Mitgliederversammlung
Mit neuer Entwicklungsstrategie in das LEADER-Bewerbungsverfahren
Mit einem einstimmigen Beschluss hat die Mitgliederversammlung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Main4Eck Ja zur neuen Lokalen Entwicklungsstrategie (LES) gesagt. Damit hat man die Weichen für die mögliche Aufnahme der LAG in die neue LEADER-Förderperiode von 2023 bis 2027 gestellt. Die Unterlagen müssen nun bis 15. Juli eingereicht werden, bis Jahresende hofft man auf die Anerkennung.
In der LES werden die Strategie und die Ziele der LAG dokumentiert, mit der während des Förderzeitraums der ländliche Raum vorangebracht werden soll – getragen von den Bürgerinnen und Bürgern, die Projektideen einbringen. Die LAG Main4Eck habe sich mit einem Strategieteam seit September 2021 mit der Fortschreibung der LES beschäftigt, erklärte LAG-Geschäftsführerin Elisabeth Kluin den rund 30 Mitgliedern in der Aula der Main-Limes-Realschule Obernburg. Der in Präsenzform vorgesehene Bürgerbeteiligungsprozess sei aufgrund der Corona-Pandemie leider nicht möglich gewesen, bedauerte sie. Stattdessen habe man unter anderem mehr als 35 Gespräche mit Expertinnen und Experten geführt, eine Online-Bürgerwerkstatt angeboten und auch die Jugend angehört.
Dass das Thema Resilienz prägnanten Eintrag in die LES findet, ist den EU-Vorgaben geschuldet, in denen der Blick auf die resiliente Entwicklung der LAG-Region gefordert wird. Der Begriff Resilienz, der sich mit der Widerstandsfähigkeit beschäftigt, bezieht sich nicht nur auf den Menschen selbst, sondern auch auf die Region. Die EU findet, dass der LEADER-Ansatz hervorragend geeignet ist, die Krisenfestigkeit, die Anpassungsfähigkeit und die Wandlungsfähigkeit der ländlichen Regionen zu stärken.
Bei der Online-Befragung der LAG-Mitglieder und der Projektträger habe sich gezeigt, dass einige Themen der Resilienz künftig einen größeren Stellenwert im LAG-Gebiet einnehmen sollen, erklärte Kluin und nannte die Punkte Klimaschutz und Klimawandel, regionale Produkte und nachhaltiger Konsum, Barrierefreiheit, Digitalisierung und nachhaltiger Tourismus. Für die Region habe man daraufhin die Formulierungen der fünf Handlungsfelder der Resilienz an die lokalen Voraussetzungen angepasst: Bevölkerungsstruktur und -entwicklung, Wohnortnahe Versorgung, Gesellschaft und Lebensqualität (Herausforderungen: Sicherung der Daseinsvorsorge, Regionale Wertschöpfung, Sozialer Zusammenhalt) Regionalität, Kultur und Bildung (Herausforderungen: Regionale Wertschöpfung, Sozialer Zusammenhalt) Landnutzung, Natur- und Landschaftsschutz, Biodiversität (Herausforderungen: Ressourcenschutz und Artenvielfalt, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, Sicherung der Daseinsvorsorge) Klimaschutz, Mobilität, Energieeinsparung und -effizienz, Erneuerbare Energien (Herausforderungen: Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, Sicherung der Daseinsvorsorge) Wirtschaft, Tourismus und Naherholung (Herausforderungen: Regionale Wertschöpfung, Ressourcenschutz und Artenvielfalt, Sicherung der Daseinsvorsorge)
In der SWOT-Analyse, der Analyse von Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Bedrohungen, habe man in verschiedenen Bereichen Gefährdungen aufgeführt und zahlreiche Resilienz-Ansätze erkannt. Eine hohe Verwundbarkeit der Region habe man beispielsweise in den Themenfeldern Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsentwicklung, wohnortnahe Versorgung, Klimaschutz, Mobilität, Energieeinsparung und erneuerbare Energien identifiziert, stellte die LAG-Managerin fest.
Darauf basierend, habe man fünf Entwicklungsziele mit insgesamt 18 Handlungszielen formuliert. Vier der Entwicklungsziele hätten sich gegenüber der aktuellen LES nicht groß geändert, sagte Kluin und nannte die Felder „Begegnungsräume für alle schaffen“, „Sozialen Zusammenhalt in der Region fördern“, „Natur- und Kulturraum erhalten und ressourcenschonend nutzen“ sowie „Beitrag zum Ressourcen- und Umweltschutz leisten“. Neu sei das Feld „Barrierefreie Information, Bildung und Beteiligung fördern“, wo es unter anderem um den Ausbau digitaler Angebote, die Unterstützung und das Schaffen außerschulischer Bildungsangebote und die politische Bildung geht. In allen Entwicklungsfeldern gibt es Unterziele, die jeweils mit der Zahl umzusetzender Projekte hinterlegt sind. Wie das zur Verfügung stehende Budget auf die einzelnen Entwicklungsziele verteilt wird, ist ebenfalls festgelegt.
Nach wie vor sollen Bürgerinnen und Bürger ihre Projektideen einbringen mit der Maßgabe, dass diese mit den Entwicklungszielen übereinstimmen. Das LAG-Management begleitet das Antragsverfahren intensiv bis zur Vorstellung des Vorhabens im Steuerkreis. Damit der Steuerkreis Ja sagt, muss jedes Vorhaben mehrere Pflichtkriterien erfüllen. Aus den allgemeinen Kriterien, den Resilienz-Kriterien und den regionalen Kriterien, die jeweils mit Punkten hinterlegt sind, können maximal 37 Punkte erreicht werden, mindestens aber sind 16 notwendig.
Ebenfalls festgelegt in der LES ist das weitere Vorgehen: Nach dem Projekt wird die Zufriedenheit der Projektträger erfragt, damit das LAG-Management Erkenntnisse zu Verbesserungsmöglichkeiten bekommt. Im Jahr 2025 soll es für die LAG eine Zwischenevaluierung geben, im Jahr 2028 ist die Schlussevaluierung vorgesehen.
Nach dem einstimmigen Votum der Mitgliederversammlung zur Lokalen Entwicklungsstrategie erhofft sich die Geschäftsführerin zufolge eine Anerkennung als LEADER-Region bis Ende 2022, so dass voraussichtlich im dritten Quartal 2023 erste Anträge möglich sind.
Zurzeit laufe noch die aktuelle Förderperiode, deshalb seien in diesem Jahr – vorbehaltlich vorhandener Fördermittel – noch Anträge möglich. Seit Beginn der aktuellen Förderperiode 2014 habe die LAG 44 Projekte auf den Weg gebracht mit einer Gesamtinvestitionssumme von ca. 8,5 Millionen Euro. An LEADER-Mitteln seien ca. 3,4 Millionen Euro geflossen, berichtete sie.
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