Gemeinsamer Kampf für Erhalt des Jugendhauses St. Kilian
„Wir dürfen die Diözese Würzburg nicht aus ihrer Verantwortung für das Jugendhaus St. Kilian entlassen“ – mit diesen mehrfach getätigten Äußerungen stellte sich der Kreisausschuss am Mittwoch einmütig hinter Landrat Jens Marco Scherf, der gemeinsam mit Vertreter*innen einer Projektgruppe das Gespräch mit der Diözese sucht und die Schließung des Jugendhauses verhindern will.
Wie aus den Medien bekannt, sucht die Diözese Kooperationspartner für das defizitäre Jugendhaus, das zudem stark sanierungsbedürftig ist. Scherf, der schon mit Bischof Jung gesprochen hat, vermisst allerdings das Bemühen der Diözese, aktiv Kooperationspartner zu suchen. Ob das Haus geschlossen wird, soll noch im Jahr 2021 entschieden werden, informierte der Landrat. „Wir sind in größter Sorge“, so Scherf, der an seiner Seite unter anderem die Bürgermeister der Kommunen Miltenberg, Großheubach, Kleinheubach und Bürgstadt weiß, ebenso den Leiter des Jugendhauses, Lukas Hartmann, und den Kreisjugendring. Beim Gespräch in Würzburg habe die Diözese keine weiteren Informationen gegeben, kritisierte der Landrat. Man habe nun eine Projektgruppe „Zukunft des Jugendhauses St. Kilian“ gegründet, erklärte er. Am 25. März stehe ein Gespräch mit einem Diözesanvertreter an mit dem Ziel, eine klare Aussage zu erhalten, welchen Beitrag die Diözese zum Erhalt des Jugendhauses leisten will.
Der Landrat hatte zuvor unter anderem die Offenlegung der notwendigen Unterlagen zum Betrieb, zu notwendigen Investitionen sowie der strategischen Ausrichtung gefordert. Allerdings verfestige sich in ihm der Eindruck, das Bistum wolle keine Defizite mehr für die kirchliche Bildungsarbeit in den Tagungs- und Jugendhäusern tragen und suche alternative Träger des Defizits, bedauerte Scherf. Die Kirche rücke in der Seelsorge immer weiter weg von den Menschen, so eine von mehreren Wortmeldungen aus dem Gremium.
Der Kreisausschuss sah die nun rechtlich mögliche audiovisuelle Zuschaltung von Kreistagsmitgliedern zu Präsenzsitzungen grundsätzlich positiv, will sich aber erst später festlegen. Laut der geänderten Landkreisordnung sei diese digitale Lösung nun möglich, erklärte Kommunaljurist Oliver Feil. Es sei aber den Kreistagen überlassen, dies auch umzusetzen – und selbst zu bezahlen. Sollte man das in Betracht ziehen, sei eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Kreistag notwendig. Feil ging ausführlich auf die Vor-und Nachteile dieser Lösung ein. Dass die Umsetzung komplex ist, belegte er mit Beispielen zur Technik, den Abstimmungen, der Nichtöffentlichkeit sowie der optischen und akustischen Wahrnehmbarkeit.
Dass es nötig ist, mit der Zeit zu gehen, war im Gremium mehrheitlich unstrittig. Als Hindernis erweist sich aber die Tatsache, dass die Aufträge zur Medientechnik im Landratsamt bereits vergeben sind. Das Gremium einigte sich daher darauf, die Medientechnik nach neuesten technischen Gesichtspunkten zu erneuern und, wenn erwünscht, später zu erweitern. Eine zu bildende Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Kreistagsfraktionen soll diesen Prozess begleiten.
Die Linienbündel "Elsavatal" und "Regiobus Miltenberg" sind laut Landrat nach der Neuvergabe sehr gut gestartet; den Nahverkehrsbeauftragten hat bislang keine einzige Beschwerde erreicht. Die Fraktion der Neuen Mitte hatte zuvor einen Bericht zur Betriebsübernahme durch das Unternehmen Gute Reise Hauck beantragt und stellte, so Fraktionsvorsitzender Günther Oettinger fest: „Der Busverkehr läuft reibungslos!“ Landrat Jens Marco Scherf sprach von einem sehr zuverlässigen Betrieb und lobte die im Landkreis Miltenberg tätigen Busunternehmen. Nachdem vom vormaligen Betreiber des Linienbündels „Elsavatal“ drei Fahrten im Schulverkehr in der Relation Eschau-Wildensee irrtümlich aus der separaten Schulverkehrslinie 74 gestrichen worden waren, seien die Fahrten zu Beginn des wieder aufgenommenen Präsenzunterrichts am 22. Februar in die Linie 83 eingepflegt worden.
Zur Überraschung von Landrat und Betreiber seien die als Rufbus angedachten Verkehre auf den Linien 64, 81, 83 und 87 bislang so gut angenommen worden, sodass sie nun als feste Linienfahrten konzipiert wurden. Sogar an Samstagen und Sonntagen würden die Busse regelmäßig genutzt, womit ein Rufbus derzeit nicht zielführend sei. Lediglich auf der Linie 87 sollen an Samstagen und Sonntagen Rufbusse eingesetzt werden, da hier weniger Fahrgäste zu verzeichnen sind. Diesen Vorschlägen stimmte der Ausschuss einstimmig zu und beauftragte die Verwaltung, den weiteren Bedarf an Rufbussen außerhalb des bisherigen Fahrplans auf diesen Linien zu untersuchen und umzusetzen. Ergänzend teilte der Landrat mit, dass die Erweiterung der Linie 82 nach Hardheim, gefahren von der Fa. Ehrlich Touristik, sehr gut angenommen wird.
Laut Landrat ist der Gesellschaftervertrag zur Gründung der Aschaffenburg-Miltenberg-Nahverkehrsgesellschaft (AMINA) beurkundet, als Beirat fungiert die bisherige ARGE ÖPNV. Die Stelle des Geschäftsführers sei ausgeschrieben, der Landkreis Aschaffenburg stelle der AMINA geeignete Büroräume zur Verfügung. Die Beirats-Vereinbarung wird überarbeitet und anschließend neu gefasst. Als neue Juristin und Leiterin der Abteilung 3, Sicherheit und Ordnung, hat sich am Mittwoch Pia Plappert vorgestellt. Die junge Juristin, die in Jena studierte und aus dem Landkreis Fulda stammt, komplettiert damit das staatliche Juristen-Quartett im Landratsamt. Sie habe sich bewusst für Miltenberg entschieden, sagte Plappert und freute sich auf die Arbeit in der Verwaltung.
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