Abfall vermeiden
Appell an alle, die draußen unterwegs sind: Nehmt euren Müll wieder mit nach Hause!
Wandern, Picknicken, Radfahren, Waldbaden und einfach Spazierengehen: Dass mangels anderer Freizeitmöglichkeiten die Bewegung oder das Beisammensein an der frischen Luft wieder mehr geschätzt werden, ist ja grundsätzlich positiv. Völlig inakzeptabel ist aber, dass mit diesem Freizeitverhalten auch der Müll in der Natur zunimmt. Leere Verpackungen oder anderer Abfall werden einfach liegengelassen oder an bereits überfüllten Abfalleimern abgestellt, auf dass der nächste kräftige Windstoß dann für die Verteilung sorge. Daher der Appell an alle, die draußen unterwegs sind: Nehmt euren ganzen Müll einfach wieder mit!!!
Flursäuberung und „Plogger“ zum Wohl der Umwelt
Das Thema „Müll in der Natur“ beschäftigt auch Ruth Heim, Leiterin des Sachgebiets „Abfallwirtschaft“ im Landratsamt. Sie ist u. a. für die jährliche Flursäuberungsaktion zuständig: „Die Aktion ,Wir räumen unseren Landkreis auf‘ wurde vom letzten Frühjahr auf Oktober 2020 verschoben und dann ganz abgesagt. Und auch in diesem Frühjahr haben wir die dringend nötige Aufräumaktion schweren Herzens coronabedingt mit Rücksicht auf unser aller Gesundheit abgesagt. Momentan prüfen wir, ob wir dezentrale Lösungen anbieten können. Ungeachtet dieser Überlegungen werden wir natürlich für den Herbst eine Flursäuberungsaktion vorsehen, wenn die pandemische Lage dies zulässt. Bis zu einer gemeinsamen Sammelaktion wäre es schön, wenn Spaziergänger*innen weggeworfenen Unrat in einem Müllbeutel sammeln und über die eigene Restmülltonne entsorgen. Natur und Umwelt danken es.“
Die Ausdauersportler des TV Trennfurt verbinden das Joggen mit dem Müllsammeln. Organisator Udo Wohlmann erklärt, warum: „Die Ausdauersportler des TV Trennfurt engagieren sich seit Jahren bei vielen sozialen Projekten sowohl als Laufteilnehmer als auch als Veranstalter. Immer auf der Suche nach neuen Ideen wurden wir in einer Zeitschrift auf einen Artikel zum Thema ‚plogging in Schweden‘ aufmerksam, und konnten sofort einen Teil der Ausdauersportler begeistern. Da sich das Infektionsgeschehen leider nicht verbessert, werden wir – wie auch 2020 – coronakonform in 2er-Familiengruppen voraussichtlich Mitte April eine Sammelaktion durchführen. Diese wird ggf. samstags und sonntags stattfinden. Aktuell ist auch für uns die zunehmende „Vermüllung“ aufgrund der Pandemie sichtbar, hier wollen wir tatkräftig Abhilfe schaffen“, so Udo Wohlmann.
Dr. Steffen Scharrer, der Vorsitzende der Kreisgruppe Miltenberg des Bundes Naturschutz, beurteilt das Müllvorkommen so: „Seit Beginn der Corona-Pandemie stellen wir fest, dass immer mehr Menschen ihre Freizeit in der Natur verbringen. Das ist natürlich zu begrüßen. Allerdings sollten in jedem Fall mitgebrachte Verpackungen auch wieder mit nach Hause genommen und nicht in der Natur entsorgt werden. Viel Weggeworfenes enthält auch Schadstoffe, die über den Boden ins Grundwasser gelangen können. Wenn Wildtiere Kunststoffverpackungen fressen, können sie auch Schaden nehmen.“
Schon vorher aus dem Müllkreislauf aussteigen!
Eigene Müllsammel-Aktionen des Bundes Naturschutz gebe es nicht, viele der Mitglieder beteiligten sich aber jedes Jahr bei der Aktion „Saubere Flur“. Scharrer weiter: „Aufräumaktionen allein sind aber ein Tropfen auf dem heißen Stein, könnten dann sogar ein falsches Signal sein nach dem Motto ,Da wird ja eh regelmäßig aufgeräumt‘. Wir bekommen nur dann eine saubere, müllfreie Natur, wenn niemand mehr etwas achtlos wegwirft. Es gilt, schon vorher aus dem Müllkreislauf auszusteigen. Verpackungen sollten beim Ausflug besser gar nicht erst mitgenommen werden, stattdessen gibt es ja die altbekannten und bewährten Brotzeitboxen und Trinkflaschen. Und wer beim Spaziergang Müll entdeckt, könnte ihn selbst aufheben und entsorgen, statt auf andere zu hoffen. Am besten wäre es, auf Plastik und Verpackungen von vornherein zu verzichten. Für Kunststoff-Wegwerfprodukte gibt es häufig bessere Alternativen. Generell sollte man möglichst verpackungsfrei einkaufen. Die ,Unverpackt-Läden' zeigen, dass man die Ware auch in mitgebrachte Gefäße einfüllen kann. Auch auf dem Markt, beim Bäcker und im Supermarkt ist das mehr und mehr möglich."
