Bürger entwickeln die beste aller möglichen Welten - nach Corona
Leben mit der Nachbarschaft und für die Eine Welt
In nur zwei Videokonferenzen mit offener Beteiligung entwickelten Menschen aus der Region Aschaffenburg - Miltenberg - Main-Spessart notwendige Reformen, wie sie für ein besseres Leben nach der Corona-Krise gestaltet werden müssen. In der nun durchgeführten zweiten Runde werteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen der Krisensituation in frei gewählten Themengruppen aus und definierten Impulse für das Leben in der direkten Nachbarschaft, wie auch für die Entwicklung der Einen Welt. Ausgangspunkt der Diskussion war die Erkenntnis, dass das aktuelle Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung zu wenig inhaltliche Orientierung gibt und im Schwerpunkt ein ungesteuertes Wirtschafts-Konjunktur-Paket ist. Die Teilnehmenden gaben hier deutlich mehr Profil und wollen ihren Ansatz auch in die Regierungsmaßnahmen hinein kommunizieren.
Die Berichte aus dem Erleben von Nachbarschaft und lokaler Öffentlichkeit zeigten, dass die Corona-Krise in weiten Teilen positive Entwicklungen befördert hat. So wollen die Teilnehmer auch zukünftig die kurzen Gespräche über den Zaun zu pflegen oder plädieren dafür die kurzfristig aufgezogenen Nachbarschaftshilfen nun auf Dauer zu stellen. Insbesondere auch die Musik- und Kunstaktionen im öffentlichen Raum sollen ein Anlass sein, diese jährlich zu wiederholen; vielleicht auch um traditionelle Feste nach der Krisenzeit wieder mit neuem Leben zu füllen. Vielfach als Ausfallerscheinung wurde das Agieren der katholischen Kirche erlebt (auch die Themengruppe „Glaube & Kirche“ viel mangels Interesse der Teilnehmenden aus). Die Fixierung auf Administration und Regeln verhinderte eine seelsorgerliche Ansprache in schweren Zeiten. Hier sehen die beteiligen Personen die Kirche herausgefordert, sich vor Ort neu zu erfinden.
Besonders schwungvoll wurden die Erfahrungen aus der Corona-Bewältigung für die die noch ausstehende Rettung von Klima und Umwelt genutzt. Die grundlegende Erfahrung, dass die Weltgesellschaft in der Lage ist, zur Rettung von Leib und Leben auch schnell einschneidende Veränderungen umzusetzen wurde als Schlüsselerlebnis gesehen. Nun sieht man auch hier echte Möglichkeiten, z. B. durch eine deutlich erhöhte Verrechnung von CO2-Kosten, einer Umstellung von Wirtschaft und Konsum auf umweltschonende Produkte und Prozesse, eine Beteiligung der Bürger in Genossenschaften, eine konsequenten internationalen Zusammenarbeit, etc. und nicht zu Letzt auch ein aktiven Bildungs- und Vertretungsarbeit.
Mit diesen Ansätzen bewegte sich die Diskussion schon zwischen lokalen Handeln und globalem Anspruch. Diese Perspektive wurde von einer weiteren Themengruppe genauer untersucht und auch hier fanden sich klare Worte: „Die Starken müssen den Schwachen helfen!“ oder „Alle Freihandelsabkommen müssen auf den Prüfstand!“ Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Welt nach Corona nur dann besser wird, wenn innerhalb der EU und auch Weltweit die Ungerechtigkeiten kleiner werden und damit die Würde des Menschen mit einem neuen Anspruch in den Mittelpunkt des politischen Handelns gestellt wird. Die Erfahrung von Einschränkung, Entschleunigung und Gefahr ist nach Ansicht vieler Teilnehmenden der Moment, in dem Veränderung wirklich möglich ist. Damit dies nicht nur als Forderung im Raum stehen bleibt findet am Donnerstag, den 18. Juni um 18.30 Uhr ein weiteres Open-Webinar statt. Auch hier können weitere Bürgerinnen und Bürger dazu kommen, um das bisher entwickelte „Best Case Szenario“ (Die Beste aller möglichen Welten) in seiner Gesamtheit zu diskutieren und das weitere Vorgehen für dessen Verbreitung zu abzustimmen.
Mehr Informationen und Anmeldung unter www.kab-miltenberg.de
Den aktuellen Stand der Dokumentation finden Sie hier.
Autor:Joachim Schmitt aus Niedernberg |
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