter großer öffentlicher Beteiligung entwickelt und umfasst zunächst eine fortschreibbare Energie- und Treibhausgasbilanz für die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr sowie eine Ermittlung der Potenziale für Energieeinsparung, den effizienteren Einsatz von Energie sowie für Erzeugung von regenerativer Energie in der Region. Aus den Potenzialen wurden Szenarien für die zukünftige Entwicklung in den Bereichen Strom, Wärme und Treibstoffe abgeleitet und anschließend Ziele entwickelt. Bis 2030 soll eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 40 Prozent erreicht werden. Zum Erreichen der Ziele wurden insgesamt 42 Maßnahmen abgeleitet. In diesem Kontext wurde die EnergieAgentur Bayerischer Untermain als Geschäftsbereich der ZENTEC in Großwallstadt eingerichtet sowie eine Stelle zum Klimaschutz im Landratsamt geschaffen. Zu den zentralen Aufgaben gehören neben dem Energiemanagement in den eigenen Liegenschaften unter anderem die Koordinierung von Maßnahmen, das Coaching von Akteuren und die Unterstützung der Kommunen am Bayerischen Untermain.

Strom und Wärme vom eigenen Dach
Das größte Potenzial im Bereich erneuerbarer Energie wird der Solarenergie zugeschrieben. Mit zahlreichen Projekten auf unterschiedlichen Ebenen soll diese Potenzial systematisch erschlossen werden. Ein 500-Dächer-Programm für Photovoltaik wurde aufgelegt und die Erzeugung von erneuerbarem Strom auf kreiseigenen Liegenschaften begann. Als erste Region in Bayern hat der Bayerische Untermain 2015 ein regionsweites Solarpotenzialkataster veröffentlicht. Unter www.solarinitiative-untermain.de ist das Kataster für jedermann kostenfrei zugänglich und bietet in einer Kartenanwendung eine fundierte Ersteinschätzung, ob ein Dach grundsätzlich für die Erzeugung von Strom und Wärme geeignet ist. Mit dem integrierten Planungswerkzeug kann jeder Hausbesitzer seine Anlage individuell und auf die persönlichen Anforderungen zugeschnitten planen. Der integrierte Wirtschaftlichkeitsrechner zeigt auf, ob und wie schnell sich die Anlage möglicherweise rechnet.
In den letzten Jahren wurden die Photovoltaikpotenziale auf den Kreisliegenschaften im Rahmen des Photovoltaikausbauprogramms schrittweise erschlossen. Die bisher größte Anlage mit rund 130 kWp befindet sich auf dem Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach (siehe Bild). Bei der Erschließung der Aufdach-Photovoltaik-Potenziale wird ein Fokus auf den Eigenverbrauch der Anlagen gelegt.
Wie eine Bilanzierung der Treibhausgasemissionen der Kreisliegenschaften im Wärmebereich im Zeitraum 1990 bis 2020 gezeigt hat, wurden bereits seit den 90-er Jahren erhebliche Erfolge bei der Energieeffizienz und CO2-armen Wärmeerzeugung erzielt. Durch zahlreiche Sanierungen von Landkreisliegenschaften sowie durch den Einsatz von Holzhackschnitzeln, Holzpellets und der Nutzung industrieller Abwärme der Firma Fripa in Miltenberg, konnten die Emissionen trotz deutlichem Zuwachs der Nutzflächen reduziert werden. In der Gesamtbetrachtung ergibt sich aufgrund der vielen Maßnahmen, die über die letzten 30 Jahre umgesetzt wurden, ein erfreuliches Bild. Der gesamte Wärmeverbrauch ist von rund 9.100 MWh im Jahr 1990 auf rund 5.400 MWh im Jahr 2020 um 41 Prozent zurückgegangen. Parallel dazu sind die THG-Emissionen im Zusammenhang mit der Wärmeerzeugung von rund 2.730 Tonnen CO2 im Jahr 1990 auf rund 815 Tonnen CO2 2020 um 70 Prozent zurückgegangen. Um festzustellen, ob und wie sich CO2-Emissionen und Energieverbräuche in der Region verändert haben, wurde 2017 die regionale Energie- und Treibhausgasbilanz fortgeschrieben. Zentrales Ergebnis ist unter anderem die Feststellung, dass die wirtschaftliche Entwicklung weitestgehend vom Energieverbrauch abgekoppelt ist. Denn während das Bruttoinlandsprodukt im Kreis Miltenberg zwischen 2009 und 2017 um 28 Prozent gesteigert werden konnte, sind die Emissionen um zwei Prozent zurückgegangen. Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf deutliche Effizienzsteigerungen in der Wirtschaft, aber auch energetische Sanierungen in privaten Haushalte waren wirksam.

Seit der Fertigstellung des Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes haben sich die Rahmenbedingungen in den Handlungsfeldern Energiewende und Klimaschutz grundlegend geändert. Der Klimawandel ist vorangeschritten und inzwischen auch in Deutschland und der Region Bayerischer Untermain messbar und vielerorts sichtbar.

