Ehrenamtliche auf Streife - Zusätzliche Augen und Ohren
Bayerische Sicherheitswacht – sichtbares Bindeglied zwischen Bevölkerung und Polizei – im Dienst der öffentlichen Sicherheit und Ordnung
Es gibt Ehrenamtliche, die nicht immer sofort als solche ins Auge fallen. Eher unauffällig, aber doch durch ihre Uniform gut sichtbar, sind sie auf Streife und wirken auf den ersten Blick wie Polizistinnen oder Polizisten. Die Rede ist von den Ehrenamtlichen der Bayerischen Sicherheitswacht, die ein Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Polizei darstellen. Sie sind zusätzliche Augen und Ohren der Polizei im Dienst der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Die Kräfte der Sicherheitswacht halten stets Kontakt zur Polizei und sorgen so dafür, dass in Notlagen oder Gefahrensituationen schnell und gezielt professionelle Hilfe alarmiert werden kann. So ergänzt die Sicherheitswacht die Arbeit der Polizei. Allerdings ist sie kein Ersatz für die Beamtinnen und Beamten in den Polizeidienststellen.
Seit 2010 Sicherheitswacht im Bereich Obernburg und seit 2011 im Bereich Miltenberg
Während es Sicherheitswachten in deutschen Großstädten schon länger gibt, ist die Einführung von Sicherheitswachten für den Bereich der Polizeiinspektion Obernburg erst im Jahr 2010 erfolgt und für den Bereich der Polizeiinspektion Miltenberg erst im Jahr 2011. Damals wurden dort die Sicherheitswachten eingeführt und geeignete Zivilisten für dieses Ehrenamt ausgebildet. Deren Ansprechpartner sind in Obernburg Richard Salzer, erster Polizeihauptkommissar und stellvertretender Dienststellenleiter der PI Obernburg, und in Miltenberg Andreas Lux, erster Polizeihauptkommissar und Dienststellenleiter der PI Miltenberg.
Für ein Plus an Sicherheit und Zivilcourage
„Leitgedanke der Sicherheitswacht ist die Auffassung, dass die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nicht die alleinige Aufgabe der Polizei ist, sondern vielmehr als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen ist“, erläutern Andreas Lux und Richard Salzer. „Bei den ersten Zivilisten, die sich für diese ehrenamtliche Tätigkeit engagieren, war Heinz Thiry aus Amorbach, der heute noch aktiv ist“, fügt Andreas Lux hinzu. „Vor wenigen Wochen haben wir neue Mitglieder in unsere Sicherheitswacht aufgenommen. Darunter sind Alexander Weber aus Klingenberg und Jörg Anuth aus Mömlingen. Sie sind zusammen mit Reinhard Jaxtheimer (Eschau), Evangelis Arapis (Elsenfeld) und Michael Bechthold (Erlenbach) unsere Neuzugänge und haben ihre Ausbildung erst vor kurzem abgeschlossen“, ergänzt Richard Salzer.
Wie kommt man zur Sicherheitswacht?
„Meine Frau ist bei der Polizei beschäftigt, daher kannte ich die Thematik“, legt Heinz Thiry dar. „Beim ersten Aufruf musste der Stadtrat zustimmen, was dieser auch tat. Daraufhin meldete ich mich gemeinsam mit einigen anderen Interessierten und wurde so Mitglied der Sicherheitswacht.“ Im Jahr 2014 kam sein Kollege Heiko Roll aus Großheubach zur Sicherheitswacht. „Ich hatte davor zwar schon darüber gelesen, konnte allerdings mit dem Begriff Sicherheitswacht nicht so recht etwas anfangen. Als dann wieder ein Aufruf gestartet wurde, meldete ich mich. So kam ich zur Sicherheitswacht.“
„Ich habe im Radio von der Sicherheitswacht gehört“, so Jörg Anuth. „Hauptberuflich bin ich im Sicherheitsdienst tätig und daher auch des Öfteren bei der Polizei. Dort wurde ich von Polizisten angesprochen, die mir Unterlagen zur Sicherheitswacht mitgaben. Einige Monate später wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und kam so zur Sicherheitswacht.“ „Einer meiner Arbeitskollegen ist bei der Sicherheitswacht und erzählte mir davon. Daraufhin habe ich mich beworben und wurde in die Ausbildung genommen. Seither bin ich bei der Sicherheitswacht“, ergänzt sein Kollege Alexander Weber.
