IHK-Sitzung
Landrat Scherf bei der IHK: „Kooperation ist der Schlüssel“

„Kooperation ist der Schlüssel“, so Landrat Jens Marco Scherf bei der Sitzung des IHK-Gremiums Miltenberg
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Der Schlüssel für die Bewältigung der vielfältigen Zukunftsaufgaben ist die Kooperation von Gebietskörperschaften, Verbänden und der Wirtschaft: Diese Überzeugung äußerte Landrat Jens Marco Scherf am Mittwoch, 26.01.2022 in einem Gastvortrag bei der konstituierenden Sitzung des IHK-Gremiums Miltenberg.

Im großen Sitzungssaal des Landratsamts, den der Landkreis dem IHK-Gremium zur Verfügung gestellt hatte, ging der Landrat nach einigen Worten zur aktuellen Corona-Situation im Landkreis auf die Kreisentwicklung und die strategische Ausrichtung ein.
Als besonders wichtig erachtete Scherf die Zugehörigkeit der Region Bayerischer Untermain zur Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main. In diesem Zusammenhang lobte er die sehr gute Zusammenarbeit der IHK und der Gebietskörperschaften. „Die Metropolregion ist die Zukunft“, formulierte der Landrat und zeigte sich sehr zufrieden, dass mit dem Strategieforum im Jahr 2018 erstmalig eine wichtige Austauschplattform geschaffen wurde. Alle relevanten Akteure seien hier vertreten, verwies er auf vier Staatskanzleien, vier Industrie- und Handelskammern, vier Handwerkskammern und vier kommunale Gebietskörperschaften aus den vier beteiligten Bundesländern. Hier würden Themen und Projekte identifiziert, berichtete der Landrat. „Hier finden wir Lösungen“, so Scherf, der auf Probleme wie etwa den Handwerkerparkausweis hinwies, die es zu lösen gelte.

Als weitere Schwerpunkte identifizierte Scherf das Handlungsfeld Planungsbeschleunigung, in dem es unter anderem um Mobilitätsfragen wie den dauerhaften ICE-Halt Aschaffenburg sowie den Ausbau der ICE-Strecke von Frankfurt über Aschaffenburg nach Würzburg und den Ausbau des Hauptbahnhofs Frankfurt gehe. „Alle Verkehre müssen grundsätzlich und klimaentlastend funktionieren“, forderte der
Landrat und verwies auf dafür notwendige belastbare Strukturen. Dafür werde man ein Mobilitätskonzept für die Region erstellen, sagte Scherf. Man wolle zudem die erste digitale Region in Deutschland werden, auch sei geplant, die Metropolregion zu einer Start-Up-Region zu entwickeln. Man wolle damit ein Signal an die Jugend und ambitionierte junge Menschen senden: „Kommt hierher, wenn ihr etwas entwickeln wollt.“ Dazu sei es notwendig, das Bild Frankfurts als Bankenmetropole zu relativieren hinsichtlich der gerade im Landkreis Miltenberg typischen Prägung durch Industrie und mittelständische Unternehmen. „Wir müssen auch die Karte der Innovation spielen und auf die kurzen Wege zwischen Hochschule und Wirtschaft verweisen“, sagte der Landrat, denn junge Leute müssten nicht nach Berlin gehen, um kreativ und innovativ zu sein. „Hier in industriell und mittelständisch geprägten Regionen wie dem Landkreis Miltenberg haben Gründer die Chance, tolle Ideen zu entwickeln und direkt in Unternehmen zu übertragen“, so Scherf. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Kampagne „Wo, wenn nicht
hier!“, die junge Menschen und Fachkräfte in die Region (zurück-)bringen sowie halten soll. Es sei geplant, diese Kampagne zu einer Unternehmensplattform auszubauen, die Lücken zu den Schulen wolle man nach der Pandemie ebenfalls schließen.

Ganz im Sinne der Region arbeite die Initiative Bayerischer Untermain, die sich beispielsweise mit der Fachkräfteallianz um das Anwerben dringend benötigter Fachkräfte kümmert. Wichtiges neues Projekt werde auf Regionsebene sein, die Orts- und Stadtzentren zu stärken. Diese von der IHK ausgegangene und von der Initiative Bayerischer Untermain aufgenommene Idee ziele darauf, die Ortskerne als Ort der Begegnung, des Lebens und des stationären Einzelhandels zu erhalten. In die Zukunft gerichtet sei die Arbeit der Energieagentur Bayerischer Untermain, verwies der Landrat auf die aktuelle Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts. Scherf betonte, dass alle Potentiale genutzt werden müssen: „Wir müssen die Potentiale der Photovoltaik auf den Dächern noch stärker nutzen, wir brauchen PV-Freiflächenanlagen nach einem Kriterienkatalog und eine stärkere Nutzung der Windkraft neben weiteren Energieträgern
wie Wasserkraft“, betonte Scherf die Bedeutung aller sinnvollen Technologien. Dabei müsse man aber realistisch bleiben: „Als industriell geprägte Region werde man es nicht schaffen, den gesamten Energiebedarf regional zu decken.“ Dennoch gelte es, soviel regenerative Energien wie möglich vor Ort zu erzeugen. Auch den Wasserstoff gerade als Transporteur für klimaneutral erzeugten Strom verfolge man gemeinsam mit Unternehmen der Region weiter, betonte der Landrat. Für den Transformationsprozess habe man in der ZENTEC die Netzwerke für Unternehmen unter anderem um das Netzwerk „alternative
Antriebe und Energieerzeugung“ weiterentwickelt. Dynamik gewinne auch die Kooperation des Gründungszentrums in der ZENTEC, des digitalen Gründerzentrums in Aschaffenburg
und der Technischen Hochschule in Aschaffenburg.

Bildung ist einer der Schwerpunkte der Kreisentwicklung. Die berufliche Bildung spiele hierbei eine große Rolle, verwies Scherf auf die geplante Generalsanierung der Berufsschule im Schulbauprogramm 3. „100 Millionen Euro plus x“ werde man hierfür wohl investieren müssen, sagte er und informierte, dass die Raumplanungsunterlagen im Januar bei der Regierung von Unterfranken eingereicht worden seien.

Klimaschutz inklusive Energiewende sind ebenso wie eine gute Mobilität (Radwegekonzept, Taktverdichtung sowie Ausbau des Busangebots und Elektrifizierung der Maintalbahn) weitere Schwerpunkte. Scherf dankte der IHK zudem für die engagierte Mitarbeit bei der Erstellung eines Güterverkehrskonzepts zur Ermittlung der Potentiale zur Verlagerung von Güterverkehr im Landkreis auf die Schiene bzw. auf die Wasserstraße. Ebenso seien der Natur- und Artenschutz wie auch die Gesundheitsversorgung wichtige Säulen der Attraktivität des Landkreises zur Bewältigung der demographischen Herausforderung. „Im Kern geht es darum, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, damit die Menschen nicht nur gern im Landkreis Miltenberg arbeiten, sondern hier auch gerne leben“, erklärte Scherf die „Arbeitsteilung“ zwischen Wirtschaft und Kreispolitik.

Im Anschluss entwickelte sich eine längere Diskussion, in der es unter anderem um Punkte wie Mobilität, Fachkräftegewinnung, Klimaschutz und Energieversorgung ging.

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