Wald-Wild-Jagd-Tag
Situation des Waldes nachhaltig verbessern

Begutachtung der Trophäen bei der Hegeschau für den Altlandkreis Obernburg mit (von links) Klaus Peter Gerhart, Landrat Jens Marco Scherf, Regina Groll und Jagdberater Horst Feyrer.
  • Begutachtung der Trophäen bei der Hegeschau für den Altlandkreis Obernburg mit (von links) Klaus Peter Gerhart, Landrat Jens Marco Scherf, Regina Groll und Jagdberater Horst Feyrer.
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„Lassen Sie nicht nach, mit bewährten Jagdmethoden und Bejagungsstrategien die Situation des Waldes nachhaltig zu verbessern“ – mit diesen Worten hat Landrat Jens Marco Scherf die Jägerschaft im Nordlandkreis aufgefordert, ihre Verantwortung für den Wald wahrzunehmen. Aber, so der Landrat, auch die anderen Naturnutzerinnen und Naturnutzer müssten ihren Beitrag leisten und Rücksichtnahme walten lassen.

Bei der Hegeschau für den Altlandkreis Obernburg in der Eisenbacher Sport- und Kulturhalle, die von der BJV-Kreisgruppe Obernburg unter Leitung von Klaus Peter Gerhart ausgerichtet wurde, begrüßte Vorsitzender Gerhart neben den Jagdbeteiligten auch mehrere Bürgermeister und Ehrenmitglieder, ehe Bürgermeister Dietmar Fieger sich freute, dass nach drei Jahren Pause aufgrund der Pandemie wieder einmal eine Hegeschau möglich ist.

Landrat Jens Marco Scherf lobte das Engagement aller am Jagdwesen Beteiligten – etwa bei der Abstimmung realistischer und gesetzeskonformer Abschusszahlen. Jagd- und Forstbehörde, Hegeringleiter, Jagdpächter und Reviereigentümer hätten gemeinsam die Zahlen ermittelt, mit denen man Wald und Wild gerecht werden könne. Scherf dankte in diesem Zusammenhang den Hegeringleitern Klaus-Peter Gerhart, Ingrid Stenger und Armin Rubach für die Koordination der Abschussplanungen in den Hegegemeinschaften. Er lobte darüber hinaus die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Jagdbehörde.

„Ein gesunder, widerstandsfähiger Wald ist in Zeiten des gravierenden Klimawandels ein wertvolles Gut der ganzen Gesellschaft“, so der Landrat. In der Hegegemeinschaft 7 (Klingenberg), die von dauerhaft zu hoher Verbissbelastung gekennzeichnet ist, hätten einzelne Jäger und Reviereigentümer einen praktikablen körperlichen Nachweis praxiserprobt, wusste der Landrat. Er lobte das gemeinsame Herangehen von Jägern, Hegeringleitern, Eigentümern, Förstern und Jagdbehörde bei der Lösung von Problemen.

Scherf bat die Jägerschaft unter anderem, wildbiologische Erkenntnisse zu nutzen, revierübergreifend zusammenzuarbeiten, sich zu Strategien in Revieren auszutauschen, die stark von Erholungssuchenden frequentiert würden. Auch wünschte sich Scherf den Austausch mit Reviereigentümern zu guter Wildlebensraumgestaltung.

Er informierte die Versammlung über personelle Änderungen bei den Jagdberatern: Nach Roland Dotterweich nehme seit April 2020 Horst Feyrer (Mömlingen) diese Position für den Nordlandkreis wahr, auf Rudi Faber sei im April 2022 Michael Huber (Weilbach) gefolgt. Im Jagdbeirat vertrete Ingrid Stenger die Jägerschaft, zuvor habe das Bernd Spilger getan.

Die neue Leiterin des Veterinäramts, Dr. Vanessa Schönenbrücher, bat die Jägerschaft, die Gefahr durch die Afrikanische Schweinepest im Auge zu behalten und alle Vorsichtsmaßnahmen zu befolgen. Das Veterinäramt werde den Wunsch der Jägerschaft nach einem Kurs für Jungjäger zur Abnahme von Trichinenproben erfüllen, kündigte sie an.

Laut Sebastian Spatz, Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sei der Wald stärker geschädigt als bisher angenommen. Der Wasservorrat im Boden sei sehr gering, was das Baumwachstum negativ beeinflusse. Aufgrund hoher Mengen an Schadholz seien die Holzpreise anfangs noch am Boden gewesen, mittlerweile hätten sie sich aber stark erhöht, so Spatz. Das Aufforsten sei nicht einfach, denn auch die Verfügbarkeit von Pflanzen sei ein Problem. Dazu komme die starke Sonneneinstrahlung auf den Pflanzflächen bei wenig Niederschlag. Deshalb versuche man, die Naturverjüngung zu nutzen und in Einzelfällen zu bewässern. Dass vor allem im Nordosten des Landkreises die Verbissbelastung bei Buchen sehr hoch ist, führte er auch auf den starken Druck durch Rotwild aus den Rotwildgebieten zurück. Um einen klimastabilen Wald zu erreichen, brauche es mehr als nur Buchen, verwies der Fachmann auf Bäume wie Tanne, Eiche, Spitzahorn, Elsbeere und Vogelkirsche, die mit Trockenheit recht gut zurechtkämen. Die Öffentlichkeit werde man in der Waldwoche vom 9. bis 14. Juli in Miltenberg ausführlich informieren, kündigte er an – etwa mit einem Klimazelt und vielen weiteren Programmpunkten.