Ausbildung ist nötig
Alle Mitglieder der Sicherheitswacht durchlaufen eine festgelegte Ausbildung, die fundiert und praxisnah ist. „Diese dauert etwa 40 Stunden und umfasst beispielsweise die Bereiche Funkausbildung, Waffen- und Strafrecht und Ordnungswidrigkeiten“, stellen Heiko Roll und Heinz Thiry dar. „Wir erfuhren einiges über unsere Befugnisse. Aber auch die richtigen psychologischen Verhaltensweisen zum Beispiel bei aggressiven Personen wurden anhand von Rollenspielen geübt.“
„Im Mai 2019 haben wir mit unserer Ausbildung begonnen“, erläutern Alexander Weber und Jörg Anuth. Diese ist fundiert und praxisnah und dauert etwa 40 Stunden. „Wir bekamen beispielsweise die so genannten Jedermannrechte erläutert. Aber auch über Sonderrechte wie Personenkontrollen oder das Recht, Platzverweise zu erteilen, wurden wir aufgeklärt.“
Zusätzlich erfolgen mehrmals im Jahr Fortbildungen durch die Polizei. Zudem ist einmal im Jahr ein Erste-Hilfe-Kurs Pflicht.
Persönlich geeignet
Um Mitglied der Sicherheitswacht werden zu können, sind einige Voraussetzungen nötig. „Zunächst einmal muss man körperlich und geistig für dieses Ehrenamt geeignet sein“, umreißen Heinz Thiry und Heiko Roll. „Zudem ist es wichtig, für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung einzutreten. Zuverlässigkeit ist ein weiterer wichtiger Punkt. Die Eignung der Bewerber wird in einem Vier-Augen-Gespräch persönlich überprüft.“
„Man sollte Spaß haben am Umgang mit Menschen und hilfsbereit sein“, erklären Jörg Anuth und Alexander Weber. „Zudem sind Selbstbewusstsein und eine gewisse Menschenkenntnis für dieses Ehrenamt von Vorteil.“
„Für jeden Bewerber wird darüber hinaus ein polizeiliches Führungszeugnis angefordert“, fügen Erster Polizeihauptkommissar Richard Salzer und Erster Polizeihauptkommissar Andreas Lux hinzu. „Zudem sollten Bewerber zwischen 18 und 62 Jahre alt sein und eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung haben.“ Für ihren Einsatz erhalten die Ehrenamtlichen eine Aufwandspauschale, um ihren persönlichen Einsatz auszugleichen.
Präsenz zeigen
Ist die Ausbildung abgeschlossen, sind die Sicherheitswachtleute auf Streife. „Wir sind meist zu Fuß unterwegs und haben wechselnde Einsatzorte. Daher sprechen wir uns vorher mit dem Bürgermeister der Gemeinde, in der wir unterwegs sind, oder dem Ordnungsamt ab“, so Alexander Weber und Jörg Anuth weiter. „Man trifft uns an Bahnhöfen, an Schulen, auf Festen oder am Niedernberger See. In der dunklen Jahreszeit sind wir verstärkt in Wohngebieten im Einsatz. Dort wirken wir durch unsere Sichtbarkeit präventiv bei der Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen und Diebstählen. Ein weiterer Einsatzort, der an Bedeutung zunimmt, ist die Begleitung von Zügen und damit verbunden die Unterstützung des Zugpersonals bei schwierigen Fahrgästen. Wir dürfen nichts abnehmen, niemanden durchsuchen, aber jemanden festsetzen oder auch nach Hause bringen. Vor Ort stehen wir für die Bevölkerung als Ansprechpartner zur Verfügung. Wir spielen nicht die Helden, aber die Bevölkerung fühlt sich sicherer, wenn wir präsent sind.“
„Wir halten uns an bestimmten Brennpunkten auf wie beispielsweise den Bahnhöfen, am Bereich Schulzentrum, in der Fußgängerzone oder an der Erfspitze“, ergänzen Heiko Roll und Heinz Thiry. „Auch bei Festen oder Veranstaltungen wie der Lachparade oder auf dem Weihnachtsmarkt schauen wir uns um. Wir sind in der dunklen Jahreszeit verstärkt in Wohngebieten im Einsatz. Dort wirken wir durch unsere Sichtbarkeit präventiv bei der Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen und Diebstählen mit. Die Absprache erfolgt mit dem jeweiligen Dienstgruppenleiter der Polizei in Miltenberg. Ein weiterer Einsatzort, der an Bedeutung zunimmt, ist die Begleitung von Zügen und damit verbunden die Unterstützung des Zugpersonals bei schwierigen Fahrgästen.