• 2015 wurde das Abkommen von Paris verabschiedet.
• 2019 hat die Europäische Union mit dem European Green Deal einen Rahmen gesetzt, um bis 2050 in der Europäischen Union die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren und somit als erster Kontinent klimaneutral zu werden.
• Im Juni 2021 hat der Bund das Klimaschutzgesetz novelliert, demnach soll Deutschland bis 2045 klimaneutral werden. Die Bundesländer ziehen mit ihren Landesgesetzgebungen nach. Den Regionen, Städten, Kommunen und Landkreisen kommt bei der Umsetzung der Ziele eine wichtige Rolle zu. Sie übernehmen Vorbildfunktion und sind angehalten, auf Verwaltungseben bereits bis 2035 klimaneutral zu werden. Darüber hinaus sollen und können auf kommunaler Ebene Leichtturmprojekte mit Vorbildcharakter umgesetzt werden.

Strategie wird überarbeitet
Das Integrierte Klimaschutzkonzept erfüllt nicht mehr die aktuellen Zielsetzungen und Szenarien. Daher ist es an der Zeit, auch die regionale Strategie grundlegend zu überarbeiten und aufzuzeigen, wie sich die Region deutlich ambitionierter aufstellen kann und zu einem Vorreiter in Sachen Klimaschutz aufsteigen kann. Mit dem Konzept „Pfade für eine klimaneutrale Region Bayerischer Untermain“ sollen weitere Klimaschutzpotenziale gehoben und die Umsetzungsgeschwindigkeit der Maßnahmen erhöht werden. Bei der Erstellung des Konzeptes kommt den in der Region installierten und etablierten Strukturen aus der kommunal getragenen Energieagentur Bayerischer Untermain, den Klimaschutzmanagements in den Landkreisen Miltenberg und Aschaffenburg sowie bei der Stadt Aschaffenburg die Prozessteuerung zu. Für die Erarbeitung des Konzeptes soll ein versiertes und erfahrenes Fachbüro gefunden werden.

Die Dynamik der Klimaschutzbemühungen hat in den letzten Jahren Fahrt aufgenommen.
Nur ein paar Beispiele: Im Jahr 2020 waren erstmals mehr als zehn Prozent der neu zugelassenen Autos mit reinem Elektroantrieb ausgestattet, auch der Anteil der (teil-) elektrifizierten Fahrzeuge der Landratsamtsflotte liegt deutlich über 50 Prozent. Im Jahr 2021 sind erstmals über 40 Millionen Euro an Bundesfördermitteln im Bereich „energieeffizient Bauen und Sanieren“ in den Landkreis abgeflossen – eine Zahl, die eindrücklich die Klimaschutzaktivitäten der privaten Haushalte aufzeigt, die durch die Energieberatungsangebote unterstützt werden.
Die Landkreisverwaltung beschäftigt sich aktuell eingehend mit der Frage der klimaneutralen Verwaltung und mit der Teilnahme am European Energy Award, einem Management-Verfahren zum kommunalen Klimaschutz, scheut der Landkreis den Vergleich mit anderen Regionen nicht. Zentrale Maßnahme auf dem Weg zum klimaneutralen Landkreis ist zweifellos der konsequente Ausbau einer regionalen Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Lag der Schwerpunkt in den letzten Jahren auf dem Heben der Photovoltaik-Potenziale auf Dächern, rücken zukünftig Freiflächen-Solaranlagen und die Nutzung der Windkraft-Potenziale in den Fokus, damit die Region – entsprechend dem Wind-an-Land-Gesetz –, bis 2030 1,8 Prozent der Fläche für den Bau von Windkraftanlagen anbieten kann. Um diesen Ausbau geordnet und im Einklang mit konkurrierenden Flächennutzungen, etwa der Landwirtschaft oder naturräumlichen Anforderungen, steuern zu können, entwickelt der Regionale Planungsverband Bayerischer Untermain Planungshilfen und Vorgaben für die Kommunen in der Region.
Bis zum Erscheinen der übernächsten Jubiläumsausgabe von Blickpunkt Mil im Jahr 2042 gibt es viel zu tun auf dem Weg zum klimaneutralen Landkreis. Der emissionsfreie Betrieb von Fahrzeugen, um unser Mobilitätsbedürfnis zu bedienen, das CO2-freie Heizen der bis dahin auf Energieeffizienz optimierten Gebäude und natürlich die Umstellung der Prozesse in der verarbeitenden Industrie werden alle eines brauchen: ausreichend erneuerbare Energien. Daher heißt es für die Region, die Chancen im Ausbau der erneuerbaren Energien zu nutzen, um in einer klimaneutralen Zukunft einen größeren Teil des Energiebedarfs regional decken zu können.

ran,ju,ga

Wie hier auf dem Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach werden die Solarenergie­potenziale auf den Kreisliegenschaften schrittweise erschlossen.  | Foto: © Solkraft
Viel Potenzial besteht nach wie vor auf den Dachflächen der Region.  | Foto: © tetraeder
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Blickpunkt MIL aus Miltenberg

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