Probeweise Tempo 70 zum Schutz des Radverkehrs

Der Landkreis Miltenberg will probeweise für eine begrenzte Zeit auf drei Kreisstraßen Tempo 70 einführen, um Radfahrern ein sichereres Fahren zu ermöglichen. Der Ausschuss für Energie, Bau und Verkehr sagte dazu einstimmig Ja und will nach einer Evaluierung entscheiden, ob man sich später für einen Modellversuch – Tempo 70 und zusätzliche Schutzstreifen – bewerben will.

Laut Kreisbaumeister Andreas Wosnik soll diese Tempobeschränkung auf den Kreisstraßen MIL 2 Klingenberg/Bergwerksstraße, MIL 12 Monbrunn – Wenschdorf und MIL 25 Hausen – Roßbach als Teil des landkreisweiten Radverkehrskonzepts umgesetzt werden. Diese Straßen sind verkehrlich nur gering belastet, straßenbegleitende Radverkehrsinfrastruktur fehlt und es ist auch nur wenig wahrscheinlich, dass diese Infrastruktur später realisiert wird. Die Regelgeschwindigkeit sei hier Tempo 100, was aber für Radverkehr im Mischverkehr zu hoch sei. Das Büro VIA habe deshalb empfohlen, in Abstimmung mit den beteiligten Kommunen zunächst Tempo 70 anzuordnen und eventuell später zusätzliche Schutzstreifen im Rahmen eines Modellversuchs aufzubringen. Auf welchen Streckenabschnitten auf den genannten Straßen Tempo 70 angeordnet werden soll, müsse nun mit der Straßenverkehrsbehörde geklärt werden. Einig war sich das Gremium, dass es wichtig sei, die Erfahrungen in Kooperation mit den Gemeinden zu sammeln, um eventuelle weitere Entscheidungen treffen zu können. Übergeordnetes Ziel müsse es aber sein, den Autofahrer zu sensibilisieren, stets den Radverkehr im Auge zu behalten, so Landrat Jens Marco Scherf.

Im Jahr 2020 ist der Unterhalt der Straßen und Wege im Landkreis höher als geplant ausgefallen, erklärte Roland Dittrich vom Kreisbauamt. Statt vorgesehener 925.000 Euro seien es mit Stand 31. Dezember 2020 knapp 1,1 Millionen Euro gewesen. Zurückzuführen sei dies in erster Linie auf Kostenmehrungen im Bereich „Straßenunterhalt an Fahrbahnen“, wo der Ansatz von 320.000 Euro um knapp 174.000 Euro überschritten worden sei. Dittrich führte dies unter anderem auf umfangreiche Räum- und Reparaturarbeiten an Durchlässen und Brücken in Folge von Sturm „Sabine“ zurück, die mit knapp 65.000 Euro zu Buche geschlagen hätten. Eine genauere Auflistung der Mehrkosten sollen Vertreter des Staatlichen Bauamts in einer der nächsten Sitzungen nachliefern. Im Bereich der Straßenbaumaßnahmen blieb man mit 1,75 Millionen um etwa 130.000 Euro unter dem im Laufe des Jahres 2020 geänderten Ansatz von 1,88 Millionen Euro. Die größten Maßnahmen: Die Deckenerneuerung zwischen Miltenberg und Mainbullau kostete 511.541 Euro, dazu Schutzplanken für 109.938 Euro. Der Deckenbau zwischen Weckbach und Gönz wurde mit 666.859 Euro abgerechnet – 66.860 Euro mehr als vorgesehen. Da der Ausbau der Ortsdurchfahrt von Roßbach im Jahr 2020 noch nicht beginnen konnte, wurden dafür eingestellte, aber nicht benötigte 150.000 Euro stattdessen als Abschlagszahlung für den Landkreisanteil am Ausbau der Ortsdurchfahrt Soden angewiesen. Dieser Betrag muss damit nicht mehr im Haushalt 2021 ausgewiesen werden. Von den 250.000 Euro Landkreisanteil am Kreisverkehrsplatz Sulzbach leistete der Landkreis bereits 200.000 Euro, obwohl 2020 nur 160.000 Euro eingeplant waren.

