Auch Kreistag Miltenberg stimmt Fusion der Sparkassen zu

Nach der einstimmigen Entscheidung des Miltenberger Kreistags am Donnerstag, 29. Juni, und der vorausgegangenen Zustimmung des zuständigen Gremiums aus Aschaffenburg steht nun fest: Die Sparkassen Miltenberg-Obernburg und Aschaffenburg-Alzenau verschmelzen zum 1. April 2024 zur Sparkasse Aschaffenburg-Miltenberg.

Bereits früh habe man den Kreistag und die Öffentlichkeit über Sondierungsgespräche über einen möglichen Zusammenschluss informiert, erläuterte Landrat Jens Marco Scherf im Kreistag. Da beide Häuser gesund und erfolgreich seien, bestehe keine Notwendigkeit zur Fusion – was Machbarkeitsstudie bestätigt habe. Allerdings, so der Landrat, seien „die beachtlichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft in einer neuen, gemeinsamen Sparkasse deutlich besser zu bewältigen.“ Der Landrat führte unter anderem die Vorteile aus betriebswirtschaftlicher Sicht an, die Synergieeffekte bei den Kosten sowie eine bessere Wettbewerbsfähigkeit brächten. „Ich verspreche mir eine nachhaltige Stärkung unseres Wirtschaftraumes“, stellte Scherf fest und glaubt, dass sich eine fusionierte Sparkasse bei der Finanzierung größerer Investitionen deutlich leichter tun wird – beispielsweise im Hinblick auf die immensen Herausforderungen bei der Transformation der Wirtschaft in Sachen Energie und digitaler Transformation. Vor allem der Mittelstand werde von einer noch leistungsfähigeren Sparkasse profitieren, aber eine wirtschaftlich erfolgreiche Sparkasse bedeute auch höhere Gewerbesteuereinnahmen für die Kommunen. „Der Fusionsvertrag ist ein starkes Plädoyer auch für die Interessen des Landkreises Miltenberg“, zeigte sich der Landrat überzeugt, denn die Sparkasse werde weiter vor Ort und nah bei den
Kunden sein. Miltenberg sei zudem neben Aschaffenburg als weiterer Sitz – auch mit temporärer Vorstandspräsenz – benannt. Neben den Beratungseinheiten sollen auch zentrale Bereiche der Sparkassen an beiden Standorten beheimatet bleiben. Viele Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner würden vor Ort gleichbleiben, so Scherf, ebenso dezentrale Entscheidungskompetenzen. Die Sparkasse werde auch in Zukunft ihre Rolle als wichtiger Förderer in der Region ausfüllen und gemeinnützige Vorhaben unterstützen. Mit rund 1.100 Mitarbeitenden werde die gemeinsame Sparkasse ein bedeutender Arbeitgeber am bayerischen Untermain mit attraktiven Ausbildungs- und Arbeitsplätzen nicht nur für die jungen Leute vor Ort, sondern auch für Fachkräfte.

