Ein Rückblick der etwas anderen Art
Ein zufälliges Gespräch auf einem Schulflur, irgendwo in Bayern ...
Der Landeselternverband der bayerischen Realschulen wünscht ein frohes, neues Jahr 2022!
Möge das neue Jahr keinesfalls so beginnen wie 2020 und bitte nimmermehr so enden wie 2021.
Warum? Dann lesen Sie weiter hier, im Gespräch mit der LEV-RS-Landesvorsitzenden Andrea Nüßlein...
Pssst ... Frau Nüßlein, haben Sie das gehört?
Ne… ? Was jetzt genau?
Ich hätte schwören können, da war was … Ach, es ist einfach zu laut hier.
Seit fast zwei Jahre haben wir jetzt dieses Corona. Jeder hat etwas dazu zu sagen. Die einen demonstrieren lautstark. Manche Politiker scheinen inzwischen in den Fernsehstudios zu übernachten. Keine Politsendung ohne diesen … na, ... der mit der Brille, … der jetzt den Spahn beerbt hat … mir fällt’s schon wieder ein …
Die, die am lautesten sind, werden eben gehört.
Ist das in der Schule auch so?
Die Schüler meinen Sie? Das sind die, die die Situation mit Abstand am besten meistern.
Und, sie beklagen sich nicht.
Da kann ich nur meinen Hut ziehen.
Da haben Sie wohl Recht. Schule zu, Schule auf, Wechselunterricht, mal mit Maske am Platz, mal ohne, Abstand halten, … und dann täglich neue Verordnungen.
Ja, und alle tragen es mit.
Ich habe gehört, am Anfang ging es in den Schulen noch ganz schön drunter und drüber.
Es ist viel passiert in dieser Zeit. Im ersten Lockdown konnte man froh sein, wenn ein Großteil der Schüler im Homeschooling erreichbar war.
Frau Nüßlein, jetzt muss ich Sie aber mal … das heißt doch jetzt Schüler*innen. Das ist doch jetzt das mit dem … dings, dem gendern …
Ja schon, ... ich bleib mal bei SCHÜLER. Sie wissen ja, dass ich damit alle Schülerinnen und Schüler meine.
Wo waren wir …? Ach ja, … Zoom und Jitsi und wie das alles hieß. Darüber hat man sich unterhalten und Unterricht gemacht? Und die Lehrer haben dann in der Schule am PC gesessen?
Na ja, ehrlich gesagt, die Schulen hat das erst mal kalt erwischt. Die Lehrer haben Laptops zugesichert bekommen, auf die sie erst mal warten mussten. In vielen Schulen war und ist bis heute die Internet-Anbindung nicht ausreichend vorhanden. Das hat zum Teil nur geklappt, weil viele von zuhause gearbeitet haben. Ja, es war anfangs eine Zeit des Ausprobierens. Es gab keine einheitliche Kommunikationsplattform, über die Onlineunterricht möglich gewesen wäre.
Und die Eltern, hatten die die Zeit ihre Kinder zu betreuen? Diese Plattformen einzurichten und bei Problemen zu helfen? Hatte überhaupt jedes Kind einen eigenen PC?
Das hat natürlich große Probleme mit sich gebracht. Manche Kinder haben zuhause nicht nur keinen eigenen Rechner, sie teilen sich oft ein Zimmer mit Geschwistern. Das kann man sich vorstellen, da war es schon mal laut und nicht jeder der wollte, konnte sich konzentrieren.
Vielen Schülern konnte aber dann mit einem Leihgerät von der Schule geholfen werden.
Da war es wieder … ganz leise … Haben Sie es jetzt gehört?
Also, beim besten Willen nicht …
Schade, … ich sag Bescheid, wenn ich es wieder höre.
Und jetzt heißt es, die Schulen bleiben auf jeden Fall offen. Frau Nüßlein, wie geht denn das mit diesen gefährlichen Varianten und jetzt kommt auch noch dieses Omikron zu uns. Macht Ihnen das keine Angst?
