Gesundheit
Gesundheitsregion plus Landkreis Miltenberg: Arbeitsgruppe Gesundheitsversorgung analysiert aktuelle Bedarfe
Nachdem die Sitzungen der Arbeitsgruppe Gesundheitsversorgung in den letzten beiden Jahren aufgrund von Corona nur digital stattfinden konnten, konnte Landrat Jens Marco Scherf die Mitglieder erstmals wieder im Landratsamt in Präsenz begrüßen. Gemeinsam mit der neuen Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion plus, Alica Bachmann, besprach man die durch die Pandemie entstandenen Herausforderungen und analysierte aktuelle Bedarfe. Themen wie die haus- und kinderärztliche Versorgung, die Situation des allgemeinen ärztlichen Bereitschaftsdienstes sowie das Famulaturprogramm standen ebenfalls auf der Tagesordnung.
In der kinderärztlichen Versorgung hat der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in Bayern am 5. Mai 2022 für den Planungsbereich Landkreis Miltenberg eine drohende Unterversorgung festgestellt. Zur Abwendung der drohenden Unterversorgung hat der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) verschiedene Fördermittel ausgelobt. Seither gibt es positive Entwicklungen in der kinderärztlichen Versorgung. Von den bislang 1,5 offenen Kinderarztsitzen im Landkreis konnte zwischenzeitlich ein ganzer Sitz im Rahmen einer Anstellung in einer Kinderarztpraxis zum 1. Oktober 2022 besetzt werden. Im Hinblick auf die ungünstige Altersstruktur der niedergelassenen Kinderärzte wird die KVB weiter die Nachbesetzung von Kinderarztpraxen finanziell fördern, um eine drohende Unterversorgung nachhaltig abzuwenden.
Die langfristige Sicherung der ärztlichen Versorgung im hausärztlichen Bereich erhofft sich der Landkreis durch ein erneutes Famulaturprogramm. Dieses hält vom 28. August bis 27. September für Studierende der Medizin, die ihre Famulatur im Landkreis absolvieren, ein Programm aus fachlichen Workshops und Freizeitangeboten bereit.
Neben der Unterstützung durch den Hartmannbund, den bayerischen Hausärzteverband, den ärztlichen Kreisverband Aschaffenburg-Untermain, das Ärztenetz am Untermain, die (Haus-) Ärzte aus dem Landkreis und der Helios-Klinik haben sich in diesem Jahr auch die Krankenkassen Akzo Nobel Obernburg und die AOK Aschaffenburg sowie das Bayerische Rote Kreuz Miltenberg-Obernburg an der Umsetzung beteiligt. Neu ist außerdem, dass im Rahmen des Famulaturprogramms ein Austauschtreffen mit Studierenden des vom Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege geförderten Projekts “Beste Landpartie Allgemeinmedizin” (BeLA, go.uniwue.de/bela) stattfinden soll. Koordiniert wird das Programm in Unterfranken vom Institut für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg. Projektkoordinatorin Pamina Hagen stellte das Programm und Möglichkeiten vor, durch die der Landkreis das Programm positiv für sich nutzen könnte. Es soll die Brücke zwischen Medizinerausbildung und Hausarztpraxis schlagen und Medizinstudierenden einen Einblick in die Allgemeinmedizin sowie die Arbeits- und Lebensbedingungen in den Regionen ermöglichen. Ziel ist es, die Studierenden im
Anschluss an Studium und Facharztausbildung für eine Niederlassung oder angestellte Tätigkeit in einer ländlichen Hausarztpraxis zu gewinnen. Durch die Teilnahme an einem der Summer-School-Nachmittage haben die angehenden Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit, erste Kontakte zu niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten im Raum Miltenberg zu knüpfen, sich mit den am Famulaturprogramm teilnehmenden Studierendenauszutauschen sowie die Region kennen zu lernen.
Neben der haus- und kinderärztlichen Versorgung ist auch die Situation des ärztlichen Bereitschafts- und Rettungsdienstes eine Herausforderung für die Gesundheitsakteure. Nach zwei Jahren Pandemie haben diese mit vielschichtigen Problemen zu kämpfen, insbesondere mit Personalmangel und erhöhtem Einsatzaufkommen. Als Ursache werden etwa verunsicherte Bürger*innen, Fehleinsätze durch medizinische Bagatellen und die stetig schlechter werdende ärztliche Versorgung auf dem Land genannt. Darüber hinaus klagen Apotheken über Lieferengpässe, überbordende Bürokratie und Personalmangel Aufgefallen ist darüber hinaus der Bedarf an Kinder- und Jugendpsychologen. Die an der Sitzung teilnehmenden Akteurinnen und Akteure nutzen das Treffen, um die aktuellen Bedarfe und Handlungsbereiche zusammenzutragen und zu besprechen, welche Themen zukünftig in Angriff genommen werden können und müssen.
Bei den genannten Entwicklungen handelt es sich um komplexe und zusammenhängende Handlungsbereiche, die priorisiert werden müssen. So muss das Thema „Digitalisierung in Gesundheitswesen und Pflege“, das die Arbeitsgruppe seit einigen Sitzungen beschäftigt, eine eher untergeordnete Rolle einnehmen und auf das Frühjahr vertagt werden. Aufgrund der Pandemie stehen gerade andere Themen im Vordergrund, für die Handlungsoptionen und Lösungsstrategien gefunden werden müssen.
Weitere Informationen zur Gesundheitsregion plus Landkreis Miltenberg unter http://www.gesundheitsregion-plus-miltenberg.de.
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