Philipp Ehni, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Miltenberg-Obernburg, berichtete von „konstruktiven Verhandlungen auf Augenhöhe“. „Fusionsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen“, versprach er, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe man kontinuierlich über den Fortgang der Gespräche zum Fusionsprozess informiert und der überwiegende Teil halte die Fusion für einen guten Schritt. Die Berater:innen sollten soweit wie möglich auf ihren Stellen bleiben, kündigte er an, auch sah er keinen weiteren Anpassungsbedarf beim Personal sowie beim Filialnetz. „Die meisten Mitarbeitenden würden an ihren Arbeitsorten bleiben, auch biete man mobiles Arbeiten an. Auch ihre Aufgaben würden zumeist bleiben wie bisher. Im Stabsbereich sehe es aufgrund von Synergieeffekten anders aus, denn es werde manche Aufgaben nur noch einmal geben. Aber, so Ehni, „es gibt Arbeit genug für alle und mit etwas Flexibilität auf beiden Seiten werde man gute Lösungen finden. Karrierechancen werde es weiter geben, auf mittlere Sicht sogar mehr Führungsstellen und Stellen für hochqualifizierte Spezialisten. Auch in Sachen Ausbildung wolle man neue Wege gehen und attraktiver werden, kündigte Ehni an. Als größeres Unternehmen werde man bessere Möglichkeiten haben, dem Fachkräftemangel zu begegnen.Ein weiterer Vorteil der Fusion sei, dass man in Sachen Beratung neue Optionen habe – etwa im Hinblick auf Dienstleistungen rund um das Thema Generationenmanagement. Auch wolle man für wichtige Themen mehr Spezialisten aus- und weiterbilden, beispielsweise für die Finanzierung von Modernisierungen von Wohngebäuden. Auch bei der Versorgung der regionalen Wirtschaft mit Krediten werde der Spielraum größer – etwa wenn es um hohe Summen bei der Finanzierung von Projekten der Energiewende geht.
Damit die Fusion gelinge, komme es nicht in erster Linie auf Bilanzen an, sondern vielmehr auf gegenseitiges Vertrauen, gemeinsame Ziel- und Wertvorstellungen und den wertschätzenden Umgang miteinander. Die Vertrauensbasis unter den beiden Sparkassen sei vorhanden, versicherte der Vorstandsvorsitzende, weshalb er bei der Fusion „ein gutes Gefühl“ habe. Den Fusionsvertrag bezeichnete er auch im Namen seines Vorstandskollegen Simon Eifert als „ausgewogenes Paket“, die Fusion sei „ein guter Schritt für die Sparkasse und den Landkreis Miltenberg.“

Vertreter aller Fraktionen begrüßten in Stellungnahmen die Fusion und lobten die transparente Vorgehensweise durch die frühzeitige Information von Kreistag und Öffentlichkeit bereits im Dezember 2022.

Einstimmig sagte der Kreistag am Ende Ja zur Fusion zum 1. April 2024 mit rückwirkendem Zeitpunkt vom 1. Januar 2024, dass der Zweckverband Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau Trägerzweckverband des Fusionsinstituts wird und dass der Landkreis Miltenberg diesem Zweckverband zum 1. April 2024 als Mitglied beitritt. Vom 1. April 2024 an entsendet der Landkreis neun Verbandsräte und Verbandsrätinnen sowie deren Stellvertretung in den Trägerzweckverband. Der Landrat gehört als „geborenem Verbandsrat“ wie auch sein Stellvertreter dem Trägerverband an, das Vorschlagsrecht für die acht weiteren Sitze verteilt sich auf CSU (drei) sowie Freie Wähler, Grüne, SPD, Neue Mitte und FDP (jeweils einer). Die Mitglieder müssen jeweils ihre fachliche Eignung nachweisen.

Neuer Stellvertreter: Aufgrund des Ausscheidens von Kreisrat Jörg Reinmuth (FDP), der im Verwaltungsrat der Sparkasse Miltenberg-Obernburg Stellvertreter von Frank Zimmermann war, wählte der Kreistag in Markus Krebs (FDP) einen neuen Stellvertreter.

