Bündnis 90/DIE GRÜNEN Ortsverband Obernburg
Sichere Energieversorgung durch Erneuerbare Energien - ohne Angst vor der Dunkelflaute

Dr.-Ing.Christian Blaufelder während seines Vortrags | Foto: Petra Münzel
  • Dr.-Ing.Christian Blaufelder während seines Vortrags
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Für volles Haus im Bürgerhaus Obernburg sorgte die Veranstaltung des Ortsverbandes Obernburg von Bündnis 90/DIE GRÜNEN zum Thema „Sichere Energieversorgung durch Erneuerbare Energien – ohne Angst vor der Dunkelflaute“.
Der Referent Dr.-Ing. Christian Blaufelder machte in seinem beeindruckenden Vortrag deutlich, dass eine Stromversorgung allein mit Erneuerbaren Energien in der Zukunft möglich, sicher und vor allem wirtschaftlich ist. Die sogenannte Dunkelflaute, d.h. die Zeit, in der durch die Wettersituation durch Sonne und Wind wenig Strom produziert werden kann, ist durch den Einsatz von klimaneutralen Reservekraftwerken, die kurzfristig nach Bedarf eingeschaltet werden können, beherrschbar. Gestützt werden seine Ausführungen durch aktuelle Studien renommierter Institute.
Dr. Blaufelder machte auch deutlich: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist nicht nur für den Klimaschutz von entscheidender Bedeutung, er ist auch wirtschaftlich der vernünftigste Weg.
So ist der Strompreis in den letzten beiden Jahren deutlich gefallen und liegt jetzt für kleine und mittelständische Betriebe auf dem Niveau von 2017. Diese Entwicklung verdanken wir auch den Erneuerbaren Energien. Die Solarzellen werden günstiger und leistungsstärker, ebenso die Batterien, bei denen eine Entwicklung weg von Lithium-Batterien zu beobachten ist. Diese massiv gefallenen Kosten für Erneuerbare Energien und die Batteriespeicher hat zur Folge, dass weltweit die Investition für Erneuerbaren Energien boomt.
Damit die Erneuerbaren Energien ihr volles Potential ausschöpfen können, ist allerdings eine kluge Steuerung und Vernetzung eines flexiblen Energiesystems notwendig.
Strom muss vorrangig dann verbraucht werden, wenn viel Strom durch Wind und Sonne produziert wird und so niedrige Strompreise angeboten werden. So werden zum Beispiel stromhungrige Geräte tagsüber eingeschaltet, wenn viel Sonnenenergie verfügbar ist. Außerdem müssen die Bereiche Energie, Verkehr, Wärme und Industrie gut miteinander vernetzt werden. Dies bezeichnen die Fachleute als so genannte Sektorenkopplung. Auch hier ein Beispiel: Strom für die Versorgung von Wärmepumpen zur Gebäudeheizung werden aus Batteriespeichern des Energienetzes oder auch aus den Batterien der E-Fahrzeuge bereitgestellt (sog. „vehicle-to-grid“).
Eine der wichtigen Voraussetzungen dafür ist unter anderem, dass die Haushalte mit so genannten Smart Meter ausgerüstet werden. Smart Meter sind intelligente Stromzähler, die Daten zum Stromverbrauch an den Netzbetreiber übermitteln. Je nach Bedarf kann dann Strom aus den Heimspeichern (z.B. von Balkonkraftwerken oder E-Fahrzeugen) in das Netz eingespeist werden, sofern die Besitzer damit einverstanden sind). Hier hinkt Deutschland leider noch hinterher. Erst in 1,5% der Haushalte sind Smart Meter verbaut, so dass das kostensenkende Potenzial des flexiblen Stromsystems nicht genutzt werden kann.
Neben dem massiven Ausbau von Speicherkapazitäten, bleibt der europäische Strommarkt von großer Bedeutung. Der europäische Binnenmarkt für Strom und Gas ist bereits sehr erfolgreich und muss weiter ausgebaut werden. Die beteiligten Länder tauschen bereits jetzt immer erfolgreicher je nach Bedarf und Angebot Strom aus, was die Kosten für alle verringert und die Versorgungssicherheit erhöht.
Der weitere Netzausbau ist ebenfalls erforderlich. Die Kosten dafür können aber deutlich reduziert werden und den Ausbau teilweise überflüssig machen, wenn für Lastspitzen mehr Batteriespeicher in Verbindung mit einem flexiblen Stromsystem eingesetzt werden.
Und zu guter Letzt brauchen wir zur Absicherung bei Dunkelflauten günstige und relativ schnell bereitzustellende Reservekraftwerke, die zum Beispiel mit Biogas oder Biomasse betrieben werden oder die Nutzung der vielen Blockheizkraftwerke (BHKW), die aktuell zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden, aber relativ einfach auf Stromerzeugung und Wasserstoff umgerüstet werden können. Zur Absicherung dienen dann mit Wasserstoff betriebene Gaskraftwerke („H2-ready“).
In der darauffolgenden regen Diskussion wurde unter anderem auch der Einsatz von Wasserstoff und die Atomkraft thematisiert.
Was die Wasserstofftechnologie anbelangt, so hält Dr. Blaufelder diese für die Energiewende für wichtig. Wasserstoff werde aber in Deutschland wahrscheinlich teuer bleiben und daher sollte dieser auf die zwingend erforderlichen Anwendungen wie z.B. in der Chemie- und Grundstoffindustrie sowie für die Versorgung der Reservekraftwerke beschränkt bleiben.
Bei der Problematik der Atomkraft machte Dr. Blaufelder deutlich, dass die Forderungen nach einem Wiedereinstieg in die Kerntechnik die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands verringern würde. Alle jüngeren Atomkraftprojekte in Europa zeigen nämlich Stromkosten pro Kilowattstunde, die deutlich über den Stromkosten der Erneuerbaren Energien liegen. Außerdem machte er deutlich, dass, unabhängig von den Risiken der Atomkraft, es mindestens 20 Jahre dauern würde, bis der erste Strom aus Atomkraftwerken fließt.
Abschließend sein Appell:
„Der Klimawandel verlangt eine sofortige Reaktion, um die befürchteten Belastungen für die Wirtschaft, Mensch und Natur gering zu halten. Es ist alles dafür da, was wir brauchen. Wir sind schon auf einem sehr guten Weg dahin, so gibt es bereits wie am 1. Januar dieses Jahres einzelne Tage, an denen der gesamte Strombedarf Deutschlands durch Erneuerbare Energien gedeckt wurde. Diesen Weg müssen wir nur konsequent weitergehen.
Es ist für mich unverständlich und den jungen Menschen gegenüber unverantwortlich, mit dem weiteren schnellen Ausbaus dieses klimaneutralen Energiesystems zu warten und auf Technologien wie Kernfusion oder neue Konzepte zur Kernspaltung wie die Minireaktoren zu setzen, die erst in einigen Jahrzehnten einsatzbereit wären. Mit den Erneuerbaren Energien schaffen wir es, das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. “

Autor:

Petra Münzel aus Erlenbach a.Main

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