„Jeder hat Kompetenzen. Aber wie kann man sie erkennen und sichtbar machen?“
Diese Frage versuchte auf der 6. Aschaffenburger Jugendkonferenz Professor Dr. Claas Triebel von der Hochschule für angewandtes Management in Erding zu beantworten. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit und das Bildungsbüro der Stadt Aschaffenburg hatten dazu in das Martinushaus eingeladen und rund 150 Lehrer, Berufsberater und Sozialpädagogen waren gekommen, um zu hören, dass es die eindeutige Definition von Kompetenzen nicht gibt. „Man weiß irgendwie, was das ist…Es hat was mit beruflicher Laufbahn zu tun, mit Biographie, mit Tätigkeiten, mit Erfahrungen, mit Sozialtugenden.“
Keine Ausbildungs- oder Arbeitsplatzbewerbung in Deutschlang kommt ohne den Nachweis formal erworbener Qualifikationen aus. Genauso wichtig ist aber der Nachweis von sozialen und persönlichen Kompetenzen, die oft auf informellen oder non-formalen Weg erworben werden. Kann man in dieser Form erworbene Kompetenzen erkennbar und sichtbar machen? Diese Frage erforscht Claas Triebel seit Jahren. Seine an den Stärken orientierte, biografische Methode der Kompetenzenbilanz, bietet interessante Ansätze und Antworten.
Jeder kann mehr, als ein Zeugnis verrät. Die Idee der Kompetenzenbilanz ist simpel: Wenn sich die Arbeitssituation permanent verändert, wenn Arbeitsplatzverlust und Neuorientie-rungsphasen zur Regel werden und viele Berufe lebenslanges Lernen verlangen, wird es wichtig, dass sich Arbeitnehmer ihrer Fähigkeiten und Wünsche bewusst sind.
Dabei orientiert sich Triebel an den Ressourcen, die jeder Mensch hat und bringt sie ein in einen Prozess der Beschäftigungsfähigkeit, das heißt, der aktiven Gestaltung der eigenen beruflichen Laufbahn. Voraussetzungen sind Optimismus, der Glaube an das eigene Können, Wille, Training, und die körperlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten. Daraus entwickelt der Arbeitnehmer eine Anpassungsfähigkeit, um Karrierechancen zu erkennen und wahrzunehmen. Triebels zentrale Hypothese: das strukturierte Nachdenken und Aufarbeiten von Optimismus, Proaktivität, Lernbereitschaft, Offenheit für Veränderungen, das Ausloten von Netzwerken, Informationen, Erfahrungen und Qualifikationen und das Besinnen auf eigene Werte, Hoffnungen und Ziele stärkt die Beschäftigungsfähigkeit. Methodisch helfe hier die Kompetenzenbilanz, die wissenschaftlich belegt zu verbesserter Stressverarbeitung
mehr sozialer Unterstützung, höherer Proaktivität, geringerem subjektivem Belastungsempfinden, einer höheren Zufriedenheit und einem höheren Einkommen gegenüber parallelen Kontrollgruppe geführt habe.
Anschließend hatten die Besucher die Möglichkeit, die Methoden und Werkzeuge der Kompetenzerfassung näher zu betrachten: Im Workshop „Kompetenzwerkstatt“ erlebten die Teilnehmer, wie man die informell oder non-formal erworbenen Kompetenzen von Jugendlichen erkennen und sichtbar machen kann. Viele Migranten können keine formalen Ausbildungsabschlüsse nachweisen oder diese werden in Deutschland nicht anerkannt. Im Workshop „KomBi-Laufbahnberatung erfuhren die Teilnehmer, wie man deren Kompetenzen ans Licht bringen kann.
Autor:Agentur für Arbeit Pressestelle aus Aschaffenburg |
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