Tempolimit Deutschland
Freie Fahrt für freie Bürger? Tempolimit auf deutschen Autobahnen oder nicht?

Foto: Bildquelle: Pixabay
Was halten Sie von einem generellen Tempolimit auf Autobahnen?

„Freie Fahrt für freie Bürger“. Dieser Ausspruch stammt von Franz Stadler, seines Zeichens ehemaliger Präsident des ADAC. Er galt und gilt (noch?) für Generationen von Autofahrern in Deutschland.

Denn tatsächlich ist Deutschland das einzige Land in Europa, beziehungsweise fast auf der ganzen Welt, auf denen auf 70% des Autobahnnetzes hemmungslos gerast werden darf. Die anderen Länder, in denen kein Tempolimit gilt, sind übrigens Nordkorea, Somalia, Afghanistan, Haiti und der Inselstaat Dominica.

Doch genau dieser ADAC – der bisher bei dem Tempolimit stark gemauert hat - möchte nun in einer unabhängigen Studie klären lassen, wie sich ein flächendeckendes Tempolimit von 130 km/h zum einen auf das Klima, und zum anderen auf die Verkehrssicherheit auswirkt.

Das Thema Tempolimit ist aktueller denn je – schon wegen des Klimas

Der Klimawandel ist da – auch in unserer Region. Aufgehalten werden kann er nur noch mit einer Energiewende, und dazu gehört eben auch eine Verkehrswende. Denn, auch wenn es vielleicht der eine oder andere nicht wahr haben will, die meisten unserer PKW fahren nun einmal mit einem Verbrennungsmotor.

Wenn wir ordentlich Gas geben, steigt der Kraftstoffverbrauch enorm an. Ein Mittelklassewagen verbraucht zum Beispiel bei 160km/h sehr viel mehr Benzin als bei 130 km/h. Um genau zu sein: etwa 38% mehr. Dabei ist das Fahrzeug nur 23 % schneller. Und: Dadurch steigt auch der CO2-Ausstoß.

Langsameres Fahren bedeutet also im Umkehrschluss, dass nicht nur Sprit gespart wird sondern auch der CO2-Ausstoß sinkt.

Eine Studie im Auftrag der Agora Verkehrswende hat ergeben, dass ein Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen auf Tempo 130 etwa 1,1 % bis 1,6 % CO2 einsparen würde. Das sind etwa 0,14 % bis 0,2 % des gesamtdeutschen CO2-Ausstoßes. Das liest sich im ersten Moment als sehr gering an. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind das aber etwa 1,1 Millionen Tonnen bis 1,6 Millionen Tonnen. Doch schon eine ganze Menge, oder?

Übrigens: Auch das Umweltbundesamt ist für eine Einführung des Tempolimits.

Natürlich gibt es viele die sagen: „Deutschland kann nicht die ganze Welt retten“. Aber einer muss immer den Anfang machen und mit gutem Beispiels voran gehen oder?

Tempolimit kann Leben retten

Ein weiteres großes Argument, das für ein Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen spricht, ist die Verkehrssicherheit. Jedes Jahr sterben etwa 3200 Menschen im Straßenverkehr – Tendenz steigend. Das hat auch was mit den sogenannten Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den einzelnen Fahrspuren zu tun, die immer weiter zunehmen. Schert beispielsweise ein Autofahrer mit etwa 90 km/h hinter einem LKW auf die Überholspur aus, und von hinten kommt ein anderer Autofahrer mit 200 km/h „angeschossen“, kann das schnell zu einem schweren Verkehrsunfall führen.

Argumente wie: „Die anderen können halt nicht Autofahren – deswegen ist das passiert“ oder „Wäre er halt auf der rechten Spur geblieben“ oder „Ich kann mein Auto beherrschen“ zählen bei einem Crash nicht.

Denn zum einen verlängert sich der Bremsweg zum Teil exorbitant, wenn man sehr schnell unterwegs ist, was der eine oder andere Autofahrer oft unterschätzt. Zum anderen gilt auf Deutschlands Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit von 80 km/h. Man muss also jederzeit damit rechnen, dass ein langsameres Fahrzeug auf die Überholspur fährt. Lichthupe und extrem dicht auffahren gelten übrigens als Nötigung – egal wie langsam der andere fährt.

Wem das immer noch nicht genügend Argumente sind, der bekommt hier noch ein kleines Beispiel, welchen positiven Einfluss eine Geschwindigkeitsbeschränkung haben kann. Auf der A24 – der Autobahn zwischen Hamburg und Berlin – wurde 2002 auf einem Teilabschnitt zwischen den Autobahndreieck Havelland und Autobahndreieck Wittstock aufgrund hoher Unfallzahlen ein Tempolimit von 130 km/h erlassen. Seitdem ist die Zahl der Unfälle exorbitant zurück gegangen – um etwa die Hälfte. Ähnlich sieht es auch auf der A4 zwischen Köln und Aachen aus.

Es ist übrigens statistisch belegt, dass mehr als ein Drittel der Unfälle auf Deutschlands Autobahnen durch zu schnelles Fahren verursacht werden.

2017 starben dadurch 181 Menschen und es gab 2478 Schwerverletzte. Das sollte Grund genug sein, um über ein Tempolimit auf den Autobahnen zumindest einmal ersthaft nachzudenken.

Autor:

Miriam Weitz aus Obernburg am Main

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