Gemeinsam Tierleid verhindern
Kitzrettung durch Landwirte - Jägern und Helfern

Foto: Bild: Thomas Schreder BJV

Den grausamen Mähtod erfolgreich verhindern!
Obernburg: Die erste Mahd wird jedes Jahr zur Todesfalle für Tausende von Jungtieren. Denn die Futterernte fällt mit der Brut und Setzzeit von Rehkitzen, Junghasen und Wiesenbrütern zusammen, die in Wiesen und Grünroggen ihren Nachwuchs sicher wähnen. Ihre Überlebensstrategie, das „Drücken“ schützt Kitze und Junghasen vor Fuchs und Greifvögeln, aber nicht vor dem Kreiselmähwerk.
Allein rund 100.000 Rehkitze werden laut Bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft jährlich bei der ersten Grünlandmahd grausam verstümmelt oder getötet. Das Problem: Die Jungtiere laufen auch bei großer Gefahr nicht weg, sondern drücken sich instinktiv in ihr Versteck. Maschinen mit großer Arbeitsbreite fahren oft mit hoher Geschwindigkeit über die Felder. Da haben die Tiere keine Chance mehr.
Jäger rufen Landwirte zur engen Abstimmung und Zusammenarbeit auf
Der Vorsitzende der BJV Kreisgruppe Obernburg, Klaus Peter Gerhart bittet die Landwirte, sich eng mit ihren Jägern vor Ort abzustimmen. „Landwirte und Jäger stehen gemeinsam in der Verantwortung, etwas gegen den Mähtod zu tun. Die einen aus jagdethischer Verpflichtung heraus, die anderen von Gesetzes wegen. Wenn Bauern und Jäger partnerschaftlich zusammenarbeiten und die Landwirte ihre Jäger rechtzeitig über den Erntetermin informieren, hat der Jagdpächter die Möglichkeit, Wildscheuchen aufzustellen und die Wiesen
und Felder nach Jungwild abzusuchen. So lässt sich der grausame Mähtod zu
einem großen Teil verhindern.“
Tierleid verhindern
Besonders gefährdet sind Wiesen und Futterflächen, die am Waldrand liegen.
Denn die Rehgeißen setzen ihre Kitze besonders gern in die Wiese. Dort sind sie
besser vor ihren Freßfeinden geschützt und Geiß und Kitz finden einen
besonders üppig gedeckten Tisch. Das frische eiweißreiche Gras fördert die
Milchbildung beim Muttertier und liefert erste saftige Nahrung für die Kitze.
Um die Jungtiere zu retten, sind in den nächsten Wochen wieder Hunderte von
Jägern mit ihren Hunden und freiwilligen Helfern unterwegs, um die Wiesen
und Futterfelder nach Kitzen und Junghasen abzusuchen.
Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, den Rehen den Aufenthalt in der
Wiese zu verleiden und sie dazu zu bringen, ihre Kitze herauszuholen. So stellen
viele Jäger am Rand der Wiese Scheuchen auf, die die Rehe dann verunsichern
sollen. Noch besser funktionieren so genannte elektronische Wildscheuchen,
die unterschiedliche Töne, wie Menschenstimmen, Musik oder Geräusche in
unterschiedlicher Lautstärke aussenden.
Kitzrettung aus der Luft
Immer öfter übernimmt heute eine Drohne die Suche nach dem versteckten
Nachwuchs. Das ist die sicherste Art, die Kitze zu finden, denn die Drohnen
arbeiten mit einer Wärmebildkamera. Drohnen können mit der Schlagkraft in
der Landwirtschaft mithalten. In nur wenigen Minuten wird die ganze Wiese
ohne Unterbrechung abgesucht. Nach dem Flug erhält man automatisch die
genauen Koordinaten von der Stelle, an der ein Kitz oder der kleine Hase liegen
könnten. Mit Hilfe dieser Koordinaten kann der Jäger die Jungtiere in der
Wiese schnell finden und bergen. Das kommt auch den Landwirten zugute. Sie
können ihre Wiesen ohne Unterbrechung und ohne Zeitverlust mähen,
entscheidend im engen Zeitfenster für die Futterernte.
Auch die Landwirte können den Mähtod verhindern
Auch die richtige Mähstrategie hilft, Jungtiere zu vor dem Mähwerk zu
schützen. Beim Grünlandschnitt muss – so verlangt es das neue
Artenschutzgesetz – die Wiese grundsätzlich von innen nach außen gemäht
werden, damit Rehe, Hasen und Fasane, während der Mahd noch die
Möglichkeit zur Flucht haben.
„Am wichtigsten aber“, so Vorsitzender Gerhart, ist die gute Abstimmung
zwischen dem Landwirt und seinem Jäger. Wir müssen es einfach rechtzeitig
wissen, wann gemäht wird, nicht erst eine Stunde vor dem Mähen. Denn nur
dann können auch wir rechtzeitig aktiv werden. Schließlich wollen wir doch alle
vermeiden, dass Tiere so grausam zu Tode kommen.“
Jagd ist gelebter Naturschutz

Autor:

Klaus-Peter Gerhart aus Kleinwallstadt

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