Corona und die „eigene Dose“ beim Metzger“ – geht das?“
Dazu Ruth Heim (Landratsamt): „Corona hat leider alle unsere Bemühungen für die Verwendung von Mehrwegbehältnissen zunichtegemacht. Richtig gut angenommen waren die mitgebrachten Dosen beim Metzger. In Anbetracht der Tatsache, dass im letzten Frühjahr zu Beginn von Corona lautstark vor dem Einsatz von Mehrwegbehältnissen gewarnt wurde, ist es nur zu verständlich, dass sich die Lebensmittelbetriebe nur sehr zaghaft wieder an die Verwendung von Mehrwegbehältnissen heranwagen.“
Der Lebensmittelverband Deutschland (https://www.lebensmittelverband.de/de/startseite) hat dazu ein Merkblatt herausgegeben. Darin heißt es u. a.: „Angebote zur (Wieder-)Befüllung mitgebrachter, kundeneigener Mehrweg-Behältnisse/-Geschirre zur Mitnahme von Speisen und Getränken aus Betriebsstätten der Gastronomie, Systemgastronomie, Gemeinschaftsverpflegung und im Einzelhandel sind grundsätzlich möglich [...]“
Im Landkreis Miltenberg ist der Miltenbecher als Mehrweg-System für heiße Getränke ja bereits gut eingeführt. Dazu ein Interview mit Jörg Giegerich (OStR), Mitinitiator des „Miltenbechers“:
Was ist der Miltenbecher und warum wurde er entwickelt?
„Der Miltenbecher ist ein Mehrwegbecher, der die Coffee-to-go-
Einwegbecher im Landkreis Miltenberg und darüber hinaus ersetzen soll. Wir vom Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld wollen mit dem Projekt die Menschen zum Thema ,Müllvermeidung‘ sensibilisieren. Mehr Infos auch unter www.miltenbecher.de.“
Wie kann man an der Aktion teilnehmen?
„Den Becher gibt es für 1 Euro und den Mehrwegdeckel für 30 Cent.
Ziel ist es, dass der Becher nach dem Pfandsystem zirkuliert und so
möglichst oft zum Einsatz kommt. Wer mitmachen möchte, kann einfach eine Mail an kontakt@miltenbecher.de schreiben.“
Gibt es weitere Pläne für die Zukunft?
„Wir haben uns das hohe Ziel gesetzt, allen Einwegbechern im Landkreis den Kampf anzusagen. Es ist noch ein langer Weg, aber wir geben ihn nicht auf. Im Gegenteil – wir planen schon den nächsten Schritt. Neben einem Becher soll es bald die ,Miltenbowl‘ geben ... eine Schüssel, in der man Essen verpacken kann.“
Wie sieht es mit Mehrweg in der hiesigen Gastronomie aus?
Diese Frage stellten wir Michael Liebe, dem Kreisvorsitzenden des Hotel- und Gaststättenverbandes Miltenberg: „Tatsächlich gibt bereits eine Arbeitsgruppe hiesiger Gastronomen, die Mehrweg-Systeme unterschiedlicher Anbieter geprüft hat. Unterstützt wurden wir dabei durch das Landratsamt. Es wurden verschiedene Konstellationen getestet, ein Produkt steht jetzt in der engeren Wahl. Es ist kein klassisches Bargeld-Pfandsystem, sondern funktioniert über eine App. Dieses System werden wir in Kürze allen Gastronomiebetrieben im Landkreis vorstellen und ich hoffe, dass wir möglichst viele für das gemeinsame Mehrweg-Vorgehen gewinnen können. Nur so kann ein flächendeckendes und damit kundenfreundliches System angeboten werden.“ Auch könne man als Abnehmer-Gemeinschaft mehr Einfluss auf den Hersteller nehmen, was die Auswahl der Behältnisse angeht. „Burger-Verpackung ist schwierig, Pizza-Schalen und geteilte Boxen – z. B. für Sushi – sind bereits in der Entwicklung“, so Liebe. Er ist überzeugt, dass „Essen zum Mitnehmen“ auch weiterhin im Angebot der Gastronomie bleiben wird. „Viele Gäste haben sich jetzt daran gewöhnt und werden auch in Zukunft nicht mehr darauf verzichten wollen, umso mehr, wenn es mit Mehrweg verbunden ist.“
Was man selbst tun kann, um Abfall zu vermeiden oder ihn richtig zu entsorgen erfährt man z. B. beim Landratsamt Miltenberg unter www.landkreis-miltenberg.de/Energie,Natur-Umwelt/Abfallwirtschaft/Merkblaetter.aspx
sowie unter www.zero-waste-deutschland.de/
oder unter www.bund-naturschutz.de/ oder der Kreisgruppe Miltenberg
Webseite Miltenbecher: https://www.miltenbecher.de/
Autor:Sabine Rindsfüsser aus Miltenberg |
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