Gedanken der Woche 16, im Dante-Jahr 2021
Auf dem Weg zum willkürlichen Corona-Polizeistaat? Beobachtungen in der Nachbarschaft: Jugendliche unter Generalverdacht
Frankfurt/Main, Freitag, 23.04.2021, 20:00 Uhr: Ein sonniger Frühlingstag geht langsam zu Ende, die Mainmetropole zeigt sich zu dieser Zeit recht jung. Überall auf den Straßen sind viele Jugendliche unterwegs, die vom Römerberg aus Richtung Mainufer hinunter laufen, um dort die Abendstunden zu genießen.
Die Polizeipräsenz ist an diesem Abend groß, denn ab Mitternacht gilt die beschlossene Corona-Ausgangssperre.
Hier und da bilden sich Grüppchen, die sich schnell auflösen, wenn die Beamten in Sichtweite sind. Und hier und da wird Alkohol konsumiert, obwohl auf öffentlichen Plätzen dies derzeit nicht erlaubt ist.
Zwei junge Männer stehen in der Nähe der Paulskirche, die Wiege der Deutschen Demokratie, und trinken genüsslich aus einer Bierflasche. PolizistInnen nähern sich unbemerkt und stellen die beiden zur Rede, die ruhig und voller Einsicht den Inhalt ausschütten. Der Fall ist erledigt.
An der viel befahrenen Berlinerstraße warten junge Menschen darauf, dass die Ampel grün wird. Ein Polizeiwagen will -vom Paulsplatz aus Richtung Zeil- an den wartenden Menschen vorbei. Sie bemerken ihn nicht, bis jemand „Polizei, macht Platz!“ ruft und eine Schleuse sich öffnet. Zwei Mädels drehen sich dem Auto zu, das Fenster geht auf. Ein junger Polizist sitzt am Steuer und schreit den überraschten Mädchen entgegen „Das habe ich gesehen!“. Die beiden fragten nach, was er denn gesehen hätte. Er wiederholte den Satz und bekräftigte seine Aussage mit „Das habe ich genau gesehen, passt gut auf!!“. Der Wagen fährt mit Absicht über einer liegenden Bierflasche, die zerschellt, und rast davon Richtung Liebfrauenberg.
Stille in der Menge. Viele fragen sich: Was hat er denn gesehen? Und die zwei Mädchen schauen sich verwirrt an. Die Fußgängerampel schaltet auf Grün.
Im Hof an der bekannten Helium-Bar am nahe gelegenen Stoltze-Platz sind Granitbänke platziert, die unter der Silhouette der Paulskirche zum Verweilen einladen. Eine Gruppe von sieben jungen Burschen hält sich mit Abstand hier auf, jedoch ohne Maske. Auch hier wird Alkohol konsumiert. Und geraucht.
Ein Streifenwagen rast zum Ort des Geschehens. Die Schiebetür wird geöffnet und aus dem Auto springen wortwörtlich vier PolizistInnen. Das Corona-Sondereinsatzkommando?
Sie laufen mit entschiedenem Schritt auf die Jugendlichen zu. Sie duzen sie und fordern sie dazu auf, aufzustehen und still zu bleiben.
Eine verbale Reaktion gibt es nicht. Sie stehen auf. Ein Polizist ruft laut „Personenkontrolle“. Auch hier gibt es keine mündliche Reaktion.
Was danach geschah kann hier nicht mehr erzählt werden, denn die PolizeibeamtInnen schickten eine Handvoll anwesender ZuschauerInnen fort. Sie haben hier nichts zu suchen.
Ein bitterer Beigeschmack bleibt.
In Corona-Zeiten stehen die Jugendlichen anscheinend unter Generalverdacht. Dabei wollen sie nach 14 Monaten perspektivlosen Corona-Einschränkungen nichts anderes als: L-E-B-E-N.
Die „alte“ Politik reagiert ihnen gegenüber mit Null-Toleranz, Zero-Akzeptanz, Null-Komma-Nichts-Verständnis. Im Gegenteil, es wird härter denn je durchgegriffen: Der augenscheinlich willkürliche Corona-Polizeistaat wird fleißig ausgebaut und sorgt bei den Jugendlichen und auch bei älteren Jahrgängen für immer weniger Verständnis für diese eher hilflose Art der politischen Auseinandersetzung mit der Pandemie. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Was meinen Sie: Ist dies der richtige Schritt oder halten wir uns alle an gefährlichen Überquerungen auf, in der perspektivlosen Hoffnung, dass es Grün wird?
Die Jugend wird uns auf jeden Fall eine Antwort liefern. Früher oder später wird sie das. Und das Recht dazu hat sie allemal...
Im geflügelten Worte darf man sich im Dante-Jahr 2021 die künstlerische Freiheit nehmen, dem aktuellen Geschehen ein paar Reime zu widmen – bleiben Sie bei der Lektüre behütet!
„Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben:
Die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder“
So schrieb der Dichterfürst Dante einst, es ist nicht übertrieben
Dass dies das so ist- nicht mehr und nicht minder
Corona nimmt sie mit, die unsren Kinder
Wie wir mit ihnen umgehen, wir Besserwisser
Dabei wissen wir nichts. Hilflos in der Pandemie, von Anfang an und weiterhin immer
Wollen sie aber belehren, wir Erwachsenen, über die kleinen „Pisser“
Wollen wir die Kontrolle nicht verlieren.“Wir haben Corona, du bleibst im Zimmer!“
Doch die Jugend rebelliert. Die Freiheit riecht verdammt gut.
Es ist das Leben, was sie verbindet, und nicht der Tod
Raus auf die Gassen, ab ins Grüne, der Frühling steht für Mut
Für Freude, für Glück und für die Zukunft- Die Ampel steht eben nicht immer auf Rot!
Es ist grün, was nach Frische duftet
Frisch wie die Jugend, die mehr verdient hat
Als Hohn und Spott, für ihre Wünsche- wenn ihr das bloß wüsstet!
Was ihr da anrichtet, mit eurer Kontrolle. Und der Sommer naht...
Autor:Andrea Faggiano aus Obernburg am Main |
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