Sparkassen-Bilanz 2022: Dass die Sparkasse Miltenberg-Obernburg wirtschaftlich gesund ist, hatte deren Vorstandsvorsitzender Philipp Ehni vor der Fusionsdiskussion mit Vorlage der Jahresbilanz 2022 unterstrichen. Dass die Sparkasse so gut dastehe, sei zu einem guten Teil dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Thomas Feußner zu verdanken, der mittlerweile im Ruhestand sei, aber auch dem gesamte Team der Sparkasse. „Wir stehen in vielen Bereichen gut da“, sagte Ehni, der im Hinblick auf die Fusion von „zwei gesunden Häusern“ sprach. „Der Zins ist zurück“, damit könne man das Jahr 2022 charakterisieren. Unter Berücksichtigung aller Umstände sei man mit dem Jahr 2022 zufrieden. So habe man nach Jahren des Gewinnrückgangs den Trend stoppen und im operativen Ergebnis wieder zulegen können: Der Bilanzgewinn stieg um 20,8 Prozent von 1,77 auf 2,13 Millionen Euro. Dabei hätten die Zinsen etwas geholfen, so Ehni. Kräftig gewachsen sei man im Kreditgeschäft mit einem Plus von 5,7 Prozent. Sowohl beim anvertrauten Vermögen (von 2,826 auf 2,798 Millionen Euro) wie auch bei der Bilanzsumme (- 5,3 Prozent von 2,214 auf 2,097 Millionen Euro) seien Rückgänge zu verzeichnen, wobei dies bei der Bilanzsumme vor allem auf strukturelle Effekte zurückzuführen sei. Das Eigenkapital wurde weiter gestärkt und wuchs um 1,6 Prozent von 135 auf 137 Millionen Euro. Erfreulich sei zudem, dass der Gesamtbestand an Wertpapieren in den Kundendepots um zwei Prozent gestiegen sei. Bei den Immobilien sehe man einen erheblichen Rückgang im Kredit-Neugeschäft, vor allem im zweiten Halbjahr 2022. Dennoch sei es gelungen, die Ausleihungen um 5,7 Prozent von 1,167 auf 1,233 Millionen Euro zu steigern. Eine Renaissance habe dagegen das Neugeschäft mit Bausparverträgen erlebt, verwies Ehni auf ein Plus von 76 Prozent, denn „der Wunsch nach den eigenen vier Wänden bleibt ungebrochen.

Die Investitionen in die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen bewertete Ehni als nachhaltige Investitionen. Mittlerweile würden 77 Prozent der Girokonten online geführt (ein Anstieg von 6,5 Prozent), die Sparkassenapp werde von rund 24.000 Kunden genutzt (ein Anstieg um 7,5 Prozent). Die Sparkasse bleibe dennoch vor Ort präsent, verwies der Vorstandsvorsitzende auf die Geschäftsstellen, die Bargeldversorgung und die Beratung. Für das Engagement in den Kommunen spreche beispielsweise der Sparkassen-Neubau in Elsenfeld, die Umgestaltung der Hauptstelle in Miltenberg, aber auch der geplante Bau einer neuen Geschäftsstelle in Wörth. Rund 16 Millionen Euro nehme man für dieses Gesamtpaket in die Hand, sagte Ehni. „Die Sparkasse hat ihre Hausaufgaben gemacht und ist auf der Höhe der Zeit“, so sein Fazit.

Schülerbeförderung: Einstimmig sagte der Kreistag Ja zu einem Empfehlungsbeschluss aus dem Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales. Demnach soll der Fahrkartenbezug im Rahmen der Schülerbeförderung weiterhin dauerhaft regional über eines der VAB-Unternehmen oder die AMINA erfolgen. Die Verwaltung soll alle Maßnahmen umsetzen können, um den Bezug der Fahrkarten dauerhaft sicherzustellen.

Anfragen: Die Anfrage von Kreisrätin Stefanie Walter, ob der Landkreis weitere neue dezentrale Flüchtlingsunterkünfte in Miltenberg anmieten will, verneinte Landrat Jens Marco Scherf, ihm seien derzeit keine weiteren Objekte bekannt. Die Unterkunft in der Mainstraße werde nach dem Umbau vermutlich erst spät in diesem Jahr in Betrieb gehen. Die Anfrage von Kreisrat Martin Stock nach dem neuen Betreiber des AWO-Jugendgästehauses Klotzenhof beantwortete Scherf mit dem Verweis auf die Bemühungen des Landratsamtes, die Suche nach einem Investor und einem Betreiber zu unterstützen, allerdings gebe es noch einige zu klärende Sachverhalte.

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