Landkreis dankt Großheubacher Ehrenamtlichen
„Nur alleine mit den klassischen staatlichen Strukturen hätten wir das nicht geschafft“, hob Landrat Jens Marco Scherf beim Helferfest am Montag, 26. September, den Einsatz der Großheubacher bei Aufbau und Organisation der Unterkunft für ukrainische Geflüchtete im Frühjahr 2022 hervor. Im Gemeinschaftshaus spendierte der Landkreis den Bürgerinnen und Bürgern als Zeichen des Dankes Speisen und Getränke; nach dem bereits erfolgten Dankesfest für die Ehrenamtlichen im Südspessart soll auch für die Helferinnen und Helfer in der AWO-Unterkunft am Klotzenhof ein Fest folgen.
„Ich lasse heute mein Herz sprechen und sage Ihnen allen aufrichtig Dankeschön“, sagte der Landrat zu den rund 50 Bürgerinnen und Bürgern, die gekommen waren, „ohne Sie hätten wir die Situation nicht gemeistert.“ Die Großheubacher hätten die Schicksale der Menschen gesehen und sofort angepackt, blickte er zurück. Im Landratsamt habe man gleich am Tag nach Kriegsbeginn gemeinsam überlegt, was zu tun sei, so der Landrat.
Der damalige Kreisbrandrat Meinrad Lebold, ein Großheubacher, habe das Signal gesendet, dass Großheubach helfen wolle, erinnerte sich Scherf und Bürgermeister Gernot Winter habe sofort Hilfe aus Großheubach zugesagt. Dies und das vorbehaltlose Engagement so vieler Menschen in Großheubach wertete Scherf als Zeichen, dass in einer Demokratie ihre Freiheit nutzen, um Verantwortung für Mitmenschen zu übernehmen – ein klarer Widerspruch zum Verständnis des russischen Präsidenten Putin, der nicht nur sein Volk für nicht fähig für die Demokratie erachte, sondern grundsätzlich Formen individueller Freiheit ablehne. Das Beispiel Großheubach zeige, dass Demokratie und Freiheit funktionieren, so der Landrat, der erzählte, dass er bei seinen Besuchen im umgebauten Gemeinschaftshaus stets „viel Liebe und Zuversicht“ gespürt habe.
Dass Großheubach hilft, habe laut Bürgermeister Gernot Winter sehr schnell festgestanden, denn „in Hebboch spricht man die Sprache der Freundlichkeit“. Bereits am 8. März habe man das Gemeinschaftshaus mit Hilfe von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Bauhof und Ehrenamtlichen zur Unterkunft umgebaut, am Tag darauf habe man bei einer Besprechung mit 20 Vereinsvertreter*innen den Betrieb der Unterkunft organisiert, vor dem Haus habe man ein Verpflegungszelt errichtet. Das Erdgeschoss des
Gemeinschaftshauses habe ausschließlich dem Aufenthalt und dem Schlafen gedient, im Untergeschoss sei mit viel Liebe ein Kinderspielzimmer errichtet worden. Viele freiwillige Helferinnen und Helfer hätten sich für verschiedenste Tätigkeiten gemeldet, erinnerte sich Winter und zeigte sich über so viel Engagement sehr dankbar. „Die Hilfsbereitschaft war enorm“, sagte er und versäumte es nicht, auch den Firmen zu danken, die tat- und finanzkräftig mitgeholfen hätten. „Dieses Engagement verlangt höchsten Respekt“, stellte der Bürgermeister fest, „ich bin stolz auf Hebboch.“
Emotional bewegend waren die von Pfarrer Peter Siemens geschilderten Eindrücke aus seiner Tätigkeit als Dolmetscher. Die geschilderten Erlebnisse und Eindrücke der Kinder der Familien in den Kriegsgebieten, in den Kellern und unter Beschuss, verdeutlichen, wie wichtig die gezeigte Menschlichkeit für „unsere Gäste aus der Ukraine“ ist. Pfarrer Siemens dankte im Namen der ukrainischen Familien, welche mittlerweile in den Gemeinden des Landkreises eine Zuflucht gefunden haben, für die „große
Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft“.
Beim Helferfest dürfte an diesem Abend niemand hungrig oder durstig nach Hause gegangen sein, denn Volker Engelhardt hatte ein reichhaltiges Büffet aufgefahren, das keine Wünschen offenließ.
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