Falsche Polizisten - Enkeltrickbetrüger
Vorsicht vor fiesen Betrügern
Enkeltrickbetrüger, falsche Polizisten und andere Kriminelle treiben auf Kosten von älteren Mitmenschen ihr Unwesen – Seien Sie auf der Hut!
Die WhatsApp-Nachricht auf dem Smartphone von Gertrud Maier war klein und unscheinbar. „Hallo Omi, ich benutze mein altes Handy, kann damit aber kein Online-Banking machen. Könntest du für mich etwas überweisen? Schreib mir kurz, wenn Du das liest.“ Offenbar ihr Enkel, der sie schon seit längerer Zeit nicht mehr besucht hatte, hatte ihr per WhatsApp geschrieben und sie um Überweisung eines höheren Geldbetrags an ein ihr fremdes Konto gebeten.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann ist höchste Vorsicht geboten! Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um den Enkeltrick mittels Messenger-Betrug. Eine neue, seit dem Jahr 2022 rapide steigende bekannte Betrugsform, die vor allem ältere Menschen trifft. Solche oder ähnliche Nachrichten sind nur eine von verschiedenen Betrugsmaschen, mit denen skrupellose Verbrecher versuchen, ältere Menschen um ihr hart erspartes Geld zu bringen. Der Enkeltrickbetrug sowie der Betrug durch falsche Polizeibeamte, falsche Microsoft-Mitarbeiter, Gewinnversprechen, Love-Scamming (eine moderne Form des Heiratsschwindels) oder Push-TAN-Betrug (eine Betrugsmasche im Zusammenhang mit Online-Banking) sind immer wieder Bestandteil kriminalpolizeilicher Ermittlungen. Vor allem der Messenger-Betrug mittels beispielsweise WhatsApp wie im Beispiel oben nimmt in erschreckendem Maße zu.
Vorsicht vor falschen Enkeln
Besonders hinterhältig ist die Enkeltrick-Betrugsmasche per Telefon. Mit der Frage „Rate mal, wer hier spricht“ nehmen die Kriminellen Kontakt zu ihrem Opfer auf und geben sich als Enkel oder auch andere Verwandte aus. Als Grund für den Anruf werden ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht, zum Beispiel ein Unfall.
Perfide Vorgehensweise
Die Vorgehensweise der Täter und Täterinnen ist dabei immer die gleiche: Sie tischen ihren Opfern erfundene Geschichten auf, um sie zur Herausgabe von Geld oder Schmuck zu bewegen. Wenn das Opfer bereit zur Geldübergabe ist, wird ein Bote angekündigt, der das Geld abholt. Die „Nepper, Schlepper und Bauerfänger“, wie diese Zeitgenossen im Volksmund meist genannt werden, gehen oft sehr raffiniert vor und richten dabei nicht selten beträchtlichen Schaden an. „Auf diese Weise verloren viele ältere Menschen schon hohe Geldbeträge oder sogar ihr ganzes Erspartes“, weiß Polizeioberkommissar Philipp Hümmer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Würzburg. „Seien Sie daher auf der Hut!“
Ältere oder allein lebende Menschen besonders betroffen
„Betroffen sind vor allem ältere oder allein lebende Personen“, so Philipp Hümmer weiter. „Diese werden von Personen angerufen, die sich als Enkel oder Enkelin, Verwandte oder gute Bekannte ausgeben. Die Täter und Täterinnen durchforsten hierbei die Telefonbücher und rufen gezielt Personen mit älteren Vornamen an. Wir vermuten, dass die Dunkelziffer bei den Telefonanrufen und damit die Versuchstaten, die nicht angezeigt werden, sicher hoch ist.“
Falsche Polizisten an der Tür
Immer wieder sind auch Betrüger unterwegs, die ihre Opfer zuhause aufsuchen und sich an der Haus- oder Wohnungstür als Polizisten ausgeben. Diese falschen Polizisten versuchen, Geld und andere Wertgegenstände ihrer Opfer zu ergaunern. „Sie schrecken nicht davor zurück, gefälschte Dienstausweise vorzuzeigen, um Zutritt zur Wohnung ihrer Opfer zu erlangen“, beschreibt Philipp Hümmer die Vorgehensweise dieser Verbrecher.
Wirklich Paketbote oder Handwerker?
Auch andere Kriminelle versuchen unter einem Vorwand, in die Wohnung des Opfers zu gelangen. Sie bitten beispielsweise um ein Glas Wasser, etwas zum Schreiben oder die Toilettennutzung. Manchmal geben sich die schauspielerisch begabten Täter auch als vermeintliche Paketboten oder Handwerker aus, die auf einen angeblichen Wasserrohrbruch hinweisen, der schnell behoben werden müsse. Werden sie in die Wohnung gelassen und die Tür nicht vollständig geschlossen, kann eine zweite Person unbemerkt die Wohnung betreten und nach Geld und Wertsachen suchen.
