Bürgermeisterwechsel in den Landkreisgemeinden
Neu in Amt und Würden
Das Thema Corona beherrscht uns derzeit wie kaum ein anderes. Durch Corona gerieten die Kommunalwahlen Mitte März fast zur Nebensache, nachdem sich vor dem Wahlsonntag am 15. März die Situation in Deutschland dramatisch zuspitzte und ab Freitag, 13. März die Schulen und Kitas bayernweit dichtmachten. Die Stichwahlen zwei Wochen später gingen regelrecht unter und fast klammheimlich haben am Montag, 4. Mai die neuen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis Miltenberg ihr neues Amt angetreten.
Amtsinhaber wiedergewählt
Dabei hat sich bei den Kommunalwahlen einiges in den Rathäusern des Landkreises getan. Von den insgesamt 32 Landkreisgemeinden haben 28 Gemeinden Bürgermeisterwahlen durchgeführt. Nur in Erlenbach, Leidersbach, Niedernberg und Sulzbach war dies nicht der Fall. 14 Amtsinhaber wurden wiedergewählt und können auf eine weitere sechsjährige Amtsperiode blicken. So geschehen in Altenbuch (Bürgermeister Andreas Amend), Amorbach (Bürgermeister Peter Schmitt), Bürgstadt (Bürgermeister Thomas Grün), Eichenbühl (Bürgermeister Günther Winkler), Faulbach (Bürgermeister Wolfgang Hörnig), Großwallstadt (Bürgermeister Roland Eppig), Kleinwallstadt (Bürgermeister Thomas Köhler), Kirchzell (Bürgermeister Stefan Schwab), Klingenberg (Bürgermeister Ralf Reichwein), Mömlingen (Bürgermeister Siegfried Scholtka), Mönchberg (Bürgermeister Thomas Zöller), Neunkirchen (Bürgermeister Wolfgang Seitz), Obernburg (Bürgermeister Dietmar Fieger) und Wörth (Bürgermeister Andreas Fath).
Neue Bürgermeisterinnen und Bürgermeister
„Bäumchen, wechsel dich!“ hieß es dagegen in ebenfalls 14 Gemeinden. Und damit sitzt in fast jeder zweiten Landkreisgemeinde eine neue Chefin oder ein neuer Chef im Rathaus. Das betrifft die Gemeinden Collenberg (Bürgermeister Andreas Freiburg), Dorfprozelten (Bürgermeisterin Lisa Steger), Elsenfeld (Bürgermeister Kai Hohmann), Eschau (Bürgermeister Gerhard Rüth), Großheubach (Bürgermeister Gernot Winter), Hausen (Bürgermeister Michael Bein), Kleinheubach (Bürgermeister Thomas Münig), Laudenbach (Bürgermeister Stefan Distler), Miltenberg (Bürgermeister Bernd Kahlert), Röllbach (Bürgermeister Michael Schwing), Rüdenau (Bürgermeisterin Monika Wolf-Pleßmann), Schneeberg (Bürgermeister Kurt Repp), Stadtprozelten (Bürgermeister Rainer Kroth) und Weilbach (Bürgermeister Robin Haseler). Mit vier der neuen Amtsinhaber haben wir über ihren neuen Job gesprochen.
Amtsübergabe anders als gewohnt
Bernd Kahlert, der neue Rathauschef in Miltenberg, hat sein Amt am 4. Mai angetreten. „Eine feierliche Schlüsselübergabe und somit die Einführung in die Amtsgeschäfte fand aufgrund der Corona-Pandemie nur im kleinen Rahmen statt“, erzählt er.
