Auftakt zum Radverkehrskonzept im Landkreis Miltenberg
Im Beisein zahlreicher Vertreterinnen und Vertretern aus Reihen der Gemeinden und des Kreistags, der Touristikverbände, der Kommunalallianzen und der Bevölkerung erfolgte am Mittwochabend, 19.10.2016, im Landratsamt der Startschuss zum Radverkehrskonzept, das der Landkreis Miltenberg umsetzen wird.
Für Landrat Jens Marco Scherf ist das Konzept ein wichtiger Baustein, um die Mobilität im Landkreis voranzubringen. „Begeben Sie sich mit uns auf einen neuen Rad-Weg“, lud Scherf alle ein, am Radverkehrskonzept mitzuwirken. Der Radverkehr solle künftig eine größere Rolle spielen, vor allem im Alltagsverkehr. Er rief den Gästen ins Gedächtnis, dass ein Drittel des Verbrauchs fossiler Ressourcen auf den Verkehr zurückzuführen sei. Es gelte, das Potenzial des Fahrrads zu erkennen, wies er insbesondere auf die zahlreichen Kurzstrecken hin, die die Menschen täglich zurücklegen. Viele dieser Strecken seien gut mit dem Fahrrad zu bewältigen. Das Radverkehrskonzept solle dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, die Qualität des Alltagsverkehrs zu steigern und die Region touristisch interessanter zu gestalten. Auch die Förderung der E-Mobilität liege dem Landkreis am Herzen, so Scherf.
Kreisbaumeister Andreas Wosnik erklärte, dass man beim Radverkehrskonzept nicht nur Verwaltung und Fachleute, sondern auch Bürgerinnen und Bürger beteiligen wolle. Er listete einige der bisher umgesetzten Maßnahmen im Bereich Radverkehr auf und wies darauf hin, dass man alle Aktivitäten zusammenführen müsse. Mit dem Büro VIA habe man einen kompetenten Partner mit vielen Referenzen gefunden, der den Landkreis auf dem Weg begleiten werde. Erster Schritt sei eine Mobilitätsbefragung der Bevölkerung anhand eines Fragebogens, der der aktuellen Ausgabe der Landkreiszeitung Blickpunkt MIL beiliegt. Der werde vom Büro VIA ausgewertet, das auch eine Bestandsaufnahme aller Radwege vorlegen und mögliche Radwegeverbindungen aufführen werde. „Wir rechnen am Ende mit einem möglichen Radwegenetz von bis zu 750 Kilometer Länge“, so Wosnik. Neben Experten bekämen auch die Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit, in Arbeitskreisen mitzuarbeiten. Am Ende werde ein Radverkehrskonzept stehen, mit dessen Hilfe sich die Kommunen um die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen kümmern könnten.
Andrea Fromberg und Peter Gwiasda (Büro VIA) erläuterten das Radverkehrskonzept. „Es geht darum, das Radwegenetz zu komplettieren und für neue Entwicklungen wie E-Bikes zu optimieren“, stellte Andrea Fromberg fest. Dass ein hohes Radpotenzial vorhanden sei, steht für Fromberg außer Frage, denn 60 Prozent der Menschen wohnten in der Talachse. Für die Höhenorte sah sie ein hohes Elektromobilitätspotenzial. Sie hoffte auf einen guten Rücklauf der Fragebogenaktion, denn daraus ließen sich wichtige Grundlagen ableiten wie die Nutzung der Verkehrsmittel, die zurückgelegten Wege und die Verflechtungen des Verkehrs. Nach Auswertung der Fragebögen folgten die weiteren Schritte: die Konzeption eines Radwegenetzes und die Erstellung eines Wunschliniennetzes, die Befahrung und Analyse der Radwege. Anschließend werde ein Maßnahmenprogramm entwickelt und komplettiert mit Prioritätensetzungen sowie Kostenschätzungen. Ergänzt durch ein Pedelec-Konzept, werde im Herbst 2017 der Abschlussbericht vorliegen.
Zwei Facharbeitskreise würden in die infrastrukturellen Details einbezogen, in zwei Workshops können alle Interessenten an den „weichen Themen“ mitarbeiten. Aus Themen wie etwa „Qualitätsmanagement im Radverkehr“, „Mobilitätsberatung bei Schulen und Arbeitgebern“, „Pedelecs und E-Bikes als Verkehrsmittel auch im Alltag“ oder „Marketingoffensive für den Radverkehr“ sollten konkrete Projekte entwickelt werden. Pro Workshop seien rund drei Stunden angesetzt, das Büro VIA werde dazu fachliche Beiträge leisten. „Wir sind auf feste Kreise angewiesen, die kontinuierlich arbeiten“, so Andrea Fromberg, aber auch Gäste seien stets willkommen. Eine Anmeldung zu den Workshops ist auch unter der angegebenen E-Mailadresse im Infokasten möglich!
In der anschließenden Diskussion wurden mögliche Themen vorgeschlagen. Einem Gast war die Beleuchtung der ortsverbindenden Radwege ein Anliegen, ein anderer forderte ein flächendeckendes Netz an Ladestationen für E-Bikes. Auch der Winterdienst für Radwege sollte ein Thema sein, konkret angesprochen wurde der Ausbau des Radwegs zwischen Breitendiel und Miltenberg. Da, wo es möglich sei, sollte man auch den Alltagsradverkehr vom touristischen Radverkehr trennen, ergänzte Peter Gwiasda. Dass am Ende die jeweiligen Baulastträger für die Umsetzung des Radverkehrskonzepts vor Ort zuständig sind, stellte Kreisbaumeister Andreas Wosnik fest. Der erfolgversprechendste Weg sei, an einem Strang zu ziehen und zu versuchen, so viele Fördermittel wie möglich einzuwerben. Andrea Fromberg nannte einen weiteren Vorteil des Konzepts: „Sie bekommen einen Katalog, mit dem man planen kann und der mit konkreten Kosten hinterlegt ist.“ Die Kommunen vor Ort müssten dann festlegen, wie sie ihre Ziele erreichen könnten.
Infokasten: Fragebogen zum Verkehr
Der Fragebogen liegt der aktuellen Ausgabe der Landkreiszeitung „Blickpunkt MIL“ bei. Diesen sollte am Stichtag – Dienstag, 25. Oktober –ein Mitglied jedes Haushalts ausfüllen. Ausdrücklich erwünscht sind Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren, junge Erwachsene bis 30 Jahre, aber auch Seniorinnen und Senioren. Gerne können auch andere Haushaltsmitglieder teilnehmen.
Im Internet steht unter www.landkreis-miltenberg.de eine Online-Version des Fragebogens bereit. Wer telefonisch befragt werden will, kann unter Telefon 09371/501-577 einen Termin vereinbaren. Der Fragebogen kann zudem per E-Mail (mobilitaetsbefragung@lra-mil.de) abgegeben werden, er kann aber auch portofrei an das Landratsamt Miltenberg, Brückenstraße 2, 63897 Miltenberg, geschickt werden. Die Teilnahme an der Befragung ist freiwillig. Alle Vorschriften des Datenschutzes werden eingehalten, weder Name noch Adresse werden erhoben. Die Daten werden in anonymisierter Form ausgewertet und nicht weitergegeben.
Als kleiner Anreiz hat jeder Teilnehmer der Befragung die Möglichkeit, an der Verlosung von Freikarten für Veranstaltungen des Kulturwochenherbstes 2016 teilzunehmen.
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