„Ich wollte aktiv etwas gegen Mähtod unternehmen“ – Gründung des Vereins Kids for Kitz/Action for Kitz

Foto: Bildquelle: Privat

„Jede Mutter liebt ihr Kind“, davon ist Doris Völker-Wamser fest überzeugt. Genau dieser Gedanke veranlasste die Hausenerin 2015 die beiden Aktionen "Action for Kitz" und "Kids for Kitz" ins Leben zu rufen. Doris Völker-Wamser lebt im beschaulichen Hausen direkt am Waldrand. Beim Gassigehen im Frühjahr mit ihren beiden Hunden fand sie immer wieder Teile von zermähten Kitzen in den Wiesen. Sie konnte außerdem beobachten wie die Geißen tagelang verzweifelt nach ihren Kitzen suchten.

In einem Gespräch mit dem Bürgermeister Manfred Schüßler erfuhr sie, dass auf einer Wiese insgesamt 14 Kitze den Mähtod gefunden hatten. Da stand für sie fest: „Ich will etwas dagegen unternehmen, allerdings ohne erhobenen Zeigefinger und Schuldzuweisungen." Das war die Geburtsstunde von „Kids for Kitz“ und„Action for Kitz“.

Die Aktion zeigte so großen Erfolg, dass sie 2016 sogar mit dem Tierschutzsonderpreis der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet wurde. Mittlerweile haben sich „Kids for Kitz“ und „Action for Kitzs“ in vielen Kommunen etabliert, Jäger und Landwirte wurden für das Thema sensibilisiert und viele Kitze konnten so vor dem sicheren Mähtod gerettet werden.

Es gibt mittlerweile Urteile gegen uneinsichtige Landwirte

Trotzdem gibt es bedauerlicherweise immer noch viel zu tun. „Es geht uns darum, den Landwirten zu helfen", sagt Doris Völker-Wamser bestimmt. Denn was viele nicht wissen: Mittlerweile gibt es sogar Urteile gegen Landwirte oder Maschinenführer, die den Tod von Tieren beim Mähen billigend in Kauf genommen haben. Denn so wie die Jäger in der Hegeverpflichtung stehen, so unterliegen die Landwirte dem Tierschutzgesetz. Wer gegen dieses Gesetz verstößt, kann mit empfindlichen Geldstrafen und im schlimmsten Fall sogar mit Gefängnis bestraft werden.

„Wir sind nicht die Feinde der Landwirte", stellt Doris Völker-Wamser nachdrücklich klar. Ihr geht es darum, dass die Kitze gerettet werden. Das ist für sie sozusagen auch auf dem „kleinen Dienstweg“ möglich. Der Landwirt informiert den zuständigen Jäger, dass er eine Wiese abmähen möchte. Dieser wiederum informiert die Helfer von „Action for Kitz“, die dann gemeinsam die Wiesen ablaufen. Doris Völker-Wamser ist es außerdem wichtig, nicht alle in einen Topf zu werfen. „Ich selbst habe noch nie negative Erlebnisse gehabt, sowohl mit Landwirten als auch mit den Jägern.“

Bei „Kids for Kitz“ geht es übrigens nicht darum, dass komplette Schulklassen die Wiesen nach Rehkitzen absuchen. Die Kinder der Grund- und Mittelschulen basteln lediglich die sogenannten „Kitzscheuchen“, die anschließend in den Wiesen aufgestellt werden.
Diese bunten Gestalten sollen die Rehe verscheuchen beziehungsweise dazu animieren ihre Kitze wieder abzuholen. Wer im Moment in unserem Landkreis spazieren geht sieht die Kitzscheuchen in zahlreichen Wiesen mit hohem Gras stecken.

„Action for Kitz“ richtet sich an die Erwachsenen, die gerne etwas tun möchten, damit kein Kitz mehr in einem Mähdrescher den Tod finden muss. Freiwillige laufen die Wiesen ab und bringen die Kitze aus der Gefahrenzone. Die Helfer werden vor ihrem ersten Einsatz selbstverständlich geschult. Die Kitze dürfen beispielsweise auf keinen Fall mit der bloßen Hand angefasst werden, weil die Geißen sie dann nicht mehr annehmen würden.
Dann gibt es auch noch elektronische Kitzretter und Drohnen, die bei der Suche nach in einer Wiese abgelegten Kitzen helfen.

„Es ist schon ein tolles Erlebnis, wenn man einem Reh sein Kitz zurück gibt“ strahlt Doris Völker-Wamser. Nicht alle Kitze lassen den Transport wehrlos über sich ergehen. Manche zappeln und wehren sich und rufen lautstark nach ihrer Mutter. Die ist dann auch ruckzuck da um ihr Kitz zu holen. „Für mich kann an einem solchen Tag nichts mehr schiefgehen", strahlt die Kitzretterin.

Es gibt noch Handlungsbedarf im Landkreis

Obwohl schon viele Landwirte und Jäger sich gerne an der Aktion beteiligen, gibt es in einigen Gemeinden unseres Landkreises immer noch Handlungsbedarf. „Wer etwas tun möchte, sollte sich an das zuständige Rathaus wenden und sich dort erkundigen. Hilfe wird in der Regel immer gern angenommen“, so Doris Völker-Wamser. Sie unterstützt Gemeinden und Schulen, die an den Aktionen teilnehmen wollen auch gerne.

Übrigens wurde 2017 die Gemeinde Hausen als erste Kommune überhaupt als kitzfreundlichste Gemeinde von Landrat Jens Marco Scherf ausgezeichnet, der auch Schirmherr beider Aktionen ist. 2018 folgte Eichelsbach und dieses Jahr ist Großwallstadt in die Runde aufgenommen worden. Seit März 2019 sind „Kids for Kitz" und "Action for Kitz – Gemeinsam gegen den Mähtod“ ein eingetragener Verein.

Wer selbst etwas gegen den Mähtod von Rehkitzen unternehmen möchte, findet Informationen auf den Internetseiten www.action-for-kitz.de und www.kids-for-kitz.de

Autor:

Miriam Weitz aus Obernburg am Main

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