Jagdberater Horst Feyrer informierte über die Jagdstrecken. So seien 10.321 Stück Rehwild in den letzten drei Jahren im Landkreis abgegangen, was 101 Prozent der Abschussvorgabe entspreche. In der Hegegemeinschaft 6 (Obernburg) seien 1.087 Stück abgegangen – 104 Prozent des Solls. Die Hegegemeinschaft sei als „grün“ mit tragbarem Verbisse eingestuft.

In der Hegegemeinschaft 7 (Klingenberg) seien 1.970 Stück abgegangen – ebenfalls 104 Prozent. Die Hegegemeinschaft 7 sei seit 2002 als „dauerhaft rot“ eingestuft mit zu hoher Verbissbelastung. Deshalb sei die deutliche Erhöhung des Abschusses empfohlen worden.

In der Hegegemeinschaft 8 (Kleinwallstadt) gingen 998 Stück Rehwild ab – 107 Prozent. Die Gemeinschaft sei erstmals „rot“ eingestuft mit der Empfehlung, den Abschuss zu erhöhen.
Beim Schwarzwild habe man eine Rekordstrecke von 4.678 Stück im Landkreis verzeichnet, darunter 1.492 im Altlandkreis Obernburg. Der Gesetzgeber habe mit mehreren Maßnahmen eine effektivere Bejagung ermöglicht, verwies er auf die Aufhebung der Schonzeit, die Einführung von Abschussprämien, die Anlage von Saufängen, die Zulassung von Schalldämpfern und die Ermöglichung der Nachtsichttechnik. Das Schwarzwild müsse intensiv bejagt werden, denn man müsse die Afrikanische Schweinepest verhindern.

Der Landkreis Miltenberg liege zum Teil in den Rotwildgemeinschaften Spessart und Odenwald, so Feyrer. Im Bereich Südspessart kamen 154 Stück Rotwild zur Strecke, im Odenwald 84. Im rotwildfreien Gebiet seien insgesamt 36 Stück erlegt worden. Weiter wurden im Bereich des Niederwilds unter anderem 746 Füchse, 242 Rabenkrähen, 137 Dachse, 115 Elstern, 89 Feldhasen, 85 Waschbären, 75 Graugänse, 73 Nilgänse, 65 Eichelhäher und 92 Kormorane zur Strecke gebracht. Die Zahl der Wildunfälle bezifferte Feyrer auf 287 mit Reh- und Rotwild, 38 mit Schwarzwild und zwölf mit Füchsen.
Zu einer kurzen Diskussion kam es nach der Wortmeldung eines Jagdpächters, der den Sinn der Trophäenschau anzweifelte. Der Aufwand für die Jagdpächter, die Schädel auszukochen, zu säubern, zu wiegen, bewerten zu lassen und zu zeigen, sei viel zu hoch, monierte er. Er plädierte stattdessen für eine freiwillige Trophäenschau. Die gesetzlichen Vorgaben ließen das nicht zu, informierte die Leiterin der Unteren Jagdbehörde, Regina Groll. „Als staatliche Behörde müssen wir Vorgaben umsetzen“, kommentierte Landrat Jens Marco Scherf. Wenn man an das Thema heranwolle, müsse man dieses den Abgeordneten des Landtags nahebringen, denn nur der Landtag könne eine Gesetzesänderung erreichen. „Der Bayerische Jagdverband muss das aber auch wollen“, so der Landrat.

Die Einführung der Software zur Online-Streckeneingabe wurde kontrovers gesehen. Klaus Peter Gerhart aber würde sich über die Einführung der digitalen Streckenliste freuen, denn dies erleichtere den Pächtern die Meldungen erheblich. Regina Groll gab zu bedenken, dass es dafür technisches Verständnis brauche; die Untere Jagdbehörde können Support hierfür nicht leisten. Wer die Software nutzen will, könne sich bei ihr melden, bot sie an.

Wer mehr über die Themen Wald, Wild und Jagd erfahren will, dem bietet sich laut Klaus Peter Gerhart in Kürze eine gute Gelegenheit: Beim Wald-Wild-Jagd-Tag am Samstag und Sonntag, 14. und 15. Mai, auf der Hardt in Eisenbach geht es um diese Themen, auch die Kitzrettung steht im Fokus. Am Samstag beginnt um 19 Uhr ein geselliger Abend mit allen Besucher*innen, am Sonntag beginnt der Tag um 10 Uhr mit einem Weißwurstfrühstück, anschließend ist Festbetrieb mit heimischen Wildgerichten. Für die Kinder stehen „Natur erleben und begreifen“, Basteln, Bogenschießen sowie Laser-Schießen auf dem Programm. Musikalisch begleitet wird das Fest von den Jagdhornbläsern. Diese Gruppe unter Leitung von Roland Schuler umrahmte auch die Hegeschau am Freitagabend.

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