Gemeindebesuch
Thema Verkehr dominiert Besuch des Landrats in Hausen

Die Bushaltestelle in der Ortsmitte will die Gemeinde Hausen barrierefrei gestalten, erfuhr Landrat Jens Marco Scherf (Zweiter von links) beim Gemeindebesuch vor Ort.  | Foto: Winfried Zang
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  • Die Bushaltestelle in der Ortsmitte will die Gemeinde Hausen barrierefrei gestalten, erfuhr Landrat Jens Marco Scherf (Zweiter von links) beim Gemeindebesuch vor Ort.
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Begegnungshaus, Verkehr, Jugendtreff und am Abschluss ein Bürgerdialog: Über fünf Stunden hat sich Landrat Jens Marco Scherf am Mittwoch, 13. September, in Hausen Zeit genommen, um sich den Ort in Begleitung von Bürgermeister Michael Bein, Mitgliedern des Gemeinderats und Verwaltungsmitarbeitern anzuschauen. Scherf wurde von den Juristen Stefan Pache (Umweltabteilung) und Matthias Krah (Bauabteilung), Juristin Pia Plappert (Öffentliche Sicherheit und Ordnung) sowie Kreisbaumeister Andreas Wosnik begleitet.

Er besuche die Gemeinden gerne, sagte der Landrat beim Start im Begegnungshaus, denn vor Ort nehme man Gegebenheiten und Probleme anders wahr als in Besprechungsräumen. Bürgermeister Michael Bein nutzte die Gelegenheit und machte den Landrat auf mehrere Punkte aufmerksam, bei denen man sich Hilfe aus dem Landratsamt erhofft

Im Begegnungshaus zeigte Bein, dass hier sowohl die Rathausverwaltung (im Erdgeschoss) wie auch die Vereine (Obergeschoss) und das Archiv (unter dem Dach) Platz finden werden. Ein mittelgroßer Raum wird für kleinere Veranstaltungen und Gemeinderatssitzungen zur Verfügung stehen. Die Arbeiten sind in vollem Gang, noch aber gibt es Schwierigkeiten bei der Lieferung der Wärmepumpen. Im Frühjahr 2024,
sollte alles optimal laufen, könnte das Gebäude laut Architekt Bertwin Kaufmann bezugsfertig sein. Dann zieht das Rathaus hierherum, die bisherigen Räume im Obergeschoss können von der Feuerwehr genutzt werden.

Nächstes Thema war die Verkehrssituation an der nahen Bushaltestelle, an der sich zudem eine von Lotsen gesicherte Querungshilfe für Schülerinnen und Schüler befindet. Die Gemeinde würde die Haltestelle gerne barrierefrei gestalten mit einem erhöhten Bord. Um die Sicherheit im Bereich generell zu erhöhen, wären laut Bürgermeister aber auch weitere Maßnahmen denkbar: Zebrastreifen, Ampel, Tempo 30. Da aber die Hürden – etwa für die Anordnung von Tempo 30 – hoch sind, müsste die Gesamtsituation in diesem Bereich erörtert und beurteilt werden. Genau das soll nun passieren: Alle Beteiligten, darunter das Staatliche Bauamt, die Verkehrsbehörde am Landratsamt und die Gemeinde werden sich zusammensetzen, um Zuständigkeiten und Realisierungsmöglichkeiten zu erörtern.

Für die für Hausen wichtige Buslinie 62 hat die Gemeinde Änderungswünsche. Diese Linie verbindet Aschaffenburg, Sulzbach, Leidersbach, Hausen und Kleinwallstadt mit dem Bahnhof in Obernburg-Elsenfeld. Hausener, die zum Zug wollen, müssen die Linie bis zum Endpunkt fahren, denn von der Kleinwallstädter Haltestelle St.-Pierre-Platz ist es ein langer Fußweg bis zum Kleinwallstädter Bahnhof. Ein Halt am Kleinwallstädter Bahnhof böte also eine deutliche Erleichterung mit Zeitersparnis. Für den Bahnhof gibt es zurzeit eine Umbauplanung, erläuterte Bauamtsmitarbeiter Manuel Bergold. Man könnte also die Linie 62 bis zum eventuell neu entstehenden Haltepunkt führen, wo der Bus auch drehen
könnte. Bislang diente die VU den Bahnhof nicht an, weil die Busse zu oft am Bahnübergang halten müssen und dies den Fahrplan erschwert. Mit dem neuen Haltepunkt in der Ringstraße östlich der Bahnlinie gäbe es dieses Problem nicht, auch könnte dies mehr Gäste in den Zug ziehen. Diese Planung müsse man im Nahverkehrsplan berücksichtigen, so der Landrat, der sich mit der Idee des neuen
Haltepunkts anfreunden konnte. Auch der Mobilitätsbeauftragte im Landratsamt soll einbezogen werden. Gewünscht wurde zudem der Anschluss Hausens an den Messebusverkehr in Richtung Miltenberg. Auch das will der Landkreis prüfen.

