Digitalisierung an Schulen : Herausforderung der Zukunft oder gegenwärtige Aufgabe?
Das Thema Digitalisierung ist bekanntlich in aller Munde, aber: ist diese die Herausforderung der Zukunft oder ist sie die gegenwärtige Aufgabe, die die Schulen bereits jetzt zu bewältigen haben?
Der Landkreis Miltenberg – Träger des Siegels Bildungsregion – veranstaltete am 05.07.2019 die zweite Bildungskonferenz in den Räumlichkeiten des Elsenfelder Julius-Echter-Gymnasiums und nahm dieses Thema als Anlass einer Bildungsmesse.
Der bayerische Landeselternverband der Realschulen – kurz: LEV-RS -, vertreten durch den unterfränkischen Bezirksvertreter Andrea Faggiano, war ebenfalls vor Ort und verfolgte diese Veranstaltung aus naher Entfernung, denn für den Verband ist das Vorantreiben der Digitalisierung an den bayerischen Realschulen eine aktuelle Herzensangelegenheit und sie stellt unter Anderem die Zukunftsfrage gleichzeitig dar.
In einem persönlichen Grußwort sprach die bayerische Staatsministerin für Digitalisierung Frau Judith Gerlach die aus Ihrer Sicht wichtigen Voraussetzungen für ein gutes Gelingen: Lehrkräfte sollen mehr wagen und eine gewisse „ Fehlerkultur“ auch pflegen; die Kommunikation mit der Schülerschaft sollte vertieft werden, um den Austausch über den technischen Fortschritt und die Anwendung der aktuellen Medien zu forcieren. Die jungen Menschen seien meistens viel weiter als ihre LehrerInnen.
Die Chancen rücken in den Mittelpunkt, die Risiken sind dabei nicht außer Acht zu lassen – so die Ministerin weiter.
In einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Beatrice Brenner gaben die TeilnehmerInnen – die Staatsministerin Judith Gerlach, der Landrat Jens-Marco Scherf, der JEG-Schulleiter Herr Ulrich Gronemann, der Geschäftsführer von Agilimo Consulting Marcus Heinrich und die Schülerin Pauline Kowalczyk –an, was sie zu diesem Thema bewegt.
Schulleiter Gronemann unterstrich zwar die Bedeutung der Digitalisierung, aber sie solle als Ergänzung zum jetzigen Schulunterricht angesehen werden – der Unterricht wird zum Beispiel qualitativ besser, da der Zugriff auf digitalen Quellen schneller geschieht.
Marcus Heinrich als Vertreter der Wirtschaft bemängelte die fehlenden Digitalkompetenzen der AbsolventInnen: sie mögen sich zwar in den Social-Medien sehr gut auskennen, das Absagen eines Termins via Outlook lässt sich jedoch nur mühsam unter geschulter Anleitung bewältigen – so seine Erfahrung bisher. Die fehlenden Kenntnisse wirken sich später somit negativ aus.
Die Schülerin Pauline monierte die aus der Sicht vieler SchülerInnen langsamen Anstrengungen der Politik, in diesem Bereich vorankommen zu wollen: die Maßnahmen dauern zu lange, hinzu ist festzustellen, dass Lehrkräfte unterschiedliche Auffassungen bzgl. der Mediennutzung haben. Es herrscht teilweise Unwissenheit dieser, sodass sie von den SchülerInnen unter Umständen bloß gestellt werden.
Sowohl der Schulleiter Gronemann als auch die Ministerin Gerlach entgegneten diese Sachverhalte zum Einen mit der Klarstellung, die Mehrheit der Lehrkräfte sei der Digitalisierung gut besonnen, zum Anderen mit der Unterbreitung des Vorschlags, Arbeitsgemeinschaften zwischen Lehrkräften und Schülerschaft zu gründen, damit der technische Austausch erfolgen kann.
Herr Gronemann bemängelte das Fehlen von Softwares, hinzu ist die Ausstattung von den finanziellen Mitteln abhängig und die Lehrkräfte müssen fortlaufend weitergebildet werden.
Die Moderatorin konfrontierte die Ministerin mit der Frage, ob die Fortbildungen Pflicht sein werden. Diese antwortete mit dem Hinweis, man arbeite noch an einer Lösung. Regulierungen hemmen den Fortschritt, daher auch die mühsame und langsame Umsetzung.
Der Landrat Scherf verwies auf die große monetäre Herausforderung, die mit der schulischen Digitalisierung sowohl auf die Kommunen als auch auf die Landkreise zukommen – insbesondere stellte er fest, dass das Glasfaserkabelnetz ausgebaut werden muss.
Die technische Ausstattung ist jedoch auch vom Medienkonzept der jeweiligen Schule abhängig: dieses gibt im Wesentlichen vor und an, was zu welchem Zweck innerhalb welchen Unterrichtsstoffes benötigt wird. Die Staatsministerin nannte in der Diskussion den Fördertopf „Digitales Klassenzimmer“, welches unter Anderem den direkten Maßnahmen zur Verfügung stünde und tatsächlich im vollen Umfang vom Medienkonzept abhängig sei.
Auf dieses Medienkonzept – so fasst es auch der LEV-RS zusammen – kommt eine große Bedeutung zu. Es ist in der Schule zu erarbeiten und die ElternvertreterInnen sollen ebenfalls daran beteiligt werden.
Denn die Digitalisierung funktioniert nur dann, „wenn man gemeinsam daran arbeitet“, so Marcus Heinrich in seinem Schlussplädoyer.
Autor:Andrea Faggiano aus Obernburg am Main |
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