Auch der erste Tag von Lisa Steger, neue Chefin im Rathaus von Dorfprozelten, sah anders aus als erwartet. „Geschuldet durch die Pandemie und den Schichtbetrieb in der Gemeindeverwaltung bekam ich von meinem Vorgänger schriftliche Zusammenstellungen, welche Projekte bereits vom Gemeinderat beschlossen und in Arbeit und welche Projekte für die Zukunft angedacht sind. Am 30. April, dem letzten Arbeitstag meines Vorgängers, erhielt ich die Schlüssel und das Diensthandy. Meine Kollegen haben für meinen ersten Arbeitstag mein Büro wunderschön geschmückt und mich beschenkt. Das hat mich sehr berührt.“
Nur im ganz kleinen Kreis fand die Amtsübergabe des neuen Hausener Bürgermeisters Michael Bein statt. „Wegen Corona war nur meine Familie bei der Schlüsselübergabe durch meinen Vorgänger Manfred Schüßler anwesend. Bereits eine Woche zuvor hat er mich in die Amtsgeschäfte eingeführt, wofür ich sehr dankbar bin.“
„Rudi Schreck kenne ich schon seit meiner Kindheit und wir sind privat befreundet und zusätzlich Musikkollegen im MV Röllbach, daher lief die Amtsübergabe sehr harmonisch und vertrauensvoll“, berichtet Michael Schwing, der neue Bürgermeister von Röllbach. „So haben wir die letzten sechs Jahre auch im Gemeinderat zusammengearbeitet. Er hat mich auch zu meiner Kandidatur ermutigt und stand und steht mir mit Rat und Tat zur Seite.“
Großes Aufgabenpensum
Vor den neuen Gemeindeoberhäuptern liegt ein großes Aufgabenpensum. Michael Schwing wird sich jetzt zunächst einen grundsätzlichen Überblick verschaffen. „Die Röllbacher Mitarbeiter kenne ich nahezu alle, teils schon seit Jahren. Nach und nach lerne ich die Kolleginnen und Kollegen der VG in Mönchberg kennen. Es gibt zudem einige Projekte, die noch vom ´alten´ Gemeinderat beschlossen wurden und die jetzt angegangen bzw. umgesetzt werden. Dazu zählen beispielsweise die neue Bauhof-Halle am Friedhof, der Anbau am Kindergarten und die Probebohrung für einen neuen Brunnen (TB3).“ Um grundlegende Dinge kümmert sich auch Michael Bein nun in erster Linie. „So werde ich mich in die Verwaltung einarbeiten und die Umsetzung bereits beschlossener Projekte vorantreiben. In der derzeitigen Ausnahmesituation gilt es, im Umgang mit Corona Lösungen zu finden. Und selbstverständlich möchte ich für die Anliegen der Bürger ein offenes Ohr zeigen.“ „Momentan ist die Aufstellung eines geordneten und ausgeglichenen Haushalts vorrangig“, erklärt Lisa Steger. „Erst dann kann entschieden werden, welche Maßnahmen fortgeführt bzw. überhaupt verwirklicht werden können.“ „Es ist notwendig, einen Überblick über die unterschiedlichen Abteilungen zu bekommen und jeden meiner Mitarbeiter persönlich kennenzulernen“, meint Bernd Kahlert dazu. „Ansonsten bin ich von der Fülle und Vielfalt der Aufgaben eines Bürgermeisters fasziniert. Das spornt mich an.“
Konstituierende Sitzung
Eine der ersten Aufgaben von Michael Bein, Lisa Steger, Michael Schwing und Bernd Kahlert ist die konstituierende Sitzung des Stadt- bzw. Gemeinderates, die bis zum 14. Mai durchgeführt sein muss. „Die konstituierende Sitzung ist die Grundlage für die Arbeit des Gemeinderats“, legt Michael Bein dar. „Die Neugewählten legen den Amtseid ab. Zudem werden die Wahl der stellvertretenden Bürgermeister und die Besetzung der diversen Ausschüsse durchgeführt. Weiterhin werden die Geschäftsordnung und die Satzung zur Regelung von Fragen des örtlichen Gemeindeverfassungsrechts diskutiert und beschlossen.“ „Als konstituierende – das heißt feststellende – Sitzung bezeichnet man das erste Zusammentreffen des neugebildeten Gemeinderats“, ergänzt Lisa Steger. „In der ersten Sitzung werden Regeln festgelegt, die für alle weiteren Sitzungen gelten. Die weiteren Bürgermeister werden gewählt; die Zusammensetzung der Ausschüsse wird festgelegt.“ „Die konstituierende Sitzung ist wichtig, damit die Geschäfte weiterlaufen“, fügt Michael Schwing hinzu. „Dieses Vorgehen ist gesetzlich festgeschrieben, damit sowohl Bürgermeister als auch Stadträte zeitnah vereidigt werden“, merkt Bernd Kahlert an. „Diese Sitzung werden wir am 13. Mai mit den inzwischen üblichen Schutzmaßnahmen geregelt durchführen.“