Betrug am Telefon
Und auch am Telefon ist man vor falschen Polizisten nicht sicher. „Hier versuchen sie, ihre Opfer unter einem Vorwand dazu zu bringen, Geld und Wertgegenstände an einen Unbekannten zu überreichen, der sich ebenfalls als Polizist ausgibt“, erklärt Philipp Hümmer. „Die Betrüger behaupten zum Beispiel, dass Geld oder Wertgegenstände zuhause oder bei der Bank nicht mehr sicher sind oder auf Spuren untersucht werden müssen.“ Das Arglistige dabei ist, dass die Täter eine spezielle Technik (Call ID Spoofing) nutzen. Dabei erscheint bei einem Anruf auf der Telefonanzeige der Angerufenen eine vorgetäuschte Rufnummer, beispielsweise aus dem Vorwahlbereich der Opfer.
Ändern oder löschen Sie Ihren Telefonbucheintrag
Vor lästigen und gefährlichen Telefonanrufen kann man sich schützen. Philipp Hümmer: „Wir von der Polizei empfehlen, den Eintrag im Telefonbuch zu ändern und den Vornamen abzukürzen – beispielsweise statt Gertrud Maier nur G. Maier – oder ganz zu löschen. Ihre Familie, Freunde und Bekannte haben Ihre Telefonnummer und müssen diese nicht nachschlagen!“ Ältere Vornamen oder kurze Telefonnummern sind nämlich ein Hinweis darauf, dass sich ältere Menschen hinter diesen Einträgen verbergen und diese werden dann gezielt angerufen.
Gesundes Misstrauen schützt
Und auch gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit! Wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt, dann legen Sie bei zweifelhaften Anrufen sofort auf und rufen die Polizei unter dem Notruf 110 an. Und auch, wenn der Anrufer Druck macht, ist das Teil der Masche. Legen Sie auch in diesem Fall einfach auf. Seien Sie zudem misstrauisch, wenn Verwandte sofortige finanzielle Hilfe fordern. Wichtig zu wissen: Die echte Polizei fordert niemals Vermögen von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen! Übergeben Sie nie Geld oder Schmuck an Unbekannte! Das Programm Polizeiliche Kriminalprävention (ProPK) listet auf seiner Internetseite https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/ die einzelnen Betrugsphänomene auf und beschreibt die Vorgehensweise der Täterinnen und Täter. Hier finden Sie auch zahlreiche wertvolle Tipps, wie Sie sich davor schützen können.
Was tun, wenn es trotzdem passiert ist?
Wenn man trotz aller Vorsicht doch Opfer eines Betrugs geworden ist, sollte man schnell handeln. „Wenden Sie sich in diesem Fall umgehend an die nächste Polizeidienststelle und erstatten Sie Anzeige“, rät Philipp Hümmer abschließend. „Kontaktieren Sie ebenfalls Ihre Bank, um mögliche Überweisungen noch stoppen zu können.“
Weitere Informationen:
„Leg‘ auf!“ – Präventionskampagne des Polizeipräsidiums Unterfranken
https://www.polizei.bayern.de/schuetzen-und-vorbeugen/senioren/004577/index.html
Dort finden Sie zudem weiterführende Links zu den Kampagnen
• „Ich schütze Oma und Opa“
• „Chill mal Oma“
Ihnen kommt etwas verdächtig vor? Im Zweifel auflegen und die Polizei anrufen!
Notruf 110
Kostenlose Beratung unter:
KPI Aschaffenburg: 06021/857-1830 bzw. -1832
KPI Schweinfurt: 09721/202-1835 bzw. -1836
KPI Würzburg: 0931/457-1830 bzw. -1831
Schutz vor fiesen Betrügereien
Die wichtigsten Botschaften sind:
- Legen Sie auf. Wählen Sie selbst die Notrufnummer 110 und fragen bei der Polizei nach einem entsprechenden Einsatz bzw. ob tatsächlich Verwandte in Not sind.
- Die Polizei weist Sie niemals an, Geld oder Schmuck zu Hause zur Abholung bereit zu legen oder an Abholer zu übergeben.
- Weder Polizei noch Justiz werden Sie jemals telefonisch auffordern, Geld zu überweisen!
- Übergeben Sie keine Geldbeträge an Fremde! Auch die Polizei holt bei Ihnen an der Haustüre keine Wertsachen ab, um sie in Verwahrung zu nehmen!
- Die Täter können mittels Call ID-Spoofing jede von ihnen gewünschte Rufnummer auf dem Telefondisplay anzeigen lassen – bei der echten Polizei erscheint niemals die 110 (auch nicht mit Vorwahl)!
- Sprechen Sie mit Ihren Freunden, Nachbarn und Verwandten über das Phänomen!
Autor:Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg |
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