Das ist der Punkt. Es macht mir und uns vom Landeselternverband große Sorgen. Die Infektionszahlen sind rasend schnell gestiegen. Noch kann nicht von Entwarnung gesprochen werden. Auch wenn in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen die Krankheitsverläufe bei einer Infektion nicht so schwer sein sollen, so stecken sich auch immer mehr Jüngere an.
Ja, aber bräuchten wir dann nicht wieder einen Lockdown für alle?
Also, safety first, sag ich immer.
Unsere Gesellschaft hat gelernt, die Schulen zu schließen, richtet mehr Schaden an als Nutzen. Studien belegen, dass viele Kinder und Jugendliche unter den Folgen von Corona leiden. Sie müssen bedenken, von heute auf morgen brachen im Lockdown alle sozialen Kontakte weg. Nicht jeder kam mit dem eigenständigen Lernen zurecht. Der geregelte Alltag, der Halt gegeben hat, es gab ihn während des Homeschoolings nicht mehr. Ich will gar nicht noch näher darauf eingehen. Das ist ein sehr trauriges Thema. Wichtig ist, wir müssen alles tun, um sicheren Präsenzunterricht zu gewährleisten.
Eigentlich hätten wir sehr gute Hygienekonzepte an den Schulen ...
Eigentlich? … Ach, ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Der … ding … na, unser König von Bayern, der hat so ein … da geht es um ...
… Sie sprechen von unserem Ministerpräsidenten Dr. Söder.
Ja, klar, der Herr Söder hat gesagt, in jedem Klassenzimmer soll so ein Luftreiniger stehen, damit die Viren gefiltert werden und die Schüler unbesorgt zur Schule kommen können.
Hat denn jetzt jede Schule solche Geräte?
Das ist eine unserer großen Forderungen. Aus unserer Sicht müssen sie sich dafür einsetzen, …
Ich? Moment mal, warum jetzt ich?
Na, doch nicht Sie, die Bayerische Staatsregierung und die verantwortlichen Politiker natürlich.
Also, … müssen sie sich einsetzen, damit die Förderprogramme für die Anschaffung mobiler Raumluftfiltergeräte umgesetzt werden.
Schule muss ein sicherer Ort zum Lernen sein. Das hat viel mit Bildungschancengleichheit zu tun.
Das müssen Sie mir erklären. Es gibt Geld, damit diese Geräte angeschafft werden können. Sie erfüllen ihren Zweck und in dem Klassenraum, wo dieser Lüfter steht, wären im Prinzip keine Viren mehr.
Und jetzt höre ich bei Ihnen raus, es gibt sie noch nicht an allen Schulen?
Es ist etwas komplizierter, als es auf den ersten Blick aussieht. Die Kommunen und Sachaufwandsträger, die für ihre Schulen zuständig sind, müssen über diese Anschaffung zunächst abstimmen. Die Ausschreibungsverfahren sind kompliziert und langwierig.
Aber, was uns als Elternverband wirklich ärgert, dass immer wieder der Nutzen der Raumluftfilteranlagen infrage gestellt wird. Obwohl wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit bewiesen haben.
Wir sollten nicht fragen, was Bildung kosten darf. Bildung ist ein hohes Gut in unserem Land. Unsere Kinder sind die Gesellschaft von morgen.
Dann müssen wir vielleicht auch diese Luftfilteraktion boostern? So wie das jetzt beim Impfen gemacht wird?
Das ist keine schlechte Idee. Befindet sich in einem Klassenraum eine Raumluftfilteranlage und würde regelmäßig stoßgelüftet und hätte man zusätzlich Plexiglasscheiben mit Umlaufkannte, dann könnten die Schüler z.B. ihre Maske am Platz abnehmen.
Dann schützen diese Geräte also nicht nur vor Ansteckung, sie hätten auch weitere Vorteile? So wie die Booster-Impfung bei 2G+?
Meine Mutter hat sich ihren dritten Pieks abgeholt und kann jetzt wieder ohne Schnelltest shoppen gehen.
So könnte man es vielleicht vergleichen. Wir würden uns wünschen, dass die Bayerische Staatsregierung und das Kultusministerium Erleichterungen für Schüler und Lehrer ermöglichen, wenn in den Klassenzimmern mobile Raumluftfiltergeräte betrieben werden.
