Jubiläum
Unterhaltsam und informativ: Der Landkreis feiert 50-jährigen Geburtstag

Dr. Werner Trost erklärte die Zusammenhänge, die zur Entstehung des heuten Landkreises Miltenberg geführt hatten.  | Foto: Winfried Zang
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  • Dr. Werner Trost erklärte die Zusammenhänge, die zur Entstehung des heuten Landkreises Miltenberg geführt hatten.
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Einen unterhaltsamen und informativen Abend haben über 200 geladene Gäste beim Ehrenabend aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Landkreises Miltenberg am Donnerstag, 22. September, erlebt. Landrat Jens Marco Scherf blickte auf die letzten 50 Jahre zurück, der ehemalige Kreisheimatpfleger Dr. Werner Trost warf einen Blick in die lange Historie des Gebildes Landkreis Miltenberg und der Schauspieler Kurt Spielmann würzte den Abend mit Anekdoten aus der Zeit rund um die Entstehung des Landkreises.

Landrat Jens Marco Scherf konnte im Elsenfelder Bürgerzentrum zahlreiche Vertreter*innen aus der Kommunalpolitik, der Wirtschaft, der Geistlichkeit, der Schulen, Bürgermeister*innen, Kreisräte und Kreisrätinnen und weitere Gäste willkommen heißen, die den Landkreis Miltenberg heute und in den letzten Jahrzehnten mitgeprägt haben. Scherf zitierte einige Schlagzeilen, um die spannenden Jahre rund um die Entstehung des Landkreises darzustellen – einschließlich turbulenter Kreistagssitzungen in Miltenberg und Obernburg, bis endlich die Entscheidung für den Landkreis Miltenberg fiel. Was im vergangenen halben Jahrhundert von Seiten der Kreispolitik geleistet wurde, hätte den Rahmen des Abends aber gesprengt, weswegen Scherf nur einige Konzepte erwähnte wie beispielsweise das Radverkehrskonzept, das seniorenpolitische Gesamtkonzept, das jugendpolitische Konzept, das Konzept für mehr Güterverkehr auf der Schiene und ein Photovoltaikprogramm auf den Landkreisliegenschaften – und vor allem die Schulbauprogramme I, II und III, die dank des damaligen und heutigen Engagements der Kreisrätinnen und Kreisräte umgesetzt wurden und werden. Man habe leidenschaftlich und sachorientiert gestritten, aber nicht auf parteipolitische Punkte geschielt, würdigte der Landrat die Kommunalpolitiker*innen, deshalb sei man erfolgreich. Das, was den Landkreis Miltenberg ausmacht, so Scherf: „Wir haben noch genug Menschen, die sich nicht zurücklehnen und darauf warten, was der Staat nun macht, sondern selbst anpacken.“ So habe man die Krisensituationen mit vielen Flüchtlingen herausragend bewältigen können, stellte der Landrat fest. „Diese Mentalität und Einstellung wünsche ich mir gerade in den kommenden Jahren, in denen wir viele schwere Aufgaben bewältigen müssen“, so Scherf abschließend.

Wie das heutige Gebilde des Landkreises Miltenberg entstand, erklärte der ehemalige Kreisheimatpfleger Dr. Werner Trost. „Er ist ein wahrlich seltsames Gebilde“, zeigte er auf der Landkarte und ging in der Folge auf die unterschiedlichen Herrschaftsverhältnisse ein, die sich nach den vielen Jahrhunderte existierendenCenten entwickelt hatten. In den Centen des Mittelalters, die seit dem 12. und 13. Jahrhundert überliefert sind, habe man erste Konturen des heutigen Landkreises erkannt, zeigte Trost auf einer Karte. Seit dem späten Mittelalter habe dann das Erzbistum Mainz eine zentrale Rolle in der Region
gespielt – deswegen auch das Mainzer Rad im Wappen des Landkreises. Die Bauernkriege hätten schließlich eine wichtige Zäsur in der Entwicklung zur Folge gehabt, erklärte Trost und verwies auf den darauffolgenden Fürstenstaat ohne Gewaltenteilung, in dem Verwaltung, Rechtsprechung und Finanzen in Verantwortung der Fürsten gelegen hätten. Mit Napoleon sei ein neues Kapitel aufgeschlagen worden, als die politischen Gebilde neu entstanden seien. Der Untermain sei bayerisch geworden, aufgrund von „Gebietsschachereien“ und Gebietstausch sei der Landkreis in seinen heutigen Grenzen zu Hessen und Baden-Württemberg entstanden. Unter Montgelas sei Bayern schließlich zum Verfassungsstaat geworden, verbunden mit einer effektiven zentralistischen Verwaltung – quasi eine Revolution von oben. Die „Revolution von unten“ habe mit dem Gemeindeedikt von 1818 die Selbstverwaltung der Gemeinden ermöglicht. Bis Parteien entstanden, habe es lange gedauert – bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Die entstandenen Landkreise bekamen in der Folge immer mehr übergemeindliche Aufgaben übertragen – etwa Sparkassen, Krankenhäuser und Schulen. „Das Raumgebilde Landkreis Miltenberg ist ein Ergebnis willkürlicher, historisch erklärbarer Entscheidungen“, fasste Trost zusammen, die Ordnung des politischen Lebens habe sich im Laufe der Zeit entwickelt. Er wünschte dem Landkreis eine „gedeihliche und friedvolle Entwicklung im demokratischen Geist.“

Zum Abschluss eines unterhaltsamen Abends betrat der Schauspieler Kurt Spielmann alias Bauer Ewald die Bühne – ein Bäuerlein, das die Entwicklung des Landkreises von Anfang an erlebte, viele Anekdoten beizutragen hatte und wusste, warum etwa die Faulbacher ihren ehemaligen Schulleiter zum Landrat gewählt hatten. Dass Miltenberg zum Kreissitz wurde, verstand Ewald nicht, denn Obernburg als ehemalige Benefiziarerstation wäre doch die bessere Wahl gewesen. Miltenberg sei so altmodisch, lästerte er – und nach Wenschdorf falle man sogar in ein schwarzes Loch.
Glücklicherweise sei zu den Autokennzeichen MIL und OBB nicht noch NIE für Niedernberg gekommen, zeigte er sich erleichtert, denn aus guter Quelle wisse er, dass das gefordert worden sei. Dennoch, so der Bauer, „alles in allem ist alles im Landkreis Miltenberg in Ordnung, alles läuft gut.

Mit großem Beifall belohnten die Gäste nicht nur Spielmanns Auftritt und Trosts Vortrag, auch die hervorragende musikalische Untermalung durch die jungen Künstlerinnen Evelyn Heldt (Klavier), Marie Schmid (Klavier) und Therese Schmid (Violine) kam sehr gut an. Bei einem Stehempfang tauschten die Gäste noch lange Erinnerungen aus.

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