Seit langem will die Gemeinde einen Radweg realisieren, der Hausen und Hofstetten verbindet. Die hierfür notwendigen Grundstücke hat die Gemeinde bereits gekauft, nun muss der Plan umgesetzt werden. Die Mittel hierfür könnten aus dem landkreisweiten Radverkehrskonzept kommen, sofern der Kreistag diese bereitstellt. Die nächsten Schritte sind nun die Vorstellung des Vorhabens in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Energie, Bau und Verkehr, die Einstellung von Planungsmitteln in den Haushalt 2024 und die Realisierung dann, wenn das Geld dafür im Haushalt bereitgestellt werden kann. Wann die Umsetzung möglich ist, kann laut dem Kreisbaumeister derzeit aber nicht gesagt werden.

Zahlreiche Jugendliche hatten sich im gemeindlichen Jugendtreff eingefunden, als die Delegation dort Station machte. Entstanden ist er aus dem „Projekt Zukunft“ der Kommunalen Jugendarbeit des Landkreises. Hier treffen sich Jugendliche unter Aufsicht von Sammy Trautmann regelmäßig. Der Jugendtreffleiter mache einen tollen Job, sagte Michael Bein und auch die jungen Leute sehen das so. Sie haben den Treff komplett selbst eingerichtet, Möbel besorgt und Spenden eingeworben. Entstanden sind Räume, in denen sich durchschnittlich 20 Kids sichtbar wohlfühlen. Die von ihnen angesprochenen
Themen betrafen in erster Linie den Rad- und Busverkehr. Dass es vor allem am Wochenende schwer ist, Hausen zu erreichen, beklagten mehrere Jugendliche. Möglicherweise könne man dieses Problem mit sogenannten On-Demand-Verkehren lösen, hoffte der Landrat. Das heiße: Anrufen und ein Kleinbus kommt binnen einer Stunde. Gewünscht wurde auch eine Busverbindung direkt zur Mittelschule Elsenfeld, ohne dass man eine längere Strecke laufen muss. Einen gewünschten Radweg in Hofstetten werde es aufgrund der Enge der Straße nicht geben, bedauerte der Landrat, den Radweg in Hausen und zwischen Hofstetten und Elsenfeld packe man gerade an. Beklagt wurde von den jungen Leuten auch, dass manche Schulbusse überfüllt seien.

In der Marienstraße schaute sich der Landrat die gefährliche Situation bei der Ausfahrt an. Auch dies, erklärte er anschließend beim Bürgerdialog im Erlenhof, werde man im Landratsamt thematisieren und klären, ob man an dieser Ausfahrt die Sicherheit verbessern könne. Vor rund 40 Bürgerinnen und Bürgern stellte Scherf fest, dass er hier viele Dinge erfahren habe. Besonders beeindruckt habe ihn der Jugendtreff. Mit dem „Projekt Zukunft“ habe man den jungen Leuten ermöglicht, ihre Wünsche vor Ort zu
artikulieren. Dieses Projekt wirke viel unmittelbarer als ein Jugendparlament, zeigte er sich überzeugt. Studien hätten auch gezeigt, dass es so gelingen könne, junge Menschen nach Ausbildung und Studium wieder zurück in ihre Heimat zu holen, so Scherf, „denn hier haben sie gespürt, dass man sie ernst genommen hat.“ Er forderte auch alle Vereine auf, den Jugendlichen die Chance zu bieten, sich einzubringen.

In der Folge beantwortete Scherf viele Fragen aus dem diskussionsfreudigen Publikum –etwa im Hinblick auf die Skepsis der geänderten Müllabfuhr. Nach wie vor habe jeder Bürger und jede Bürgerin ein Müllvolumen von sechs Litern pro Woche zur Verfügung, es werde nur künftig vierwöchentliche abgefahren statt zweiwöchentlich. Man könne auch gerne eine größere Tonne ordern. Zudem habe sich gezeigt, dass die grauen Tonnen durchschnittlich nur zu 80 Prozent gefüllt seien. Er forderte die Menschen zudem auf, den Müll besser zu sortieren: Immer noch befinde sich in der grauen Tonne viel zu viel organisches Material, das in die Biotonne oder in den Kompost gehört. Auch Wertstoffe, die über den gelben Sack entsorgt werden sollen, befänden sich zu oft in der falschen Tonne. Scherf nahm hierzu die Anregung mit, über die korrekte Befüllung des gelben Sacks noch besser zu informieren – etwa in den Amtsblättern. Die Umstellung des Abfuhrzyklus werde gelingen, zeigte er sich optimistisch, denn viele andere Landkreises praktizierten dies schon länger und erfolgreich – etwa im benachbarten Main-Tauber-Kreis und im Neckar-Odenwald-Kreis.

Die Probleme in der Zulassungsstelle hätten sich mittlerweile gelegt, antwortete der Landrat auf eine negative Stimme aus dem Publikum. Es gebe mittlerweile die Möglichkeit, morgens ohne Termin zu kommen und eine Nummer zu ziehen – allerdings mit der Einschränkung, möglicherweise länger warten zu müssen. Die Terminvergabe sei aber weiter möglich. Weitere Themen waren die Anmeldung von Photovoltaikanlagen, der Lehrermangel, die schlechter werdenden Kommunalfinanzen, die Haus- und Kinderarztversorgung.

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