Abfallwirtschaft
Abfallwirtschaftskonzept soll weiterentwickelt werden
Nachdem die kompletten Ergebnisse der Abfallanalyse 2020/2021 vorliegen und im Ausschuss für Natur- und Umweltschutz erste Handlungsoptionen vorgestellt wurden, kann das Gremium in seiner nächsten Sitzung über Konsequenzen und mögliche Änderungen für die Abfallentsorgung im Landkreis Miltenberg beschließen.
Lana Sauer (Kommunale Abfallwirtschaft) berichtete vom Anstieg der Restmüllmenge von 109 auf 120 Kilogramm je Einwohner und Jahr im Zeitraum zwischen 2012 und 2021. Positiv sei anzumerken, dass die Mengen von Organik und Papier im Restmüll zurückgegangen seien. Das Gesamtwertstoffpotenzial im Restabfall liege bei 72 Kilogramm je Einwohner und Jahr ca. 57 Kilogramm je Einwohner und Jahr seien davon bei korrekter Sammlung tatsächlich noch verwertbar, sagte Sauer. Der Differenzbetrag ergibt sich beispielsweise aus verpackten Lebensmitteln, die nicht als Potenzial für eine mögliche Erfassung über die Biotonne anzusetzen seien.
Zum Bioabfall verwies sie auf höhere Mengen über die braune Tonne – 28 Prozent mehr von 43 Kilogramm (2012) auf 55 Kilogramm je Einwohner und Jahr im Jahr 2021. Der Störstoffanteil sei um 0,7 Kilogramm je Einwohner und Jahr gestiegen – hauptsächlich aufgrund verpackter Lebensmittel. Sie mahnte weitere Verbesserungen hinsichtlich der Qualität an, da die Bioabfallverordnung verschärft wird. Obwohl das Behältervolumen der blauen Tonne seit 2018 um 7.788 Kubikmeter gestiegen ist, hätten sich die gesammelten Papier- und Kartonagenmengen um 1.422 Tonnen verringert, sagte Sauer und führte das auf geringere Mengen an Papiererzeugnissen, aber gestiegener Kartonage-Mengen aufgrund boomenden Onlinehandels zurück. Im Jahr 2019 seien 10.500 Tonnen Altpapier erfasst worden, so Sauer und stellte fest, dass zahlreiche Beistellungen erfasst wurden – obwohl die Tonnen noch nicht komplett gefüllt waren.
Die Sortierqualität im gelben Wertstoffsack sei grundsätzlich gut, allerdings müsse man die Erfassung von stoffgleichen Nichtverpackungen über den Gelben Sack verbessern. Immer noch landeten 9,2 Kilogramm je Einwohner und Jahr im Restabfall statt im gelben Wertstoffsack, wusste sie. Über „Sperrmüll auf Abruf“ seien im Jahr 2019 2.000 Tonnen Sperrmüll sowie 1.300 Tonnen Altholz eingesammelt worden, wobei nur etwa 10 Gewichtsprozent pro Jahr wiederverwendbar gewesen seien.
Was aber könnte man ändern, damit die genannten Kritikpunkte beseitigt werden können? Ruth Heim, Leiterin der kommunalen Abfallwirtschaft, mahnte eine dringend notwendige Reduzierung der Restmüllmengen an. Zum einen sei man zur Abfallvermeidung und zur Abfalltrennung angehalten, zum anderen arbeite das Gemeinschaftskraftwerk in Schweinfurt an der Kapazitätsgrenze und darüber hinaus könne man die Zahl der Restmülltransporte nach Schweinfurt bei geringeren Mengen reduzieren. Das könne man etwa durch die Verknappung des Restmüllvolumens erreichen z. B. durch Verlängerung des Abfuhrturnus oder den Verzicht auf ein Mindestvolumen der Tonnen. Auch könne man sich eine „rote Karte“ für beanstandete Restmülltonnen vorstellen, wie das schon bei falsch befüllten Biotonnen der Fall ist. Die Entsorgung des beanstandeten Mülls würde dann über eine Extragebühr geregelt. Auch sei eine Änderung der Abfallgebührenstruktur denkbar, indem bislang gebührenfreie Leistungen – Wertstoffhof, Sperrmüllabfuhr – reduziert würden oder nach der Anzahl der Leerungen und Gewicht abgerechnet wird.