“ Einer der Haupteinsatzorte der Sicherheitswacht ist die Miltenberger Michaelismesse. „Wir sind auf der Messe mit mindestens drei Personen vertreten. Ab 17 Uhr wird von uns die Polizei im dortigen Wachcontainer unterstützt. Am wichtigsten in unserem Job ist es, Präsenz zu zeigen, gesehen zu werden und der Bevölkerung das Gefühl von Sicherheit zu geben. Vor Ort stehen wir für die Bevölkerung als Ansprechpartner zur Verfügung. Sozusagen von Bürgern für Bürger!“
Eigene Dienstpläne
In Obernburg werden die Dienstpläne für die Sicherheitswachtleute von einem Kollegen in Absprache mit Richard Salzer von der Polizeiinspektion Obernburg erstellt. In Miltenberg teilen sich die Mitglieder die Dienstpläne selbst ein „Wir haben maximal vier Stunden Dienst am Stück und nicht mehr als 25 Stunden im Monat“, erklären Heinz Thiry, Heiko Roll, Jörg Anuth und Alexander Weber. „Mehr als 300 Stunden pro Jahr dürfen wir nicht machen, da es sich um ein Ehrenamt handelt.“
Heinz Thiry und Heiko Roll sind normalerweise zu zweit unterwegs. „Wir sind insgesamt sieben Leute hier und haben darunter auch eine Frau.“ Im Dienst verteilen die beiden Flyer und weisen auf ihre Tätigkeit hin. „Es ist eine interessante, ehrenamtliche Tätigkeit. Wir haben es jedenfalls noch nicht bereut, damit angefangen zu haben!“
Jörg Anuth und Alexander Weber sind immer wieder auch mit anderen Kollegen zusammen unterwegs. „Wichtig ist, dass man sich auf den anderen verlassen kann. Insgesamt sind wir 14 Kollegen hier.“ Auch sie verteilen Flyer und weisen auf ihre Tätigkeit hin. „Es ist eine Interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit. Wir fühlen uns als Bürger, die für andere Bürger da sind. Das ist ein schönes Gefühl!“
Mit Uniform gut sichtbar
Zu erkennen sind die Sicherheitswachtleute an ihrer Uniform, die vor kurzem verbessert wurde. Daher sind alle Ehrenamtlichen neu eingekleidet worden. Die Uniform ist an die der Polizei angelehnt. Dazu gehören unter anderem ein Funkgerät, eine Taschenlampe, ein Erste-Hilfe-Set und natürlich ein Dienstausweis. Die Uniform ist kein Garant dafür, dass im Dienst nichts passiert, daher geht Eigenschutz über alles.
Neue Gesichter gern gesehen
Die Sicherheitswacht ist ein Erfolgsmodell. Daher wurde bei einer Klausurtagung der Bayerischen Staatsregierung im Juli 2016 auch eine weitere Aufstockung beschlossen. „Zum Jahresende 2019 sind Arno Steigerwald aus Erlenbach und Harry Menzel aus Eschau, die beide seit 2010 bei der Sicherheitswacht waren, ausgeschieden“, sagt Richard Salzer. „Unser Team der Sicherheitswacht ist zahlenmäßig nicht sehr groß“, fügt Andreas Lux hinzu. „Wir sind daher stets auf der Suche nach couragierten Personen, die sich für die Sicherheitswacht interessieren und unser Team aus Freiwilligen unterstützen möchten. In Miltenberg werden wir in Kürze wieder eine neue Ausbildung von Sicherheitswachtleuten starten, Wir freuen uns sehr über Bewerbungen“, so die beiden abschließend.
Weitere Informationen und Bewerbungen
Wenn Sie sich für die Sicherheitswacht interessieren oder sich bewerben möchten, können Sie sich gerne bei einer Polizeidienststelle mit Sicherheitswacht melden oder direkt beim Polizeipräsidium Unterfranken.
Eine Kontaktaufnahme ist auch per Internet möglich.
Polizeiinspektion Miltenberg
Ansprechpartner Andreas Lux
Burgweg 21, Tel. 0 93 71/94 50
Polizeiinspektion Obernburg
Ansprechpartner Richard Salzer
Miltenberger Straße 13, Tel. 0 60 22/62 90
Im Internet sind weitere Informationen abrufbar und zudem ein Infofilm zu sehen.
Autor:Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg |
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