Kreisbaumeister Andreas Wosnik informierte über coronabedingte Baumaßnahmen. So wurden für den Aufbau der Impfstrecken in Miltenberg rund 180.000 Euro reine Baukosten gebucht. Nun sollen noch Büroräume im Obergeschoss aufgesetzt werden. Ein großes Lob ging an das THW für den großen Einsatz beim Aufbau der Container. Die Containeranlage auf dem Parkplatz des Miltenberger Landratsamts bietet für bis zu 16 Arbeitsplätze Raum, weitere sechs Container sollen folgen. Der Landkreis mietet diese Container an und zahlt dafür 1570 Euro pro Monat. Der Landkreis beschaffte zudem 83 CO2-Sensoren als Unterstützung einer hygienischen Lüftung in Schulklassen mit Fensterlüftung. Weitere zehn Sensoren wurden im Bereich Süd angefordert, aus dem Bereich Nord gibt es bislang keine Rückmeldungen von Schulen. Ausgegeben wurden bislang 12.914 Euro, maximal sind laut Förderprogramm der Staatsregierung insgesamt 45.110 Euro möglich. Auch die Anschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten würde vom Freistaat gefördert für Klassenräume, die „nicht ausreichend“ durch Fensteröffnen oder eine raumlufttechnische Anlage gelüftet werden können. Laut den Experten, die die sogenannte S3-Richtlinie auf Basis aller verfügbaren Studien entwickelt haben, seien weder klare positive oder negative Wirkungen erwiesen, so dass die Anschaffung erwogen werden könne. Zu bedenken sei auch, dass von den Geräten eine auf Dauer markante Geräuschentwicklung ausgeht. Laut Landrat könnten alle Klassenräume in den Landkreisschulen stoßgelüftet oder durch bestehende Luftreinigungsanlagen belüftet werden. Diese beiden Formen des Lüftens seien evidenzbasiert die optimale Variante, sagte er und wies darauf hin, dass bei den bis Mitte Dezember ermittelten Corona-Fällen in den Schulen keine innerschulischen Folgeinfektionen festgestellt wurden. „Diese Erfahrung gilt bayernweit, weshalb festgestellt werden kann: Die Hygienekonzepte unserer Schulen, egal ob in Kreis- oder Gemeindehand, sind verlässlich“, so der Landrat. Der Ausschuss sah allgemein keine Notwendigkeit für die Anschaffung solcher Geräte, außer in den Räumen, in denen das Lüften nur eingeschränkt möglich ist.
Für 45.000 Euro wurden in zwei umgebauten Sanitärcontainern insgesamt vier Wohneinheiten für durchreisende Wohnungslose geschaffen, um auch hier die aufgrund der Pandemie notwendigen Abstände gewährleisten zu können.

Von der Generalsanierung des Miltenberger Gymnasiums berichtete der Kreisbaumeister, dass Ende September mit der Demontage der Haustechnik begonnen wurde, dazu seien mehrere Gewerke ausgeschrieben worden. Als schwierig gestalte sich die Vergabe der Rohbauarbeiten. Die erste Ausschreibung habe man aufgehoben, da das günstigste Angebot um 78 Prozent über der Kostenberechnung lag, die zweite Ausschreibung habe immer noch 38 Prozent darüber gelegen. Nun werde man erneut EU-weit ausschreiben und das Leistungsverzeichnis in zwei Lose aufteilen – Landschaftsbau- und Rohbauarbeiten –, um einen größeren Bieterkreis anzusprechen. Dies alles werde zu einer Bauzeitverschiebung um bis zu vier Monate führen.

Aus nichtöffentlicher Sitzung vermeldete der Kreisbaumeister mehrere Vergaben im Rahmen des Fotovoltaik-Ausbauprogramms des Landkreises: Landratsamt Miltenberg für 92.846 Euro, Gymnasium Miltenberg für 100.208 Euro und die Realschule Obernburg für 77.134 Euro. Die Glasreinigung an den Landkreisliegenschaften wurde für 54.880 Euro pro Jahr vergeben.

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