Die Bioabfallerfassung und die Bioabfallqualität müssen besser werden, forderte Heim. Erreichbar wäre dies etwa durch eine Pflichtbiotonne durch weitere Tonnen ohne zusätzliche Gebühr und der Weiterführung von Kontrollen (Störstoffdetektor, Sichtkontrollen). Auch die „rote Karte“ für beanstandete Biotonnen brauche es weiterhin. Zwar sei die Zahl der falsch befüllten und stehen gelassenen Biotonnen in den letzten Jahren gesunken, knapp 15 Prozent im Jahr 2020 seien aber immer noch zu hoch. Stehen gelassene Biotonnen werden bislang über eine gebührenpflichtige Banderole bei der nächsten Restmüllabfuhr entsorgt. Vor allem in Großwohneinheiten komme es zu falschen Befüllungen, ohne dass man den Verursacher feststellen könne, sagte Heim. Als echtes Problem erwiesen sich Abfallbeutel, die angeblich kompostierbar sein sollen. Die sollten trotz der Beteuerungen der Hersteller nicht verwendet werden, bat sie.
Bei der blauen Tonne bestehe bezüglich der Sortierung kein Handlungsbedarf, so Heim. Sie bat aber darum, Kartonagen zu verkleinern, über die blaue Tonne zu entsorgen und die Beistände auf ein Minimum zu reduzieren. Vorstellbar wäre, die Bevölkerung zu größeren Papiertonnen zu animieren, damit die Beistellungen nicht neben, sondern in den Tonnen landen.
Zum Wertstoffsack schlug sie vor, die getrennte Erfassung von stoffgleichen Nichtverpackungen zu verbessern, – etwa durch Werbung für die korrekte Sammlung. Auch müsse man diese Verpackungen abgrenzen von Abfällen, die nicht über den gelben Wertstoffsack entsorgt werden dürfen – beispielsweise PVC-Rohre oder Bauabfälle wie Baustyropor.
In Sachen Sperrmüll könnte man über die Abänderung der Sperrmüllaltschrottsammlung im Rahmen der Elektrogroßgerätesammlung nachdenken, auch sei ein „Fullservice“ für Sperrmüll gegen Zusatzgebühr denkbar. Das wäre etwa denkbar, wenn Ältere nicht in der Lage sind, ihren Sperrmüll von der Wohnung auf die Straße zu transportieren. Sie hielt die getrennte Sammlung von noch verwendbaren Gegenständen für sinnvoll. Dabei sei grundsätzlich festzustellen, dass so manches prinzipiell wiederverwendbares Teil nicht wieder verwendet wird, weil der Markt hierfür fehlt.
Da der Anteil von Alttextilien im Restmüll zu hoch ist, könnte man die getrennte Alttextilerfassung verbessern, zurzeit sei dieser Markt allerdings komplett zusammengebrochen. Heim kündigte darüber hinaus an, dass die kommunale Abfallwirtschaft ihre Öffentlichkeitsarbeit weiter fortführen werde – etwa mit einem Imagefilm zum Bioabfall, der AbfallApp, der Nutzung sozialer Netzwerke, aber auch durch Führungen durch die Abfallwirtschaftsanlagen mit festen Terminen für Interessierte.
Heim gab zu bedenken, dass das derzeitige Gebührensystem den Bürger*innen mehr Service bietet, kostengünstiger sei und für alle auch die Verwaltung besser kalkulierbar sei. „Alles ist änderbar“, sagte Heim „aber, man muss auch die Konsequenzen bedenken.“ Die Bürger seien mit dem jetzigen System insgesamt sehr zufrieden, stellte sie fest. An den Fraktionen liegt es nun, sich bis zur nächsten Sitzung Gedanken zu machen, welche der Vorschläge Heims sie für sinnvoll erachten und wie die Abfallwirtschaft im Landkreis weiter verbessert werden kann.
Aus nicht öffentlicher Sitzung wurde bekannt, dass der Mietvertrag für zwei Hakenlift-Lastwagen mit Anhängern zum Einsatz auf den Abfallwirtschaftsanlagen um ein Jahr verlängert wurde. Die Mietkosten dafür betragen 72.842 Euro.
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