Da kann man sich ja die Haare raufen. Was passiert eigentlich, wenn die Eltern darauf nicht mehr warten wollen?
Was soll ich jetzt darauf antworten?
Stellen Sie sich mal vor, alle Eltern entzünden gemeinsam ein Licht, so als Zeichen der Solidarität für ihre Kinder. Damit die und ihre Bedürfnisse gesehen werden.
Diese Lichter müssten doch von Weitem zu sehen sein.
Sie hat wohl der Weihnachtszauber gepackt. Kommen Sie mal wieder auf den Boden, Weihnachten ist vorbei.
Dafür gibt es ja die Elternvertreter und uns vom LEV-RS, um diese Themen bei den entsprechenden Gremien anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Ja, also, sprechen Sie dann auch mit den Politikern?
Ja, wir schätzen die Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen sehr.
Und die Elternvertreter, wissen die, wie sie die Eltern unterstützen können? Die haben doch sicher auch ihre Ängste und Sorgen in dieser Zeit.
Ich …
Nein, sagen Sie es nicht. Ich weiß es, …
Die, die es noch nicht wissen, schicken wir zum Stachel, Thomas in sein Seminar.
Das ist mal eine gute Idee. „Rechte, Pflichten und Möglichkeiten eines Elternbeirats“. Und das Beste, für unsere Mitgliedschulen sind diese Seminare kostenlos.
Frau Nüßlein, ich glaube, ich muss jetzt langsam mal los. Das war jetzt ein interessantes Gespräch. Hat mich gefreut und ich habe sogar noch was gelernt.
Vor allem scheint mir, es gibt so etwas wie ein Netz, von dem die Schule getragen wird.
Ein schöner Gedanke.
Vielleicht hätte ich es nicht ganz so pathetisch ausgedrückt. Aber ja, die Schulfamilie kann, wenn jeder an einem Strang zieht, gemeinsam viel erreichen.
Ach, und wenn Sie mal unseren Söder treffen, sagen Sie ihm einen schönen Gruß von mir, die Idee mit den … ding ... Luftfiltergeräten für die Klassenzimmer find ich spitze.
Hatten Sie einen Wunsch für Ihren Verein Frau Nüßlein, es war ja Weihnachten? Da war Wünschen erlaubt.
Das wir weiterhin alle an einem Strang ziehen. Lehrer, Schüler, Eltern, die verantwortlichen Politiker. Das wir einander zuhören. Das wir die Strategien, die wir durch die Pandemie gelernt haben, ausbauen. Aber vor allem wünsche ich mir, dass die Sorgen und Wünsche der Kinder und Jugendlichen gehört werden. Und ja, dass wieder lachende und fröhliche Kinder durch die Schule laufen und wir im nächsten Jahr gemeinsam ein Weihnachtsfest feiern.
Das wünschte und wünsche ich mir.
Frau Nüßlein … Pssst … Hören Sie doch mal … Jetzt müssen Sie es gehört haben. Von da hinten.
Ganz schwach, ganz leise.
Ja, … jetzt habe ich es auch gehört. Weint da jemand?
Ganz still. Ganz leise …
Frau Nüßlein, ich glaube, es gibt noch viel zu tun. Wir müssen lernen genauer hinzuhören. Die Jüngsten unserer Gesellschaft dürfen wir nicht vergessen …
Zwei junge Menschen laufen vorbei. Sie reichen einander die Hände. Die eben noch tränennassen Augen glänzen, ein Lächeln huscht über das Gesicht ...
Ich muss dann mal weiter.
Ein frohes neues Jahr, Frau Nüßlein!
Ihnen auch ein frohes neues Jahr und bleiben Sie gesund!
Der Landeselternverband der bayerischen Realschulen steht den Realschuleltern, -lehrkräften und -direktorInnen gerne jederzeit zur Seite und unterstützt und forciert die gemeinsamen Anliegen.
Kontakt unter www.lev-rs.de
Autor:Andrea Faggiano aus Obernburg am Main |
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