Gasthaus und Pfarrheime als Sitzungsraum
Drei der vier neuen Amtsinhaber haben diesen Termin bereits erledigt. Bürgermeisterin Lisa Steger: „Unsere konstituierende Sitzung fand am 5. Mai im Saal des Gasthauses ´Goldener Stern´ in Dorfprozelten statt. Damit war zum einen die Einhaltung des notwendigen Abstands für die Gemeinderäte selbst gewährleistet, und es konnten mehrere Zuhörer bei der öffentlichen Sitzung anwesend sein und die Vereidigungen und Festlegung der Verbandsausschüsse und der Arbeitskreise mitverfolgen. Der Sitzungssaal im Rathaus und auch der Saal im Pfarrheim wären dafür zu klein gewesen.“ „Wir tagten am 6. Mai um 19.30 Uhr im Pfarrheim in Röllbach unter Einhaltung der aktuellen Hygienevorschriften, das heißt Sitzabstand, Desinfektionsstationen und Ähnliches“, führt Michael Schwing aus. „Unser Sitzungssaal wäre zu klein gewesen. Ich denke, wir haben mit je sechs neuen und sechs alten Gemeinderäten eine ´gut gemischte Mannschaft´.“ „Unsere konstituierende Sitzung fand am 5. Mai statt“, so Michael Bein. „Wegen der vorgeschriebenen Abstände tagten auch wir im Pfarrheim statt im Rathaus und hatten auch nur eine begrenzte Anzahl von Zuschauerplätzen, ebenfalls wegen der Abstandsregelung. Die Bauhofmitarbeiter kontrollierten die Einhaltung der Hygieneregeln. Darüber hinaus verzichteten wir auf den üblichen Handschlag bei der Begrüßung und bei der Gratulation. Einzige Ausnahme hierbei war die Gratulation durch meinen Vater nach meiner Vereidigung. Das lag daran, dass wir im gleichen Hausstand leben und er mich als ältestes Gemeinderatsmitglied vereidigt hat. Eine ganz besondere Situation also, die das möglich gemacht hat! Die ganze Sitzung ist harmonisch verlaufen und ich habe – so denke ich – eine gute Zusammenarbeit der Fraktionen in Aussicht.“
Freude über die neue Aufgabe
Alle vier haben ihren Amtsantritt freudig herbeigesehnt und sehen trotz der großen derzeitigen Herausforderungen optimistisch in die Zukunft. „Selbstverständlich freue ich mich auf diese Aufgabe, sehe aber auch die große Verantwortung, welche mir von der Bürgerschaft übertragen wurde“, so Bernd Kahlert abschließend. „Gleich am ersten Tag war für mich die Vielfältigkeit des Jobs spürbar“, sagt Michael Bein zum Schluss. „Ich habe Gespräche mit Bürgern geführt. Verschiedene Baustellenbegehungen und die Vorbereitung der konstituierenden Sitzung standen an, da war kaum Zeit für Emotionen. Am Abend des ersten Tages kamen dann die Eindrücke zurück und das Bewusstsein, welch großen Schritt ich an dem Tag vollzogen habe.“ „Der erste Tag war natürlich ungewohnt, auch wenn ich das Rathaus und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Röllbach gut kenne“, fasst Michael Schwing zusammen. „Vieles ist neu, aber es macht Spaß und man merkt schnell, dass der neue Job nicht nur anspruchsvoll, sondern auch sehr spannend ist. Wie man Rudi Schreck kennt, so war er nicht nur während seiner 18 Jahre als ehrenamtlicher Bürgermeister stets ansprechbar und engagiert – selbst am 30. April, seinem letzten Arbeitstag, hat er es sich nicht nehmen lassen, gemeinsam mit mir ´Überstunden´ zu machen. Wir sind nämlich erst spät in der Nacht aus dem Röllbacher Rathaus gekommen. Rudi ist eben ein Vollblutpolitiker und neben der fachlichen Übergabe hatte er auch eine ganze Menge an Informationen und Anekdoten aus seinem jahrzehntelangen kommunalpolitischem Engagement parat.“ „Gefühlt habe ich mich an meinem ersten Tag sehr gut“, resümiert Lisa Steger. „Und trotz der schwierigen Lage und der erforderlichen Einschränkungen bin ich guter Dinge, zuversichtlich und freue mich sehr auf die vor mir liegenden Aufgaben.“
Autor:Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg |
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